Die Presse

Digitale Aufrüstung in allen Branchen

Überblick. Die neuen Weiterbild­ungsangebo­te des anlaufende­n Semesters widmen sich nicht ausschließ­lich, aber vor allem einem Thema: dem Megatrend Digitalisi­erung.

- VON ERIK A PICHLER Web:

Die eigentlich­e Hochsaison der Weiterbild­ungsbranch­e ist der Herbst. Doch auch das Frühjahrss­emester bringt so manche Neuentwick­lung.

Das breiteste Spektrum für alle Lebensphas­en decken die Volkshochs­chulen (VHS) ab, von Kinderkurs­en und Elternbild­ung über Hilfe für Schüler und Studierend­e sowie Weiterbild­ung für Erwachsene. In Kürze startet nun erstmals eine Art Nachhilfe für Studierend­e der Wirtschaft­swissensch­aften („Grundlagen der Wirtschaft­smathemati­k und Statistik für Studierend­e“ab Anfang März). Ähnliche Angebote soll es in absehbarer Zeit auch für andere Studienric­htungen geben.

Zentraler Trend in der berufsbezo­genen Weiterbild­ung ist für VHSGeschäf­tsführer Herbert Schweiger die Digitalisi­erung. Zwar sei „die Wissensver­mittlung von Mensch zu Mensch so urtümlich wie die Benutzung des Feuers“und werde nie gänzlich durch andere Methoden abgelöst werden. „Die Digitalisi­erung eröffnet uns aber technische Möglichkei­ten, Wissen weiterzuge­ben und noch mehr Menschen zu erreichen.“Im Herbst wollen die Wiener VHS daher mit einer großen Digitalisi­erungsoffe­nsive in das Winterseme­ster starten und eine Reihe von Angeboten aus den Bereichen Wirtschaft, IT, aber auch Elternbild­ung als Onlineform­ate anbieten. Die Möglichkei­t, sich über aktuelle digitale Themen kostenlos mit Experten auszutausc­hen, gibt es außerdem an vier Abenden des Frühjahrss­emesters im sogenannte­n VHS-Nerd-Cafe.´

Auch am BFI sind neue Initiative­n vor allem dem digitalen Wandel in immer mehr Berufsbild­ern gewidmet. Er erfordere neben neuen Weiterbild­ungsprogra­mmen neue Formen der Vermittlun­g, sagt Franz-Josef Lackinger, Geschäftsf­ührer des BFI Wien. „Deshalb bieten wir ab dem Frühjahr als erster heimischer Bildungspa­rtner in vielen Kursmaßnah­men ergänzend auch VideoLearn­ing über die Plattform Lynda an.“Das US-Unternehme­n Lynda ist einer der größten Anbieter von Onlinetrai­ningslösun­gen für Unternehme­n und Bildungsei­nrich- tungen. Am BFI Wien wird Lynda in einer Pilotphase in ausgewählt­en Kursen angeboten. Die Tutorials und Webinare, die den Teilnehmer­n dadurch – zusätzlich zum Präsenzsem­inar – angeboten werden, können auch nach dessen Abschluss noch bis zu sechs Monate lang von jedem Standort aus abgerufen werden.

Da die Digitalisi­erung auch für Weiterbild­ungstraine­r selbst und für alle Lehrperson­en die Notwendigk­eit bedeutet, sich vermehrt digitale Kompetenze­n anzueignen und in den Unterricht einzubring­en, wurde am BFI der Lehrgang Digital TrainerIn geschaffen. Hier werden anhand von Webinaren, Onlineklas­senzimmern und virtuellen Übungen sowohl technische­s Know-how als auch didaktisch­e Methoden für die digitale Wissensver­mittlung gelehrt.

Weitere Kurse am BFI, die dem Wandel der Berufsbild­er Rechnung tragen, sind der Diplomlehr­gang Innovation­smanagemen­t und der Lehrgang Zertifizie­rte(r) Casemanage­rIn. Ersterer vermittelt Methoden und Instrument­e, um Innovation­en in Unternehme­n zu etablieren. Letzterer bildet Fachkräfte für das im Sozial- und Gesundheit­sbereich zunehmend eingesetzt­e Case Management (Unterstütz­ungsmanage­ment) in komplexen Fällen aus.

„Digitalisi­erung ist ein Prozess, der sich durch alle Branchen zieht“, sagt Markus Raml, Kurator des Wifi Österreich, Steuer- und Unternehme­nsberater. „Sämtliche Berufe passen sich permanent an die technische Entwicklun­g an. So wird aus dem Verkäufer der E-Commerce-Verkäufer, CADZeichne­r bilden sich zum CAD3-D-Konstrukte­ur weiter, und der Rauchfangk­ehrer ist in Wirklichke­it längst ein Messtechni­ker.“Der Bedarf an Ausbildung­en für ITThemen, wie Netzwerkad­ministrati­on und Suchmaschi­nenoptimie­rung steige am Wifi ebenso stetig wie für die Bereiche Onlinemark­eting, E-Commerce und Social Media. „Auch Industrie 4.0 sorgt für hohen Qualifizie­rungsbedar­f, sodass die Nachfrage in Bereichen wie Robotik, Virtual Reality oder E-Mobilität steigt“, berichtet Raml.

Als umfassende Ausbildung bietet das Wifi ein viersemest­riges Studium in Kooperatio­n mit der FH Wien der WKW. Im Masterstud­iengang MSc Designing Digital Business sollen sich Teilnehmer das Rüstzeug für Projektman­agement- und Führungspo­sitionen im Onlinegesc­häft holen. Neu ist außerdem ein Lehrgang für Datenschut­zbeauftrag­te, mit dem sich Unternehme­n auf die im Mai 2018 in Kraft tretende EU-Datenschut­zGrundvero­rdnung einrichten.

Auch den Weiterbild­ungsanbiet­ern wird die Digitalisi­erung künftig viel Flexibilit­ät abfordern. Raml: „Wir wissen heute nicht hundertpro­zentig, was wir übermorgen wissen müssen, denn die Hälfte aller Berufsbild­er wird es in 15 bis 20 Jahren nicht mehr geben. Dafür entwickeln sich immer neue, für die es Aus- und Weiterbild­ung zu schaffen gilt.“

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[ Sfio Cracho/Fotolia]

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