Säugetiere legen kürzere Strecken zurück
Der Einfluss des Menschen verkleinert Lebensräume.
Zwischen 50 und 70 Prozent der Erdoberfläche sind bereits vom Menschen beeinflusst. Das hat Folgen: So ist der Verlust von Lebensraum ein wesentlicher Treiber des Artensterbens. Eine internationale Forschergruppe mit Beteilung der VetMed-Uni Wien konnte nun einen weiteren Effekt nachweisen: Der Mensch schränkt den Aktionsraum von Säugetieren ein, sodass diese im Durchschnitt in stark veränderten Landschaften zwei- bis dreimal kürzere Strecken zurücklegen als in naturnahen Gebieten.
Die Studienleiterin Marlee Tucker hat dazu Daten von GPS-besenderten Tieren aus aller Welt ausgewertet – insgesamt 803 Individuen von 57 Arten. Der österreichische Beitrag stammt von Petra Kaczensky, die das Leben von Wildeseln in der Mongolei erforscht. Die Bewegungsdaten wurden in Beziehung zum Human Footprint Index (HFI) gesetzt, der u. a. beschreibt, wie intensiv die Landwirtschaft in einer Region ist, wie viele Straßen und Häuser es dort gibt oder wie hell die künstliche Beleuchtung strahlt.
Bei der Analyse zeigte sich, dass vor allem die Zerstückelung der Lebensräume und Barrieren zwischen diesen verantwortlich für den geringeren Bewegungsradius der Säugetiere ist. In manchen Fällen spielt aber auch eine Rolle, dass sich Tiere an menschlichen Hinterlassenschaften bedienen oder dass sie aktiv gefüttert werden.
Die Forscher vermuten, dass die geringere Beweglichkeit Konsequenzen für Ökosysteme hat – weil die Verbreitung von Samen, die Ausbreitung von Krankheiten und die Beziehungen zwischen Räubern und Beute verändert werden. Als wichtigste Maßnahme schlagen sie eine Erhöhung der Durchlässigkeit der Landschaft vor – etwa durch Korridore zwischen Lebensräumen. (APA/ku)