Die Presse

„Ich arbeite ständig, außer es regnet“

Interview. Er emigrierte, um Filmstar zu werden. Bald wurde er „Model of the year“auf Hawaii, ehe er zum Tenniscoac­h für Superreich­e in New York mutierte. Thomas Grassberge­r über Begegnunge­n mit Gänsehaut und mit Trumps Familie.

- VON EDUARD STEINER

Die Presse: Womit hat denn Ihre Karriere als Steirer in Übersee eigentlich begonnen? Thomas Grassberge­r: Mit einem Traum, der immer mit Amerika zu tun hatte. Schon das amerikanis­che Englisch hat mich stets fasziniert. Und die Sprache war wie ein Magnet, ich wollte sie immer hören. Mit 16 bin ich zum ersten Mal nach Houston, Texas, geflogen.

Bereits zum Modeln? Nein, das kam später. Zuvor habe ich in Österreich Einzelhand­elskaufman­n gelernt – und dabei unter anderem auch in Modegeschä­ften gearbeitet. Also da rührt der Bezug zur Mode her? Mehr noch der Gedanke ans Fernsehen. Es war mein Traum, Schauspiel­er zu werden und zum Actionfilm zu kommen. Mich hat Arnold Schwarzene­gger immer extrem fasziniert. Er kommt auch aus so einem kleinen Dorf wie ich. Für mich war interessan­t zu sehen, dass jemand aus Österreich wegkommen und in Amerika erfolgreic­h sein kann. Anderersei­ts weiß ich nicht, ob ich es jedem empfeh- len würde. Denn die Leute haben in Österreich einfach auch eine Riesenstab­ilität mit Gemütlichk­eit. Beim Weggehen hat man das sicher nicht von Anfang an.

Was passte Ihnen in Österreich nicht? Jetzt, 20 Jahre später, hat sich meine Sichtweise ja wieder geändert. Aber ich wollte damals eben meinen Träumen nachgehen.

Es klingt aber auch so, als hätten Sie Ihrer Umgebung in Österreich was beweisen wollen? Naja, jedenfalls hat es bei mir immer geheißen: „Na, wer wird denn schon auf dich warten?“

In welchem Alter sind Sie dann emigriert? Mit 19, nach dem Militär. Über eine holländisc­he Agentur, die Leute aus der Hotelbranc­he ins Ausland brachte, bin ich in die Hotellerie nach Florida Naples gegangen, wo mein Bruder schon tätig war. Ich musste ja irgendwo das Geld verdienen, um in Amerika zu starten. Ich war auf mich allein gestellt.

Das Hauptgesch­äft war dann aber das Modeln. Wie kamen Sie dazu? Eines Tages habe ich mich mit den Fotos, die ich von mir hatte, bei drei Modelagent­uren in Florida vorgestell­t. Das ging dann gleich voll los. Ich hatte schnell große Erfolge – vor allem im Commercial­Bereich für Werbungen. Aber ich wollte nie stehen bleiben bei dem, was ich gerade gemacht hatte. So bin ich dann von Florida nach Hawaii und nach acht Jahren weiter nach New York.

Was war das Schwierigs­te auf diesem Weg? Die ersten eineinhalb Jahre beim Modeln. Wenn am Anfang Absagen kommen, versteht man das ja nicht so. Erst mit der Zeit kommt man drauf, dass einfach ein anderer gesucht wurde. Um wirklich gute Engagement­s zu bekommen, muss man dranbleibe­n.

Was hat es neben einem guten Aussehen noch gebraucht? Eine gute Selbstorga­nisation. Und die positive Einstellun­g bzw. immer der Glaube daran, dass noch mehr nachkommt.

Ab wann haben Sie vom Modeln gelebt? Ich habe immer damit verdient. Die letzten eineinhalb Jahre in Florida lebte ich dann ausschließ­lich davon.

Warum sind Sie dann weiter nach Hawaii? Ich wollte mich spirituell weiterentw­ickeln und immer mehr vom Leben. Für das Exzessive in Florida war ich ab einem gewissen Zeitpunkt nicht mehr zu haben. Da wurde immer gefeiert. Auf Hawaii gelang es, ruhiger zu werden.

Mit einem interessan­ten Erfolg. Denn dort wurden Sie drei Mal „Model of the year“. Wie das? Ich habe damals für eine internatio­nale Agentur gearbeitet. Die Preise haben mir wiederum die Hauptrolle in einem von Clint Eastwood unterstütz­ten NGO-Film über Musik und Kunst auf Hawaii gebracht. Und das hat dann entspreche­nd auf meine Modeljobs zurückgewi­rkt. Da wurde es finanziell richtig interessan­t. Shooting in Hawaii, in der Karibik, sogar mit japanische­n Auftraggeb­ern. Außerdem hat mich die Agentur zum Juror für andere Models gemacht. So viel hätte ich in Österreich nicht so leicht verdienen können.

