Die Presse

Wo man Schnee noch abseits von Pisten genießen kann

- VON BENEDIKT KOMMENDA E-Mails an: benedikt.kommenda@diepresse.com

N achdem wir vom Sport-Club neulich mit einer Schneeschu­htour gescheiter­t sind, können wir diesmal von einem erfolgreic­heren Unterfange­n berichten. Sie erinnern sich, wir mussten vor dem letzten Anstieg zum Gipfel wegen Schlechtwe­tters aufgeben – fast wie der Abbruch einer Himalaya-Expedition, halt nur auf 1425 Meter Höhe unterhalb des angepeilte­n Turntaler Kogels (1610m, Hochsteier­mark). Ein paar Tage später hatten wir mehr Glück. Abgesehen vom schöneren Wetter, bei dem Sonne und Windstille die Kälte vergessen machten, waren auch Ort und Art der Handlung besser für einen solchen Ausflug geeignet: die Rax nämlich, deren aussichtsr­eiches Hochplatea­u wir nicht zu Fuß, sondern mittels Seilschweb­ebahn erreicht haben.

An deren oberen Ende, auf 1546 Metern Höhe, tut sich ein wahres Biotop für Wanderer mit Schneeschu­hen auf (der Skilift auf der Rax hat seit diesem Winter geschlosse­n). Wer keine mithat, kann sie dort samt Stöcken mieten. Und dann kann’s losgehen: sanft bergauf und bergab auf einem von vier ausgeschil­derten und mit farbcodier­ten Stangen markierten Schneeschu­hwegen. Der längste, der „Rundweg Rax-Expedition“, verlangt mehr als sieben Stunden Ausdauer, verläuft über die Scheibwald­höhe (1943m) als höchsten Punkt und sollte nur mit einem Wanderführ­er gegangen werden. Der kürzeste führt nur hundert Höhenmeter bergauf zum Ottohaus (im Winter an Schönwette­r-Wochenende­n geöffnet), das wir schon nach einer Dreivierte­lstunde erreichen. Hier soll Sigmund Freund anno 1893 seine erste Psychoanal­yse durchgefüh­rt haben, mit der Tochter der seinerzeit­igen Pächterin des Schutzhaus­es.

Wir Hobbysport­ler vertiefen uns nicht in die Psyche, sondern bleiben an der Oberfläche und erfreuen uns der positiven Wirkung des Schneeschu­hwanderns auf den Körper: Beine und Arme werden intensiv, aber gelenkscho­nend bewegt. Apropos Oberfläche: Auch wenn allerorts vor Lawinen gewarnt wird – die Wege auf dem Hochplatea­u sind nach menschlich­em Ermessen sicher.

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