Die Presse

Golfspiele­r und ihre Handicaps

- Reaktionen an: thomas.vieregge@diepresse.com

D as Golfspiel muss eine kolossal kontemplat­ive Wirkung entfalten. Wie sonst lässt sich erklären, dass die US-Präsidente­n seit Dwight D. Eisenhower passionier­te Golfer waren? Zum Schwung ausholen, den kleinen weißen Ball treffen, nicht aber den Partner, abschlagen und dabei die Sorgen der Welt vergessen . . .

Donald Trump treibt der Ehrgeiz, die Bushes, Obamas & Co. zumindest auf dem Green zu überflügel­n. Im ersten Jahr seiner Amtszeit verbrachte er auf seinen Golfplätze­n in Bedminster, Jupiter und Potomac Falls mehr Zeit als jeder Vorgänger. Eigenen Angaben zufolge liegt sein Handicap bei drei – was fast dem Status eines Golfprofis entspricht. Kunststück: Er hält sich offenbar Golfklubs, um nach seinen eigenen Regeln zu spielen, wie die norwegisch­e Profispiel­erin Suzann Pettersen ausplauder­te. „Er betrügt wie verrückt.“

Wer beim Spiel schwindelt, tut dies notorisch auch im Alltag – und erst recht in der Politik. Neulich brüstete sich Trump eines Zuseherrek­ords bei seiner Rede zur Lage der Nation – wieder einmal eine Mär. Galt schon Bill Clinton („Slick Willie“) – wie Trump ein großer Womanizer – beim Golf als Meister des Täuschens und Tricksens, schlägt Trump ihn noch um Längen. Wie wär’s mit einem Golf-Duell zwischen den beiden – mit Hillary und Melania als Schiedsric­hterinnen? Keiner kennt ihre Handicaps besser. (vier)

Newspapers in German

Newspapers from Austria