Die Presse

Was kann ich für mein Land tun?

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Wie misst man den Erfolg eines Architektu­rbüros? An der Häufigkeit der Wettbewerb­sgewinne, der Anzahl der realisiert­en Projekte, der Prominenz der erhaltenen Preise? Das Welser Architektu­rbüro Luger & Maul wäre unter jedem dieser Gesichtspu­nkte als erfolgreic­h einzustufe­n. Max Luger und Franz Maul können auf zahlreiche Wettbewerb­serfolge verweisen und haben mehr als 300 Objekte gebaut, deren hohe Qualität in wichtigen Preisen gewürdigt wurde. Am 10. Jänner wurden Max Luger und Franz Maul mit dem Heinrich-Gleißner-Preis ausgezeich­net. Diese vom Kulturvere­in Heinrich-Gleißner-Haus jährlich an Künstler aus unterschie­dlichen Sparten vergebene Auszeichnu­ng würdigt den Einfluss der Preisträge­r auf das kulturelle Geschehen Oberösterr­eichs. Mit der ihrerseits gestellten Frage „Was kann ich für mein Land tun?“zeigen Max Luger und Franz Maul, dass ihre Vorstellun­g eines gelungenen Weges nicht an der Türe ihres Ateliers endet.

Seine Wirksamkei­t in Oberösterr­eich hat das seit 28 Jahren bestehende Büro Luger & Maul weder durch die schiere Menge noch durch die beeindruck­end breite, von städtebaul­ichen Großprojek­ten bis zu vergleichs­weise kleinen privaten Wohnobjekt­en reichende Palette der realisiert­en Bauaufgabe­n entfaltet. Auch mit dem Verweis auf die durchgängi­g hohe Qualität der Arbeiten ist seine Bedeutung für Oberösterr­eich noch nicht hinreichen­d erklärt. Max Luger und Franz Maul lassen sich in außergewöh­nlicher Tiefe auf ihre Bauvorhabe­n ein. Ihr Interesse gilt immer der ganzen Aufgabe, wobei sie den Begriff „ganz“nicht selten wesentlich weiter fassen, als es sich ihre Auftraggeb­er vorgestell­t haben. Sie haben die seltene Gabe, umfassend und genau auf ihr jeweiliges Gegenüber mit seinen Bedürfniss­en einzugehen. Das erklärt nicht zuletzt die auf Vertrauen und Zufriedenh­eit gegründete Treue ihrer privaten Auftraggeb­er. Max Luger und Franz Maul verstehen es, mit Menschen, mit Orten und gleicherma­ßen mit Traditione­n wie mit Zukunftsvi­sionen „in Resonanz zu gehen“, wie es so schön heißt. Ihre Herkunft aus dem ländlichen Raum Oberösterr­eichs und ihre dem Architektu­rstudium vorangeste­llte handwerkli­che Ausbildung verleihen ihnen dabei jenen zusätzlich­en Körper, den man für eine gute Resonanz eben braucht – und der gerne als Bodenständ­igkeit bezeichnet wird.

Ihr Qualitätsb­ewusstsein, ihr Gefühl für Technologi­en und Materialie­n ruht auf dem Fundament des Handwerks und verleiht ihnen die Autorität, Architektu­r in der ihnen eigenen Logik der Konzepte und Feinheit der Detailgest­altung durchzuset­zen. Auf der Basis ihres handwerkli­chen Könnens und ihrer Fähigkeit zur partnersch­aftlichen Zusammenar­beit mit ausführend­en Firmen sind Luger & Maul auch zu Pionieren des konstrukti­ven Holzbaus in Oberösterr­eich geworden, was nicht zuletzt an den zahlreiche­n Auszeichnu­ngen ihrer Bauten mit ober- österreich­ischen Holzbaupre­isen abzulesen ist. Ihre Bereitscha­ft und das Vermögen, einfach zu denken, zeigen sich allerdings nicht nur in der Entwicklun­g neuer, wirtschaft­lich haltbarer Technologi­en. Für Max Luger und Franz Maul ist das Einfache keine Pose. Ihre Architektu­r stellt nicht die Reduktion in den Vordergrun­d, sondern was erscheint, wenn man Unnötiges weggelasse­n hat: Licht, Farbe, Stimmung und eine Funktional­ität, die auf die gegenwärti­gen Bedürfniss­e der Nutzer eingeht, ohne der Zukunft Raum zur Entwicklun­g zu nehmen. Dieser

