BMW und Daimler legen Carsharing zusammen
Mobilität. Die Autobauer wollen ihre Töchter Drive Now und Car2Go fusionieren. Denn das Geschäft ist ein Verlust und die Zukunft ungewiss.
Die Carsharing-Angebote Car2Go (von Daimler gegründet) und DriveNow (hinter dem BMW und Sixt stehen) sollen fusioniert werden. Die Verhandlungen darüber sollen in der Zielgeraden sein.
Daimler und BMW sind Erzrivalen im Kampf um die Käufer von Premiumautos. Umso erstaunlicher ist, dass die beiden Konzerne bei ihren Carsharing-Töchtern wohl bald gemeinsame Sache machen. Schon länger gab es Gerüchte, dass die Münchner ihr Drive Now mit dem Car2Go der Stuttgarter fusionieren wollen. Nun sei man nach einem Jahr Verhandlungen in der Zielgeraden, hat die „FAZ“berichtet. Lang gefeilscht wurde offenbar um die künftige Stellung des Autovermieters Sixt, bisher bei Drive Now der gleichberechtigte Partner von BMW.
Warum aber finden die beiden Autobauer zusammen? Das „Taxi zum Selberfahren“ist auch für die Marktführer ein Verlustgeschäft. Es rentiert sich bisher nur in wenigen deutschsprachigen Großstädten. Und die Nachfrage? Bereits gesättigt ist das Segment der „stationsbasierten“Autos, die meist in Garagen stehen und für etwas längere Fahrten gebucht werden. Dafür gibt es aber andere, weniger bekannte Anbieter. Bei den geteilten Autos für kurze Strecken, die wie Drive Now und Car2Go auf wechselnden Plätzen an der Straße parken, täuscht der Augenschein ein wenig. Zwar zeigen die jüngsten deutschen Verbandszahlen (für 2016): Die Zahl der abgedeckten Städte sta- gniert, die Flotten wachsen nur schwach. Aber die Zahl der Nutzer stieg um 50 Prozent auf 1,3 Mio. – und damit die Auslastung. Dennoch: Über vier Stunden am Tag kommen auch die beiden Marktführer nicht.
Legen sie IT, Verwaltung und Plattform zusammen, lässt sich einiges an Kosten sparen, auch wenn es bei getrennten Marken bleibt. Zudem legt das fragmentierte Segment in Europa eine Konsolidierung nahe.
Rauer noch weht der Gegenwind auf dem globalen Markt. In den USA geht der Trend viel stärker zu Taxi-Ersatzdiensten mit Chauffeur, wie Uber und Lyft. Auch MitfahrPlattformen wie Drivy und Liftshare sind eine Konkurrenz. In China ist das Interesse zwar groß, aber Geld lässt sich dort noch weniger verdienen – die Tarife müssen sich an den sehr billigen Taxis orientieren. Und weltweit ist die Zukunft ungewiss: Sollten sich selbstfahrende Robotertaxis durchsetzen, war die Carsharing-Idee der Autokonzerne nur eine Übergangslösung. Immerhin hätten sie dann viele Daten über die Lebensweise von jungen Großstadtmenschen gesammelt und diese durch wiederholte Probefahrten zum späteren Kauf ihrer Modelle animiert. Und vielleicht war das am Ende ja auch der Hauptzweck der Übung. (gau)