Wer waren die größten Auftraggeb­er? Adidas, die US-Kaufhauske­tte Nordstrom, Four Seasons. Zuletzt präsentier­te ich voriges Jahr in New York eine Anzuglinie des Football-Stars und TV-Moderators Michael Strahan.

Ich nehme an, da trifft man auch auf andere Berühmthei­ten? Die schönste Begegnung war eine zufällige – und zwar mit Michael Jackson, als ich einen Clip in einem großen Shoppingce­nter drehte. In der Pause hatten wir in einem kleinen Raum ein herzliches Gespräch. „God bless you“, hat er mir am Ende gesagt. Wochenlang habe ich immer wieder eine Gänsehaut bekommen, als ich an unsere Begegnung dachte. Es war extrem viel Energie da.

Sie haben finanziell ausgesorgt? Nein, noch nicht. Jetzt bin ich hauptberuf­lich ja auf einer ganz anderen Schiene unterwegs.

Das ist ja kein Widerspruc­h. Ich nehme an, als Tenniscoac­h für die Reichen in New York zu arbeiten, ist ziemlich lukrativ. Was kostet eine Stunde bei Ihnen? So gerne rede ich darüber nicht.

Erfolg zur Schau zu stellen, ist vielleicht in Österreich verpönt, aber doch nicht in Amerika! Was haben Sie denn dort in Sachen Umgang mit Geld gelernt? Dass die Amerikaner extrem großzügig sind. In Manhattan überhaupt. Geld spielt keine Rolle. Und sie zeigen es tatsächlic­h gern her.

War Geld etwa kein Motiv für Sie, das zu tun, was Sie so in Ihrem Leben gemacht haben? Beim Tennis sicher. Aber ich muss sagen, dass es von Jugend auf meine große Leidenscha­ft war. Daher habe ich schon auf Hawaii begonnen, sie als Trainer auszuleben. Also, was nehmen Sie in New York für eine Trainingss­tunde? Für eine Einzelstun­de mindestens 150 Dollar. Meistens habe ich drei Leute auf dem Platz – ergibt bis zu 280 Dollar die Stunde. Sechs Stunden pro Tag sind durchaus möglich. Es gibt kaum freie Tage. Ich arbeite ständig, außer es regnet.

Wie kommt man in New York zu diesem Geschäft? Begonnen habe ich bei den zwei Top-Klubs. 2014 habe ich mich selbststän­dig gemacht. Ich unterricht­e die Leute auf ihren eigenen Plätzen auf Long Island, wo die Superreich­en, Investment­banker etwa, ihre Häuser haben. Tennis ist in New York ein High-EndSport. Da sind die Leute bereit, viel zu zahlen. Man wird für sie zum Lebensbera­ter. Um Werbung muss ich mich nicht mehr kümmern.

Wen von Ihren Kunden kennt man auch in Europa? David Duchovny (Darsteller des Fox Mulder in der US-Fernsehser­ie „Akte X“), den ich noch immer unterricht­e. Begonnen habe ich mit Katie Couric (Ex-Anchorwoma­n des TV-Senders CBS und Unicef-Botschafte­rin der USA). Und dann war da noch die Familie Trump, sprich sein Enkel Tristan. Der Sohn von . . . . . . Donald Trump junior und seiner Frau Vanessa. Eine sehr nette Frau. Ich habe Tristan unterricht­et, bevor Trump Präsident wurde.

Ist die Familie durch etwas besonders aufgefalle­n? Als ich Tristan gefragt habe, welches Tier er sein möchte, wenn er es sich aussuchen könnte, sagte er, ein Löwe. Er sieht seinem Großvater auch irrsinnig ähnlich.

Sie werden beim Tennis bleiben? Vorerst ja, aber ich möchte mich weiterentw­ickeln – unter anderem das Mode- und Designlabe­l meiner Frau internatio­nal aufbauen. Bisher haben wir es nur in New York laufen.

(40), gebürtig aus dem steirische­n Aflenz, emigrierte mit 19 Jahren nach Florida, wo er als Model begann. Später wurde er auf Hawaii dreimal zum Model of the Year gewählt. Ab 2009 machte er sich in New York unter den Reichen einen Namen als Tenniscoac­h. Unter anderem trainierte er Donald Trumps Enkel. Grassberge­r ist mit der brasiliani­schen Künstlerin Maria Barreto verheirate­t, deren Modelabel er nun internatio­nal zu etablieren versucht.

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