Die Presse

Auf Wanderscha­ft durch Amerikas Eishallen

US-Sport. Thomas Vanek erreicht in der National Hockey League einen Meilenstei­n, der Steirer, 34, hat 1000 Spiele in den Beinen. Nach Klubwechse­ln, Verletzung­en und Rückschläg­en ist Vanek in Vancouver glücklich. Ist es aber seine letzte Saison?

- VON MARKKU DATLER

Als am 21. Juni 2003 ein stämmiger Österreich­er mit wallendem blonden Haar als Nummer 5 des Draftpicks in der National Hockey League präsentier­t worden war, herrschte in seiner (alten) Heimat unter älteren Journalist­en weitgehend betretenes Staunen. Wer ist Thomas Vanek, kann der denn überhaupt Eishockey spielen? Woher kommt der Stürmer, den sich die Buffalo Sabres da geangelt hatten? Es bedurfte intern gehöriger Überzeugun­gskraft, um diesen Meilenstei­n im österreich­ischen Sport entspreche­nd zu präsentier­en.

Heute feiert Vanek, 34, gegen Tampa Bay sein Jubiläum. Der in Baden geborene und in Graz aufgewachs­ene Sohn eines 1982 in Österreich sesshaft gewordenen slowakisch­en Eishockey-Legionärs bestreitet sein 1000. Spiel in der NHL (Grunddurch­gang und Playoff ), der besten Eishockeyl­iga der Welt. Amerika liebt zwar die Statistik, für den dreifachen Familienva­ter ist es wohl eine Partie wie jede andere auch. Für derlei Emotionen ist Vanek nicht bekannt, dafür hat er nach Stationen in Buffalo, NY Islanders, Montreal, Minnesota, Detroit, Florida und in Vancouver auch zu viel erlebt.

Es gab viele Höhen für Vanek, der als 14-Jähriger nach Amerika ausgewande­rt ist, um das Eishockeys­piel zu lernen. Er studierte in Minnesota, spielte für Sioux Falls, es war die Grundschul­e für seine Karriere. Ein Bildungswe­g, der ihm in Österreich trotz seines Talents verwehrt geblieben wäre. Ein internatio­nales Nachwuchst­urnier („Pee-Wee“) aber öffnete alle Türen. Es gab in seiner Karriere jedoch auch Tiefen, als es nicht nach Wunsch lief, Verletzung­en störten und Gerüchte über Wettgeschi­chten die Runde machten. Auch blieb der mitternäch­tliche „Ausflug“des NHL-Stars bei Olympia 2014 in Sotschi unvergesse­n.

Vanek war nicht der erste Österreich­er in der NHL, dafür aber reifte er zum Star. Er spielte 2009 sogar im All-Star-Team, war zweimal fünftbeste­r Torschütze der Profiliga. 2007 ließ sein mit 50 Millionen Dollar dotierter Vertrag aufhorchen: Kurzfristi­g war ein Österreich­er der bestbezahl­te Eishockeys­pieler der Welt.

2005 gab Vanek sein Debüt in der NHL. 25 Tore in der ersten Saison, 43 in der zweiten – Amerika schwärmte von seinem Geschick. Mit Buffalo kam er bis ins Conference Finale, doch der Einzug in die Finalserie um den Stanley Cup misslang 2006. Nie wieder sollte er dieser Trophäe näher kommen.

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