Und wann triffst du endlich Wladimir Putin?
Welche Fragen man auf Heimaturlaub gestellt bekommt – und was einem selbst an Wien auffällt.
Wenn
man länger nicht in Wien gewesen ist und aus Moskau anreist, fallen einem interessante Details an seiner Heimatstadt auf. Zunächst einmal das Unvermeidliche: die Untergrundbahn. Verglichen mit der Moskauer Metro, ihren kreischenden Zügen, den hektisch ruckelnden und atemberaubend steilen Rolltreppen, den ständigen Durchsagen („Achten Sie auf verdächtige Menschen und Pakete“– ja, exakt in dieser Reihenfolge!) ist die Wiener U-Bahn ein wahrer Ferienbummelzug. Der Gürtel, der hierzulande quasi als Stadtautobahn gilt, hätte in Moskau höchstens den Rang einer mittleren Nebenstraße. Die russische Hauptstadt ist eine bombastische und laute Madame, die nicht zu beruhigen ist. Dagegen wirkt Wien wie eine höchst ausgeglichene Dame im mittleren Alter. Und, mit Verlaub, die dritte Beobachtung: Ja, die Wiener sind nicht gerade für ihre Freundlichkeit berühmt, aber in puncto unfreundlichen Verhaltens könnten sie von den Moskauern noch so einiges lernen. Türzuschlagen vor der Nase gehört dort ebenso zum normalen Umgang, wie man sich das Grüßen in der russischen Hauptstadt schnell abgewöhnt. In Geschäften oder am Schalter kommt man stets gleich zur Sache: „Was wollen Sie?“
Und sonst? Glauben Sie nicht, dass man im Heimaturlaub aus dem Erzählen der besten Storys nicht mehr herauskommt. Bei Treffen mit Verwandten und Freunden watet man stets knietief in Klischees. Etwa so:
„Ist es nicht furchtbar kalt?“„Bis vor wenigen Tagen war es der wärmste Winter seit Menschengedenken.“
„Hast du Putin schon getroffen?“„Ich warte noch immer darauf, dass er sich bei mir meldet.“
„Trinkst du jetzt jeden Tag Wodka?“„Nur jeden zweiten!“(Die Antwort war gut!)
„Und wann bringst du einen russischen Schwiegersohn mit?“„Niemals!!“(Verzweifelter Blick.)