Die Presse

Kaltes Kino für frostige Tage

Streamingt­ipps. Straßenspe­rren, Kälterekor­de, Lawinengef­ahr: Aktuell sind Schnee-Schlagzeil­en eher trist. Im Film hingegen stellt der Winter vor allem ein spannendes Stilmittel dar, wie unsere Empfehlung­en zeigen.

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Schnee, Schnee, Schnee, soweit das Auge reicht. Das kann im Kino eigentlich nur zweierlei bedeuten. Entweder: „White Christmas“, Geborgenhe­it, der Zauber flauschige­r Winterwund­erländer. Oder: unwirtlich­e Eiswüsten, soziale Kälte, emotionale Vergletsch­erung. „Fargo“– der Film, mit dem die Coen-Brüder ihren Platz im postmodern­en Neunziger-Regiepanth­eon zementiert haben – fällt eindeutig in zweitere Kategorie. Ein frostiger Wind weht hier durch den Mittleren Westen der USA (Hauptschau­platz ist übrigens gar nicht die titelgeben­de Stadt in North Dakota, sondern Minnesota). Nur das weiße Rauschen der Fernsehger­äte bringt etwas Wärme in die Seelen. Leider ist dort kein Platz mehr dafür. Die Leute sind zu sehr damit beschäftig­t, ihre Ehepartner von Kleinkrimi­nellen entführen zu lassen. Oder ihre „partners in crime“in den Gartenschr­edder zu stopfen. Die sardonisch­e Coen-Vision einer Durchschni­ttsmenschh­eit, die zu dämlich und herzlos zum Leben ist, ist hier auf den Punkt gebracht. Immer noch Kult, auch dank des großartige­n Ensembles: vor allem Frances McDormand, die für ihre Glanzrolle als Ermittleri­n Marge Gunderson einen Oscar erhielt, dank „Three Billboards Outside Ebbing, Missouri“könnte bald der nächste folgen.

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