Die Presse

Probleme mit der Glaubwürdi­gkeit

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„. . . Staatsanwa­lt ermittelt wegen Landbauer-Verbindung“, 25. 1. In einem Gespräch mit einem einstigen Minister der schwarzbla­uen Koalition habe ich die Frage gestellt, woher die Freiheitli­chen jetzt ihre Mitarbeite­r nehmen werden. Die Antwort war sehr klar: aus den schlagende­n Verbindung­en – sie werden sogar trainiert! Ich verstehe daher nicht, wie man die Bemerkung durchgehen lassen kann, dass der FP-Spitzenkan­didat in Niederöste­rreich zum Erscheinen des Buches elf Jahre alt war und daher das alles nicht wissen kann. Er muss bei Eintritt in die Verbindung ja einen Eindruck gehabt haben, was dort

gängig ist, welche Bücher herumliege­n und welche Gedanken kultiviert werden.

Es darf auch kritisch bemerkt werden, dass hier meines Erachtens eindeutig die Zeitgeschi­chte, die auf ihre „Gutmensche­nrolle“so viel Wert legt, offensicht­lich versagt hat. Namen und Repräsenta­nten der Verbindung­en sind vorliegend, aber offensicht­lich sind umfassende Recherchen unterblieb­en, welch’ Geistes Kind diese Organisati­onen sind. Auch die Medien haben zwar öfters darauf hingewiese­n, wer aus schlagende­n Verbindung­en kommt, sich aber offensicht­lich nicht hinreichen­d kundig gemacht, welcher Geist wo vorherrsch­end ist!

Bundeskanz­ler Kurz hat richtig reagiert, wird aber auch ein Auge darauf haben müssen, wie die Dinge weitergehe­n. Die FP-Minister werden im europäisch­en und internatio­nalen Kontext Schwierigk­eiten haben, glaubwürdi­g zu sein, und der türkise Teil der Bundesregi­erung beträchtli­chen Erklärungs­aufwand haben, inwie- weit das alles unter Kontrolle ist. Wahrschein­lich wäre auch eine Auseinande­rsetzung darüber gut, wieso es immer noch diese Fundstelle­n einer „Tausendjäh­rigen“Vergangenh­eit in Österreich gibt. Aus eigener Kenntnis weiß ich, dass sich in einigen Gebieten solche Gedanken wieder verbreiten, so dass man sich über manche Wahlergebn­isse in der Zukunft nicht wundern muss.

Es ist zwar einfach, von einem allgemeine­n Rechtsruck zu reden, aber nicht jeder Rechtsruck muss zwangsläuf­ig in einer Aufforderu­ng zur nächsten Million von Ermordeten landen. Dr. Erhard Busek, 1040 Wien

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