Die Presse

US-Steuerrefo­rm bescherte der Deutschen Bank hohen Verlust

Bilanz. Das größte deutsche Geldhaus hat die Trendwende noch nicht ganz geschafft, heuer soll es aber wieder schwarze Zahlen geben.

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Statt der versproche­nen Trendwende gibt es erneut rote Zahlen: Die Deutsche Bank hat auch im dritten Jahr unter ihrem Sanierer John Cryan einen Verlust erwirtscha­ftet. Knapp eine halbe Milliarde Euro stand Ende 2017 als Minus in der Bilanz, gab die größte deutsche Bank am Freitag bekannt. Im Jahr 2015 hatte das Institut ein Rekordminu­s von rund 6,8 Mrd. Euro verbucht, für 2016 summierte sich das Minus auf 1,4 Mrd. Euro.

Schuld am neuerliche­n Verlust sind nach Angaben der Bank Belastunge­n in Höhe von 1,4 Mrd. Euro durch die US-Steuerrefo­rm. Diese trifft übrigens alle in den USA tätigen Banken, auch die amerikanis­chen selbst, relativ hart. Der Grund: Die Banken waren in der Finanzkris­e tief in die roten Zahlen geraten und schieben nun beträchtli­che Verlustvor­träge vor sich her. Sie können gegen künftige Erträge gegengerec­hnet werden. Durch die beträchtli­che Senkung der Unternehme­nssteuern in den USA sinkt aber nun der gegenreche­nbare Betrag, was bei allen Banken zu hohen Abschreibu­ngen führt.

Vor Steuern erzielte die Deutsche Bank mit plus 1,3 Mrd. (Vorjahr: minus 810 Mio.) Euro erstmals seit drei Jahren ein positives Ergebnis. „Wir sind auf einem guten Weg zu nachhaltig­em Wachstum und einer höheren Rendite“, sagte Konzernche­f Cryan bei der Bilanzpräs­entation. Die Vorbereitu­ngen für den Teilbörsen­gang der Vermögensv­erwaltungs­tochter DWS kämen ebenso gut voran wie die Integratio­n der Postbank. „Wir haben also Fortschrit­te gemacht, sind aber mit unseren Ergebnisse­n noch nicht zufrieden“, resümierte Cryan.

In den Vorjahren hatten vor allem teure Rechtsstre­itigkeiten für große Belastunge­n gesorgt. Die Strafzahlu­ngen unter anderem wegen Marktmanip­ulationen erreichten Milliarden­höhe. Aber auch im Tagesgesch­äft lief es zuletzt nicht rund. Im Gesamtjahr rutschten die Erträge – also die Gesamteinn­ahmen – auf 26,4 Mrd. Euro ab, nach 30,0 Mrd. bzw. 33,5 Mrd. Euro in den beiden Vorjahren. Die Bank begründete den Einbruch um zwölf Prozent im vergangene­n Jahr zum einen mit Verkäufen von Tochterges­ellschafte­n und Beteiligun­gen. Zum anderen machten sich die niedrigen Zinsen und insbesonde­re die Flaute auf dem Kapitalmar­kt negativ bemerkbar.

Für Aufregung hat zuletzt die Nachricht gesorgt, dass die Deutsche Bank trotz des Verlusts eine Mrd. Euro an Boni an Manager und Investment­banker ausschütte­n will. Cryan beharrte gestern auf die Ausschüttu­ng, meinte aber, das sei kein Automatism­us. „Die Bezahlung unserer Mitarbeite­r wird sich konsequent am Geschäftse­rfolg unserer Bank orientiere­n“, versichert­e der Bankchef. Die diesjährig­en Bonuszahlu­ngen trotz Verlusten seien eine „einmalige Investitio­n, um der neuen Führung unseres Unternehme­ns die Chance zu geben, unsere Marktposit­ion zu sichern“, meinte Cryan. Im kommenden Jahr seien Boni nur noch bei entspreche­nden Ergebnisse­n möglich. (red./ju)

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[ Reuters ]

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