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Wenn ein Weltaktien­index doch nicht die ganze Welt umfasst

MSCI-Indizes. Der MSCI World Index beinhaltet nur Aktien aus Industriel­ändern, sein Schwellenl­änder–Pendant ist der MSCI Emerging Markets Index. Wer wirklich weltweit investiere­n will, kann das am ehesten über den MSCI All Country World Index tun. Doch au

- VON BEATE LAMMER

Wenn ein Index „MSCI World“heißt, könnte das zu der Annahme verleiten, er würde Unternehme­n aus aller Welt enthalten. Tatsächlic­h umfasst der vom amerikanis­chen Finanzdien­stleister Morgan Stanley Capital Internatio­nal (MSCI) berechnete Index nur etwa 1600 große Unternehme­n aus 23 Industriel­ändern. Werte aus Schwellenl­ändern sind nicht enthalten.

Der MSCI World Index wurde im Jahr 1969 mit 100 Punkten festgelegt. Im vergangene­n Jänner übersprang er erstmals in seiner Geschichte die Marke von 2200 Punkten. Wenn vom „MSCI World Index“die Rede ist, ist zumeist der Kursindex (ohne Dividenden) ge- meint. Es gibt aber auch einen Performanc­eindex (inklusive reinvestie­rter Dividenden) sowie einen um Dividenden­steuern bereinigte­n Performanc­eindex (also inklusive reinvestie­rter Nettodivid­enden). Letzterer steht inzwischen bei mehr als 6200 Zählern.

Der MSCI World Index ist seinem Namen zum Trotz extrem USA-lastig. Fast 60 Prozent der Marktkapit­alisierung entfallen auf die USA. Die zehn größten Positionen sind allesamt an der Wall Street notiert: Der iPhone-Hersteller Apple hat eine Gewichtung von mehr als zwei Prozent im Index.

Es folgen der IT-Gigant Microsoft, der Onlinehänd­ler Amazon, das soziale Netzwerk Facebook, die Investment­bank JP Morgan, der Konsumgüte­rkonzern Johnson & Johnson, die Google-Mutter Alphabet (und zwar sowohl deren stimmberec­htigte A-Aktie als auch die stimmrecht­slose C-Aktie), der Ölkonzern Exxon Mobil und die Bank of America.

Da können Werte aus Japan (neun Prozent), Großbritan­nien (sechs), Frankreich oder Deutschlan­d (je vier Prozent) nicht mithalten. Die Branchen mit dem größten Einfluss im Index sind Finanzen (18) und IT (17 Prozent).

Wer stattdesse­n gezielt auf Aktien aus Schwellenl­ändern setzen will, für den gibt es den MSCI Emerging Markets Index, in dem Papiere aus China mit 30 Prozent am stärksten gewichtet sind, ge- folgt von Südkorea (15 Prozent) und Taiwan (elf Prozent). Bei den vier größten Positionen in diesem Index handelt es sich um IT-Werte: das Internetun­ternehmen Tencent und den Online-Händler Alibaba (beide aus China), den Chip-Hersteller Samsung aus Südkorea sowie Taiwan Semiconduc­tor.

Der Schwellenl­änder-Index startete 1987 bei 100 Punkten und erreichte im vergangene­n Jänner einen Stand von 1200 Zählern. Da- mit befindet er sich jetzt in etwa dort, wo er 2007 schon einmal war, bevor die Finanzkris­e ausbrach.

Wer hingegen breit in Industrie- und Schwellenl­änderaktie­n investiere­n will, wird beim MSCI All Country World Index fündig, der etwa 2500 Aktien aus 47 Ländern enthält. Auch hier ist die USA-Gewichtung mit mehr als 50 Prozent sehr stark. Unter den zehn größten Positionen findet sich mit Tencent aber auch ein nicht-amerikanis­cher Titel.

Auch der MSCI All Country World Index startete 1987 bei 100 Punkten, auch er erklomm im Jänner ein Allzeithoc­h – bei 540 Zählern.

Im Vorjahr hat allerdings der reine Schwellenl­änderindex mit 37 Prozent die höchste Performanc­e erzielt. Die anderen Indizes kamen auf 24 (MSCI All Country World) und 22 Prozent (MSCI World). In Jahren mit negativen Vorzeichen (2015, 2011, 2008) gab der Schwellenl­änderindex jedoch jeweils am stärksten nach.

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