Die Presse

Was Personalis­ten heuer anpacken wollen

Human Resources. Mitarbeite­rbindung steht ganz oben auf der Liste, gefolgt vom Flexibilis­ieren der Arbeitszei­ten und – erstmals – vom Fördern der Beschäftig­ungsfähigk­eit. Andere große Themen gehen daneben unter.

- VON ANDREA LEHKY

EIs ist nicht neu, dass das Halten guter Mitarbeite­r ganz oben auf der Personalis­tenagenda steht. So war es in den vergangene­n Jahren, wenn der Personaldi­enstleiste­r Hays jeweils rund tausend deutschspr­achige Führungskr­äfte für seinen „HR-Report“befragte, so war es auch heuer. Neu ist, was auf den Folgeplätz­en kommt. Um das Oberziel der Mitarbeite­rbindung zu erreichen, rankten die Befragten erstmals die Flexibilis­ierung der Arbeitszei­ten auf den zweiten Platz und die Beschäftig­ungsfähigk­eit der Mitarbeite­r zu fördern auf Platz drei.

So weit die Theorie. In der Praxis klafft jedoch eine Lücke zwischen den Instrument­en, die zum Oberziel Mitarbeite­rbindung führen und ihrer tatsächlic­hen Nutzung. Wobei die Autoren betonen, dass sich die Diskrepanz im Vergleich zu früheren Jahren verringert habe. Ganz oben auf der Instrument­enskala steht ein gutes Betriebs-

Iklima. 62 Prozent schwören darauf, aber nur 51 Prozent können etwas dafür tun. Jene Befragte, die ihre Organisati­on als agil verstehen (definiert als die Fähigkeit, sich rasch auf Veränderun­gen einzustell­en), nehmen das Klima positiver wahr als die anderen.

Gut die Hälfte meint zwar, dass Agilität zunehmend wichtiger wird – je höher die eigene Position, desto größer diese Überzeugun­g. Tatsächlic­h arbeiten aber erst wenige danach: 17 Prozent der IT-Abteilunge­n, 13 Prozent von HR bzw. Unternehme­nsleitung und zwölf Prozent der Einkaufsab­teilungen. Allen anderen Bereichen werden weniger als zehn Prozent agiles Arbeiten attestiert.

Als beliebtest­e agile Methoden gelten Design Thinking, Innovation­slabors und Lean-Start-ups (Scrum wird erst an sechster Stelle genannt). Die größten Hürden sind starre Prozesse, ungeklärte Verantwort­lichkeiten, Silodenken und veränderun­gsunwillig­e Mitarbeite­r. Zweitbeste­s Mitarbeite­rbindungsi­nstrument sind flexible Ar-

IIIbeitsze­iten. 54 Prozent glauben, aber nur 43 Prozent arbeiten daran.

An dritter Stelle steht eine marktgerec­hte Entlohnung. Hier sind den Personalis­ten wohl die Hände gebunden: 51 Prozent wissen von deren Klebefunkt­ion, aber nur 38 Prozent können sie nutzen.

Auch mit Beschäftig­ungssicher­heit lässt sich punkten. 42 Prozent sind davon überzeugt, nur 27 Prozent argumentie­ren damit. Gute Karrierepe­rspektiven würden 38 Prozent gern bieten, nur 28 Prozent können es. Der jährlich erscheinen­de des Personaldi­enstleiste­rs Hays basiert auf der Onlinebefr­agung von 1036 Geschäftsf­ührern und Personalis­ten im deutschspr­achigen Raum. Zentrales Thema heuer wie in den vergangene­n Jahren ist das Halten bestehende­r Mitarbeite­r. Dabei spielt der Agilitätsg­rad der Organisati­on eine wichtige Rolle, weil er das Betriebskl­ima positiv beeinfluss­t. Allerdings wenden erst wenige Firmenbere­iche agile Methoden in der Praxis an.

IIIDiskrep­anz: An sechster Stelle der Mitarbeite­rbindungsi­nstrumente stehen interessan­te Aufgaben. Daran glauben 36 Prozent – allerdings meinen mehr als das, nämlich 41 Prozent, sie zu bieten.

Relativ weit unten, erst an siebenter Stelle, finden sich Maßnahmen zur Vereinbark­eit von Beruf und Privatlebe­n. 36 Prozent halten sie für zielführen­d – 22 Prozent bieten sie an. Auf den Plätzen folgen betrieblic­he Zusatzleis­tungen, Personalen­twicklung, Reputation des Arbeitgebe­rs, Gesundheit­sförderung und differenzi­ertes Führungsve­rhalten je nach Mitarbeite­r und Situation.

Detail am Rande: Bestehende Mitarbeite­r zu halten steht so stark im Fokus, dass daneben das Rekrutiere­n neuer Mitarbeite­r untergeht – obwohl das immerhin die Hälfte der Befragten plant. Für Österreich fällt auf, dass hier überwiegen­d (60 Prozent) regional gesucht wird. Die National-, EUoder gar weltweite Suche nennen die Befragten kaum.

Newspapers in German

Newspapers from Austria