Neustart nach 25 Jahren: Alles soll anders werden
Die bekannte Wirtschaftskanzlei Kunz Schima Wallentin löst sich 25 Jahre nach ihrer Gründung auf. Auch andernorts gibt es Veränderungen. „Sind zu dem Ergebnis gekommen, dass es jeder ohne den anderen besser kann.“
Vor 25 Jahren haben Peter Kunz, Georg Schima und die Brüder Thomas und Eberhard Wallentin die Wirtschaftskanzlei Kunz Schima Wallentin (KWS) gegründet. Im Juni trennen sich jedoch ihre Wege. Die Sozietät löst sich auf. Eine Entscheidung, die nach den Turbulenzen des vergangenen Jahres nicht überrascht. „25 Jahre war KSW ein Erfolgsmodell, aber als Unternehmen waren wir zu wenig integriert“, erklärt Gründungspartner Schima die Trennung. „Das ist so wie nach einer langjährigen Ehe. Niemandem ist die Entscheidung leicht gefallen. Zum Schluss sind wir zum Ergebnis gekommen, dass es jeder ohne den anderen besser kann“, sagt Kunz.
Er wird mit „den beiden Wallentins“, den Anwälten Daniel Liemberger und Thomas Seeber am bisherigen Standort bleiben. „Neustart, Veränderung, Dynamisierung“, gibt Kunz nun als Devise aus. Was das genau heißen soll, steht allerdings noch nicht fest. Jedenfalls wollen die verbleibenden Partner auf ein Team von etwa acht bis zehn Anwälten anwachsen. Derzeit führt Kunz Verhandlungen mit Kollegen über neue Partnerschaften. Wie bisher sollen die Kerngebiete Gesellschaftsrecht, M&A, Immobilien- und Bankenrecht bleiben. Anders als früher, sei das erklärte Ziel nun, „jungen Partnern Platz zu geben, sich zu entwickeln, und so eine Transformation möglich zu machen, die bisher nicht stattgefunden hat.“
Konkreter klingen die Statusmeldungen von Arbeits- und Gesellschaftsrechtsexperten Georg Schima und seinen Partnern Birgit Vogt-Majarek, Gert Wallisch und Wolfgang Sindelar. Gemeinsam mit dem gesamten Arbeitsrechtsteam von KSW beziehen sie Mitte des Jahres neue Räumlichkeiten in der Nähe des Campus der Wirtschaftsuniversität. Ihre Expertise in den Bereichen Arbeits-, Gesellschaftsund Bankenrecht will Schima künftig ausbauen. Deshalb hat er sich schon seit einiger Zeit am Markt umgesehen. Erstes Ergebnis der Rundschau: Eine Fusion mit der Wiener Kanzlei Starlinger Mayer.
Die beiden Anwälte Thomas Starlinger und Christian Mayer haben ihr Unternehmen erst 2015 gegründet und sich bisher vor allem auf Energie- und Kartellrecht konzentriert.
Die kleine Einheit ist erfolgreich unterwegs. Was bewegt die beiden Gründer also dazu, die gut funktionierende Struktur zu ändern? „Wir haben über die Jahre bemerkt, dass wir noch viel mehr machen könnten, und deshalb immer wieder mit anderen Kanzleien gesprochen“, sagt Mayer. „Doch erst dieses Mal hatten wir das Gefühl, es könnte funktionieren, einfach weil das Setup passt.“Die 25-köpfige Sozietät wird – vorerst – Schima Mayer Starlinger heißen – Änderungen vorbehalten. Denn geht es nach den drei Genannten, soll es mit der fachlichen, aber auch mit der lokalen Expansion zügig weitergehen. Vor allem im Wirtschaftsstrafrecht, im öffentlichen Wirtschafts- und Immobilienrecht soll es alsbald Zuwachs geben. Darüber hinaus plant Schima, mittelfristig auch Standorte in Innsbruck und Vaduz zu eröffnen.
Noch mehr Fokus auf Steuerrecht
Veränderungen gibt es auch in anderen Wirtschaftskanzleien: Wolf Theiss muss den Abgang des Steuerrechtsexperten Benjamin Twardosz und seines Teams verschmerzen. Während er bei Wolf Theiss nicht zu den Equity-Partnern zählte, gehört Twardosz bei sei- ner neuen Kanzlei Cerha Hempel Spiegelfeld Hlawati (CHSH) sehr wohl zu dieser Riege. Ein Grund, weshalb sich der 37-jährige neu orientiert hat. „Für mich waren nur Kanzleien interessant, in denen es schon eine Steuerrechtspraxis gibt, denn nur dann ist es dem Einzelnen möglich, sich zu spezialisieren“, sagt Twardosz.
CHSH ist schon seit vielen Jahren im Steuerrecht mit den beiden Partnern Johannes Prinz und Peter Knobel sehr gut aufgestellt. Twardosz stelle – menschlich wie fachlich – eine sehr willkommene Bereicherung da, sagt Prinz zur „Presse“.
Das Tax-Department von CHSH zählt mit den Neuzugängen nun neben dem der internationalen Wirtschaftskanzlei Freshfields zu den größten in Österreich. Ein Kriterium, das Bedeutung hat. Neben der Qualität ist es nämlich die Größe, die beim Wettbewerb um komplexe internationale Mandate häufig den Ausschlag gibt.
Bei Wolf Theiss ist man indes auf der Suche nach Ersatz für Twardosz. Der verbleibende Tax-Partner Niklas Schmidt und seine Juristen halten aber ohnedies die Stellung.