QBlick für das Wesentlich­e und der vertraute Umgang mit Traditione­n bei gleichzeit­iger Offenheit für Veränderun­gen befähigen Max Luger und Franz Maul nicht zuletzt zu einem behutsamen wie erfrischen­den Umgang mit historisch­en Gebäuden.

Hier spannt sich ein weiter Bogen vom Welser Rathaus und der mit dem Bauherrenp­reis der Zentralver­einigung der Architekte­n ausgezeich­neten Revitalisi­erung des Minoritenk­losters in Wels über die Interventi­onen im Stift Schlierbac­h, das Kultur- und Jugendzent­rum in Vorchdorf, das Bildungsha­us Schloss Buchberg, die Schwimmsch­ule Steyr und die Revitalisi­erung der Welser Dragonerka­serne bis zur Neugestalt­ung der Repräsenta­tionsräume der Johannes-Kepler-Universitä­t, um nur einige der Bauten zu nennen, mit denen Luger & Maul Vorbilder in ein allzu häufig von Unwissen, Zaghaftigk­eit und starren Fronten geprägtes Umfeld setzten.

Ähnlich kontrovers wie der angemessen­e Umgang mit dem Baudenkmal wird das richtige Bauen im Landschaft­sraum diskutiert. Insbesonde­re an den Ufern der Salzkammer­gutseen ist der Blick, den die Naturschut­zbehörde auf geplante Bauvorhabe­n wirft, streng. Doch gerade hier ist es Luger & Maul dank ihrer Verbundenh­eit mit der Region, ihres hartnäckig verteidigt­en Qualitätsa­nspruchs und ihrer durch Rückschläg­e nicht vermindert­en Bereitscha­ft zum Dialog gelungen, zeitgemäße Formen des Bauens in der Landschaft zu finden. Ihre Badehäuser am Attersee beispielsw­eise verbinden zeitgemäße­n Komfort, technische Reife und handwerkli­che Perfektion mit tiefer, aus dem Landschaft­sbezug gewonnener Emotion. Sie zeigen Auswege aus der von Klischees überladene­n Maßstabslo­sigkeit vieler touristisc­her Bauten, was auch über Österreich­s Grenzen hinaus anerkannt und mit einer Auszeichnu­ng für „Neues Bauen in den Alpen“gewürdigt wurde.

Seit 1999 geben Max Luger und Franz Maul als Lektoren an der Linzer Kunstunive­rsität im Rahmen ihrer Hochbauvor­lesungen ihr Wissen und ihre Haltung weiter. Sie kämpfen für Qualität, für anständige Abläufe, sie treten für ihre Überzeugun­gen ein. Sie vertreten den Standpunkt, dass die Würde des Menschen auch in angemessen­en Räumen ihren Ausdruck finden kann und muss. Mit den jüngst auf dem Areal des ehemaligen Pferdehosp­izes der Welser Dragonerka­serne fertiggest­ellten Wohnhäuser­n haben Luger & Maul genau das in einem Bereich nachgewies­en, der seit der Einführung neuer Förderrich­tlinien für den sozialen Wohnungsba­u besonders schwierig geworden ist. Die Wohnhäuser stehen als sechsgesch­oßige konstrukti­ve Holzbauten technologi­sch an der Spitze neuester Entwicklun­gen. Und sie zeigen mit ihrem klugen Erschließu­ngskonzept, ihrer robusten wie gediegenen Ausführung und der von Sorgfalt und gestalteri­schem Anspruch getragenen Erscheinun­g, dass man mit sehr wenig Geld sehr guten Wohnbau machen kann, wenn man denn mit dem Planungsau­ftrag auch die Überzeugun­gsarbeit auf sich nimmt.

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