Spritsparen ist der Alltagssport des Prius-Fahrers
Fahrbericht. Nahezu manisch beobachtet man im Prius die Verbrauchswerte. Dabei könnte man gerade hier völlig entspannt sein. Auch im Winter.
Im Winter steigt der Spritverbrauch. Während man im Sommer statt der Klimaanlage ein offenes Fenster bemühen kann, gibt es zum Heizen keine Alternative.
Zur warmen Luft aus den Düsen gesellen sich je nach Ausstattungsgrad Sitzheizung, Lenkradheizung und Flächenheizung, bei der auch die mit Leder überzogenen Armauflagen wohlige Wärme spenden. Möglichst schnell soll es gehen. Obendrein sind Heizdrähte in der Heck- und oft auch Frontscheibe aktiv, damit nichts anläuft. Dazu trocknet die Klimaanlage die Luft, damit nichts kondensiert.
Die Energie für all das stellt der Motor bereit, das treibt den Verbrauch. Beim VW Käfer lief das noch ziemlich archaisch: Über einen Hebel auf dem Boden öffnete man eine Lüftungsklappe, die Abluft direkt vom Motor hereinließ – es wurde schnell brennheiß im Fußraum, während man die Haube besser noch aufließ.
Dieselmotoren wiederum haben die Eigenschaft, dass sie bei niedrigeren Temperaturen und Luftüberschuss den Kraftstoff verbrennen, das ergibt weniger Abwärme. Elektrische Zusatzheizer sind gerade für die erste Zeit nach dem Starten notwendig.
Dummerweise fehlen auch bei der Abgasreinigung die notwendigen Temperaturen, weshalb es Regel geworden ist, sie einfach zu deaktivieren, meist schon bei Temperaturen, die um oder gar über dem Jahresschnitt liegen. Die neuen (wenigen) Musterschüler in Sachen Abgasreinigung machen das natürlich nicht, aber die Menge an Dieselautos auf unseren Straßen verbreitet – straßennah merkbar – stark kontaminierte Luft.
Der Prius verbreitet dagegen Schweizer Bergluft, er hält sich auch von dem Zores fern, den sich moderne Benziner mittlerweile durch Turboaufladung und aufwendige Direkteinspritzung einhandeln, dort sind bereits Partikelfilter notwendig geworden.
Aber auch der Prius verbraucht im Winter mehr, logisch, wir heizen auf 22 Grad, sitzen auf gewärmten Stühlen und haben die Klimaanlage in Betrieb. Der Mehrverbrauch hält sich mit weniger als 0,5 Liter auf 100 km allerdings in Grenzen. Andrerseits schaut man bei diesem Auto einfach genauer hin. Fast manisch beobachten wir die Verbrauchswerte, die das Infosystem auf unterschiedliche Weise aufbereitet. Schön übersichtlich und interessant die tagweise Abrechnung über einen längeren Zeitraum, sie zeigt wenig überraschend: Je länger die gefahrene Distanz, desto geringer der Verbrauch. Insgesamt, die Außentemperaturanzeige vermeldete beim letzten Ablesen null Grad Celsius, liegen wir bei 5,3 Liter/100 km (sonst: 4,9); Gesamtkilometer: um die 25.000. Die Anzeigen des Bordcomputers decken sich plausibel mit der Daumenpeilung beim Tanken, was Mal um Mal ein erfreulicher Vorgang ist: Volltanken um 40, 45 Euro, das langt wieder für einige Wochen im Normalbetrieb.
Das schafft kaum ein Diesel, der in Leistung und Größe vergleichbar ist und eine ordnungsgemäße Abgasreinigung betreibt.
Der hohe Fahrkomfort mit dem geschmeidigen, nahezu geräuschlosen Antrieb, gewürzt mit dem tatkräftigen Zustupf des Elektromotors beim Anfahren und Zwischenbeschleunigen, das macht das Prius-Fahren speziell in der Stadt zum Vergnügen.
Definitiv widerlegt ist das Vorurteil, nur dort wäre er sparsam: Die extrem windschlüpfrige Form und der sparsame Motor wirken im strengen Fahrtwind erst recht, umso mehr, je eher man sich an Tempolimits hält. Subjektiv beobachtet: Prius-Fahrer tun das meist. Ihr Sport ist das Spritsparen. (tiv)