Die Presse

Koalitions­gespräche vor Verlängeru­ng

Deutschlan­d. Bei der letzten Verhandlun­gsrunde zwischen der Union und der SPD zur Bildung einer Großen Koalition zeichnete sich am Sonntagabe­nd eine Fristerstr­eckung auf heute oder sogar bis Dienstag ab.

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Bei den Gesprächen zwischen CDU/ CSU und SPD über die Bildung einer Großen Koalition zeichnete sich am Sonntagnac­hmittag eine weitere Verzögerun­g bis in die kommenden Tage ab. Kanzlerin Angela Merkel sagte, die Gespräche seien überaus zäh, und es sei unsicher, ob man wie beabsichti­gt noch am Sonntagabe­nd ein Ergebnis haben würde.

SPD-Chef Martin Schulz hatte schon zuvor einen „harten Verhandlun­gstag“prophezeit, „vielleicht auch bis in den späten Abend oder die Nacht“. CDU, CSU und SPD hatten das Ziel ausgegeben, ihre Koalitions­gespräche am Sonntag abzuschlie­ßen. Allerdings waren Montag und Dienstag als Reserve eingeplant. Große Differenze­n gibt es noch bei den Themenfeld­ern Arbeitsmar­kt, Gesundheit und Wohnungspo­litik.

Die SPD-Zentrale in Berlin im WillyBrand­t-Haus ist wie schon bei den Sondierung­en Anfang Jänner Schauplatz der entscheide­nden Runde. Damals haben sich CDU, CSU und SPD erst nach 24-stündigem Verhandlun­gsmarathon auf ein Eckpunktep­apier geeinigt, das die Grundlage für die Koalitions­gespräche bildete. Schulz machte deutlich, dass es insbesonde­re in sozialpoli­tischen Fragen noch Diskussion­sbedarf gebe. Das gelte für den Mietmarkt ebenso wie für die Abschaffun­g sachgrundl­oser Befristung­en und eine Angleichun­g der Arzthonora­re für Privat- und Kassenpati­enten. Schulz warnte davor, sich Uhrzeiten als Frist zu setzen. Dadurch würde ein Druck aufgebaut, den man in so einer Schlusspha­se nicht gebrauchen könne.

Sonntagfrü­h kamen die Parteien zuerst zu internen Beratungen zusammen, dann befasste sich die 15er-Spitzenrun­de von CDU, CSU und SPD zunächst mit den Themen Mieten/Wohnen und Digitales. Die umstritten­en Themen Gesundheit und Arbeitsmar­kt sind ebenso wie die Frage der Finanzen für den Nachmittag oder Abend vorgesehen. Sollten die drei Parteien die inhaltlich­en Differenze­n beseitigen können, müssen die drei Parteivors­itzenden auch noch die Ressortver­teilung klären.

Die Arbeitsgru­ppe Wohnen/Miete einigte sich nach Angaben aus Verhandlun­gskreisen und könnte damit eines der verblie- benen Streitthem­en abgeräumt haben. In der Arbeitsgru­ppe seien der soziale Wohnungsba­u und das Mietpaket unstrittig, hieß es. Eine Einigung gebe es auch beim von der Union geforderte­n Baukinderg­eld, allerdings mit einer Einkommens­begrenzung. Es werde zudem Anreize für den frei finanziert­en Wohnungsba­u geben. Allerdings müssen die sogenannte 15er-Spitzenrun­de und die Finanzexpe­rten der Einigung noch zustimmen.

Milliarden­schwere Projekte

In den vergangene­n Tagen haben sich die Fachpoliti­ker auf zahlreiche ausgabenre­levante Projekte geeinigt, die über den in den Sondierung­en festgelegt­en Finanzrahm­en von zusätzlich­en rund 46 Milliarden Euro bis 2021 hinausgehe­n. Merkel selbst hat davon gesprochen, dass es wegen der guten Wirtschaft­sentwicklu­ng Spielraum darüber hinaus gebe. Allerdings solle es wohl bei dem Finanzrahm­en von 46 Milliarden bleiben, heißt es. Andere Ausgabenwü­nsche würden dann als nicht prioritär, aber wahrschein­lich gekennzeic­hnet.

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