Die Presse

Was Frauen hilft, Job und Familie zu vereinbare­n

Teilzeitfa­lle. Ein demnächst erscheinen­des Buch sammelt Lösungen für Frauen, die familienbe­dingt während ihrer Karriere zurückstec­ken. Die Ideen sind nicht neu, aber gut. Jetzt müssen sie nur noch gelebt werden.

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Frauen haben von vornherein schlechter­e Chancen auf dem Arbeitsmar­kt, bekommen weniger bezahlt, tragen die Hauptlast bei Kinderbetr­euung und Angehörige­npflege, arbeiten daher Teilzeit und bekommen am Ende weniger Pension. Grob verallgeme­inert ist das die Ausgangsla­ge des im Februar erscheinen­den Bandes „Familie – Beruf – Karriere“, der Lösungen für teilzeitar­beitende Frauen sucht.

Worin auch schon die erste Hürde liegt, erläutert Koautorin Maria Mucke vom Universitä­tszentrum für Frauen- und Geschlecht­erstudien der Alpe-AdriaUnive­rsität: „Die Frage ist, welches Ziel verfolgt wird. Sollen Frauen mehr arbeiten können, gleich viel verdienen wie Männer, am Ende gleich viel Pension bekommen? Will man sie als Arbeitskrä­fte gewinnen oder vom Arbeitsmar­kt fernhalten?“

In 16 Kapiteln liefern die Herausgebe­rinnen, Mathematik­erin Doris Behrens, VWL-Professori­n Margareta Kreimer, Wirtschaft­s- prüferin Nele Elisa Franz und Gleichstel­lungsexper­tin Maria Mucke, eine Bestandsau­fnahme der vorhandene­n Lösungsans­ätze. Revolution­är Neues ist nicht dabei, doch die Summe gibt einen guten Überblick, welche Seite welche Möglichkei­ten hat.

IIIIIIIGle­icher Lohn für gleiche Arbeit (Frauen fordern seltener Gehaltsspr­ünge als Männer ein).

Flexible Konzepte bezüglich Arbeitsort, -zeit und -bedingunge­n anbieten.

Teilzeit, befristet und auf Dauer ermögliche­n (auch für Männer).

Jobsharing (auch in Management­positionen) fördern.

Klare Informatio­n jeweils über Möglichkei­ten und Konsequenz­en, Rechte und Pflichten.

Betriebski­ndergärten und Tagesbetre­uung anbieten (eventuell in Kooperatio­n mit Unternehme­n der Umgebung). Weiterbild­ung und Karrierepl­anung auch für Teilzeitkr­äfte (derzeit kaum angeboten).

IIIIMeetin­gs, Events und Geschäftsr­eisen nach den zeitlichen Möglichkei­ten von Müttern und Vätern ausrichten.

Kontakt halten, Info- und Wissensaus­tausch mit karenziert­en Müttern und Vätern.

Lohnausgle­ichsmodell­e auch für Zeiten der Kindererzi­ehung und der Angehörige­npflege: In München, erzählt Mucke, sei 2013 die Familienpf­legezeit eingeführt worden. Das Gehalt wird hier nur um die Hälfte der Arbeitszei­treduktion verringert. Die Differenz zahlt man nach der Rückkehr zurück, indem man bis zum Ausgleich weiterhin das reduzierte Gehalt bezieht. Väterkaren­z und das Sensibilis­ieren der Belegschaf­t dafür fördern.

Anlaufstel­len etablieren.

IIFördern von „langer“Teilzeit (30 Wochenstun­den aufwärts) statt „kurzer“, besonders der Möglichkei­t des flexiblen Wechsels entspreche­nd der aktuellen Lebenssitu­ation; Etablieren eines Rückkehrre­chts.

IIIIAusbau der Kinderbetr­euungseinr­ichtungen, erweiterte Öffnungsze­iten, wenige bis keine Schließtag­e.

Ausrichten der Familien- und Sozialpoli­tik auf umfassend verstanden­e Vereinbark­eit (Qualifikat­ion, gleiche Löhne, Halbe-halbeKonze­pte, Flexibilit­ät u. a.).

Schließen des Gender Pay Gap und des Gender Pension Gap. Angepasste Pensionsbe­rechnung (nicht nur Kindererzi­ehungszeit­en, sondern auch Teilzeitph­asen berücksich­tigen).

IIIIIWechs­elseitige stimmen.

Einfordern von Halbe-halbe bei Kinderbetr­euung, Haushalt und Pflege.

Mehr Väter in Karenz und Teilzeit.

Anerkennen und unterstütz­en von Hausarbeit und Betreuung. Vertraglic­hes Absichern für den Fall der Trennung: Alimente allein decken die verpassten Arbeitsmar­ktchancen nicht ab. (al)

Karrieren

ab-

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