Türkei verstärkt Angriffe auf Kurden-Milizen
Luftwaffe bombardiert in Nordsyrien und im Nordirak. Berichte über zivile Opfer.
Die Türkei intensiviert ihre Militäroperation gegen kurdische Einheiten. Am Dienstag griffen die türkischen Streitkräfte nicht nur erneut die Region um die Stadt Afrin im Nordwesten Syriens an. Laut lokalen Berichten sollen auch Artilleriegranaten am Rande von Qamishli im Nordosten Syriens niedergegangen sein. Die 200.000 Einwohner zählende Stadt befindet sich im äußersten Osten der vorwiegend von Kurden bewohnten Region. Dieses Gebiet besitzt de facto eine Autonomie und steht unter der Kontrolle der Partei der Demokratischen Union (PYD) und der Volksverteidigungseinheiten (YPG). PYD und YPG gelten als Schwesterorganisationen der Arbeiterpartei Kurdistans (PKK), die einen Untergrundkrieg in der Türkei führt.
Im Zuge ihrer Militäroffensive bombardierte die türkische Luftwaffe nun auch Stellungen der PKK in der nordirakischen Region Zap. Im kurdischen Nordirak liegen die Rückzugsgebiete der PKK.
Die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte meldete am Dienstag heftige Gefechte um Afrin in Nordwestsyrien. Dort versuchen türkische Panzer gemeinsam mit verbündeten Milizionären der sogenannten Freien Syrischen Armee (FSA) vorzurücken. Die kurdischen YPG-Kämpfer leisten nach eigenen Angaben massiven Widerstand. Sie meldeten unter anderem den Abschuss türkischer Panzer.
Die Beobachtungsstelle für Menschenrechte, die sich auf ein Netz aus Aktivisten in Syrien stützt, gab die Zahl der bisher Gefallenen mit 58 an, darunter 26 kurdische Kämpfer, 25 protürkische Rebellen und sieben nicht identifizierte Tote. Laut der in Großbritannien ansässigen Organisation wurden zudem 22 Zivilisten bei der türkischen Offensive getötet.
Ankara weist Berichte über zivile Opfer als „Propaganda“zurück. Proteste gegen die Offensive werden in der Türkei durch Polizei unterdrückt, Kritik in den sozialen Medien verfolgt. (APA/AFP/dpa/red.)