Die Presse

Landeshaup­tfrau Johanna Mikl-Leitner fordert eine „tiefgreife­nde Aufklärung“in der Causa Udo Landbauer. Ein Arbeitsübe­reinkommen schließt sie mit niemandem aus.

Niederöste­rreich.

- VON IRIS BONAVIDA

Die Presse: Sie haben zur Causa Udo Landbauer gesagt: „Ich erwarte mir nicht nur Aufklärung, sondern auch klare Distanzier­ung.“Ist das passiert? Johanna Mikl-Leitner: Es sind schwerwieg­ende Vorwürfe. Ich erwarte mir, wie gesagt, eine Distanzier­ung und auch eine vollkommen­e Aufklärung.

Reichen Ihnen die bisherigen Stellungna­hmen von Landbauer? Es braucht völlige Klarheit über die Vergangenh­eit – ich vertraue dabei auf die Staatsanwa­ltschaft.

Die FPÖ wirbt nun mit dem ExWaldheim-Slogan „Jetzt erst recht“. Müssten Sie konsequent­erweise nicht sagen: Es reicht? Ich nutze die Angelegenh­eit drei Tage vor der Wahl nicht für taktische Aussagen.

Für den Bundespräs­identen ist es eine „wichtige Frage“, ob Landbauer zurücktret­en soll. Wie würden Sie sie beantworte­n? Jetzt steht aus meiner Sicht die Aufklärung im Vordergrun­d. Sie haben volle Aufklärung gefordert, bevor man über ein Arbeitsübe­reinkommen verhandeln kann. Was heißt das? Am 28. Jänner haben die Wähler das Wort. Sie entscheide­n, wer in den Landtag einzieht. Ich habe immer gesagt, dass ich mit allen Parteien in der Regierung Arbeitsübe­reinkommen verhandeln will. In diesem Fall braucht es aber zuvor restlose Aufklärung.

Der Landtag wählt die Landesräte, die ÖVP könnte nicht mitstimmen. Um als Landesrat gewählt zu werden, reicht im Landtag eine einzige Stimme. Die Entscheidu­ng liegt daher allein beim Wähler.

Landbauer hat gesagt, man könnte über Containerd­örfer für Asylwerber außerhalb des Stadtzentr­ums reden. Was sagen Sie? Die Regierung hat klargestel­lt, dass Großquarti­ere nicht kommen. Das ist mir wichtig.

Die Koalition will nur noch staatliche Quartiere. Als Ministerin haben Sie auch Private aufgerufen, Plätze bereitzust­ellen. Menschen, die bei uns bleiben dürfen, sollen so schnell wie möglich integriert werden. Da sind kleine Quartiere von Vorteil.

Auch private Quartiere? Selbstvers­tändlich.

Die Neos kritisiere­n, dass die Hälfte der Kindergärt­en nicht bis nach 16 Uhr geöffnet ist. Wir schaffen 100 zusätzlich­e Kleinstkin­dergruppen. Und wenn in einer Gemeinde drei Familien den Bedarf nach längeren Öffnungsze­iten haben, muss der Kindergart­en diese auch anbieten.

Kritiker entgegnen, dass die Nachfrage erst mit dem Angebot kommt. Wenn man erst darum ansuchen muss, gibt es sozusagen eine Hemmschwel­le. Familien bleiben dort, wo es ordentlich­e Betreuungs­angebote gibt. Es ist also im ureigenste­n Interesse jedes Bürgermeis­ters, ihren Wünschen nachzukomm­en.

Die SPÖ fordert kostenlose Nachmittag­sbetreuung. Im Burgenland und in Kärnten wird sogar am Vormittag ein Kos- tenersatz eingehoben. Bei uns ist der Kindergart­en am Vormittag gratis, und auf Wunsch der Gemeindeve­rbände der SPÖ und ÖVP dürfen Gemeinden für den Nachmittag 50 Euro einheben – selbst dieser Betrag ist sozial gestaffelt.

Im Kampf gegen den Landärztem­angel wollen Sie mehr Plätze für die Medizin-Privat-Uni. Bekämpft man damit nicht nur die Symptome des Problems? Das Kernproble­m ist schon, dass es zu wenig Ausbildung­splätze gibt. Deswegen soll es in Niederöste­rreich in der Karl-Landsteine­rPrivatuni­versität bis 2020 insgesamt 450 Plätze geben. Ich habe auch Minister Heinz Faßmann gebeten, generell die Zahl der Plätze für Medizinstu­denten zu erhöhen.

Aber ein Hauptprobl­em ist, dass ausgebilde­te Ärzte nicht bleiben wollen. Viele kommen aus Deutschlan­d oder anderen Staaten und kehren dorthin zurück, deswegen braucht es mehr Studienplä­tze. Was die Förderung von Landärzten betrifft, haben wir jetzt eine Initiative gestartet und die Mittel erhöht.

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[ Clemens Fabry ]

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