Die Presse

Sexueller Angriff in Wiener Freibad: Haftstrafe

Gericht. Weil er vorigen August im Schafbergb­ad versucht haben soll, einen 15-Jährigen zu vergewalti­gen, wurde ein Asylwerber aus Syrien zu 18 Monaten Gefängnis verurteilt. Der Staatsanwa­ltschaft ist diese Strafe zu gering.

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Es handle sich um eine Verwechslu­ng. Das Opfer müsse ihn mit einem anderen Flüchtling aus Syrien verwechsel­n. Dies erklärte der 29-jährige A. am Donnerstag seiner Richterin. Deren Einschätzu­ng war ebenso konträr wie deutlich: „Es gibt keinen Zweifel, dass die beiden Kinder Sie zutreffend, richtig und eindeutig erkannt haben.“

Dialoge wie diesen gab es am Donnerstag im Straflande­sgericht Wien, wo sich A. wegen versuchter Vergewalti­gung verantwort­en musste. Und letztlich zu 18 Monaten teilbeding­ter Haft verurteilt wurde. 14 Monate davon wurden auf Bewährung verhängt. Das Urteil ist nicht rechtskräf­tig, da die Staatsanwä­ltin eine höhere Strafe verlangt hatte. Und nun in Berufung geht. Auch die Verteidigu­ng möchte das Urteil bekämpfen.

A. gab an, er sei vor ungefähr drei Jahren aus der syrischen Stadt Aleppo nach Österreich geflüchtet. Dass er zur Tatzeit, vorigen August, im Schafbergb­ad gewesen sei, bestreitet er nicht. Auch nicht, dass er sich in dem Duschraum aufgehalte­n habe, in dem der sexuelle Angriff erfolgt war – allerdings sei damals plötzlich ein Landsmann in der Dusche aufgetauch­t. Dieser müsse der Täter sein. Das Gericht glaubte dem 29-Jährigen diese Version nicht.

Sowohl der 15-Jährige als auch ein Zehnjährig­er, der gemeinsam mit dem späteren Opfer in dem in Wien Währing liegenden Bad gewesen war, hatten den Angeklagte­n identifizi­ert. Der 15-Jährige erzählte, dass A. versucht habe, ihn in eine Toilette zu bugsieren.

„Er hat mich an der Hand genommen und wollte mich aufs Klo zerren“, so der Jugendlich­e. A. habe eine eindeutige – nämlich eine an Oralsex erinnernde – Geste gemacht. Er habe dann versucht, den Duschraum zu verlassen, so der 15-Jährige weiter. A. habe ihn aber verfolgt, an der Schulter gepackt und ihn herumgeris­sen.

„Er hat mich hin und her gerissen und wollte mich mitreißen“, so das Opfer. Zwischenze­itlich habe sich A. auch entblößt. Der 15-Jährige konnte sich letztlich befreien und lief zum Bademeiste­r. Dieser verständig­te die Polizei, die bis weit nach Badeschlus­s auf dem Gelände nach dem Belästiger suchte. Vorerst vergeblich.

Als der 15-Jährige und sein zehnjährig­er Freund gegen 19.30 Uhr mit dem Bus heimfahren wollten, trauten sie ihren Augen nicht. An der Haltestell­e saß der Verdächtig­e auf einer Bank. Der Zehnjährig­e lief zurück zum Bad und holte die Polizei. Diese nahm dann die Daten des Syrers auf.

Der 15-Jährige bekam nun für das erlittene seelische Trauma 300 Euro Entschädig­ung zugesproch­en. Das Geld will er für karitative Zwecke spenden. (APA/m. s.)

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