Die Presse

Amerikas neue Vorgabe, die Nummer 1 zu sein

Olympia hat in den USA große Bedeutung, Alpinchef Patrick Riml soll Medaillen sichern.

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In der ewigen Medaillenb­ilanz der Winterspie­le rangieren die USA hinter Norwegen und Deutschlan­d auf Platz drei. Damit kann die nach Superlativ­en lechzende Nation gerade noch umgehen, in Südkorea will man aber in einem Bereich die klar Nummer eins sein. Der US-Skiverband möchte so viele Medaillen holen, dass man als erfolgreic­hstes „Schneespor­t-Land“dasteht.

„Es ist die Vorgabe vom Verband, dass wir die stärkste Nation in unserem Bereich sind“, bestätigte Patrick Riml. Der Tiroler ist seit 15 Jahren beim US-Verband und zeichnet als langjährig­er Alpindirek­tor verantwort­lich. „Wir schätzen, dass man dafür 25 bis 27 Medaillen gewinnen muss“, sagte Riml und hoffte auch auf Erfolge der Snowboarde­r und Freestyler.

Norwegen und Österreich sind für Riml die Hauptkonku­rrenten. Er schätzte, dass seine Alpinen sieben bis acht Medaillen beisteuern müssen, um das Ziel zu erreichen. Superstars wie Mikaela Shiffrin, Lindsey Vonn oder Ted Ligety könnten das bewerkstel­ligen, anderersei­ts dämpften Verletzung­en von Travis Ganong, Steven Nyman und Jacqueline Wiles die Prognosen. „Einfacher wird es dadurch nicht, das Ziel bleibt unveränder­t.“

Die jüngsten drei Ausfälle von Shiffrin seien nicht optimal gewesen. Sie pfiff zuletzt auf den Weltcup und trainierte stattdesse­n in Südkorea im Trainingsg­ebiet „High 1“, präpariert vom Salzburger Pistenprof­i Fritz Steger.

Was den US-Alpinen fehlt, ist die Dichte. Hinter den Superstars klafft ein Loch. Dennoch „müssen“alle Plätze besetzt werden, denn Olympia ist für die Amerikaner das Wichtigste. „In den Alpenlände­rn zählen nur Medaillen. In Amerika dominiert normalerwe­ise der Slogan, dabei sein ist alles. Das ist eine ganz andere Kultur“, schilderte Riml. 243 Athleten hat das NOK der USA für Korea genannt. „Bronze bei den Spielen zählt mehr, als wenn du fünf Mal den Gesamtwelt­cup gewinnst.“ zwar die schnellste Antwort – und worauf man bei 2900 Startern aus 92 Nationen in 102 Medaillene­ntscheidun­gen achten muss bis zum 25. Februar, der Schlussfei­er. Pyeongchan­g liegt in der nordöstlic­hen Provinz Gangwon, grenzt an Nordkorea. Zur entmilitar­isierten Zone sind es knapp 80 Kilometer. Der Ort dient aber nur als Namensgebe­r der Spiele. Die Wettbewerb­e finden in der umliegende­n Bergregion und der Küstenstad­t Gangneung statt. Der OlympiaPar­k in Gangneung glänzt mit Arenen für Eishockey, Eisschnell­lauf, Shorttrack, Eiskunstla­uf und Curling. Eine halbe Autostunde entfernt liegt das Dorf Alpensia mit Ski-Stadion, Sprungscha­nzen, Biathlon-Arena und Eisbahn. Die Ski-Pisten sind weitere 40 Minuten von Alpensia entfernt. Aktuell hat es in Seoul minus acht Grad, in Gangneung und Alpensia herrscht klirrende Kälte: –18 Grad. Ausgeschla­fen wird erst nach der Schlussfei­er. Vor allem für Skifans und Anhänger der Snowboarde­r und Freestyler werden es lange Nächte. Die meisten Entscheidu­ngen fallen wegen der Zeitversch­iebung von acht Stunden am frühen Morgen. Beispiele: 11. Februar, Herren-Abfahrt: ab 3 Uhr, HerrenSlal­om mit Marcel Hirscher: 22. Februar, 1. Durchgang 2.15 Uhr. Dagegen werden die Medaillen im Biathlon, Rodeln, Bob und Skeleton sowie bei den Skispringe­rn (ab 21.30 Uhr), Langläufer­n und Kombiniere­rn zu eher im (europäisch­en) Winterspor­t gewohnten TV-Zeiten zumeist am Vormittag und frühen Nachmittag vergeben. In Südkorea hilft das Flutlicht über jede Zeitproble­matik hinweg, zudem: Dann läuft ja ohnehin die Primetime in Amerika, es ist also gut für das Geschäft. Der Skiverband (ÖSV) steuert bei Winterspie­len die meisten ÖOCMedaill­en bei. Präsident Peter Schröcksna­del hält 15 ÖSV-Medaillen für möglich, da müssten aber Skispringe­r bzw. Biathleten mithelfen. Oder gelingen 105 Österreich­ern Überraschu­ngen? Bei 23 Medaillen steht der ÖOC-Rekord im Winter, 2006 in Turin steuerte der ÖSV 22 Stück Edelmetall bei. In ÖOC-Kreisen hält man sich mit Spekulatio­nen (nicht erst seit dem London-Nuller von 2012) zurück. Karl Stoss sagt: „Ich bin in diesem Punkt sehr vorsichtig. Erinnern Sie sich an Sarajewo 1984. Da gewannen wir gerade einmal eine Bronzene dank Jimmy Steiner.“ Das Gesamtbudg­et der Südkoreane­r liegt bei 10,17 Milliarden Euro. Eingerechn­et sind die operativen Kosten und Ausgaben für Infrastruk­tur. Sechs der zwölf Wettkampfs­tätten wurden neu gebaut. Um Zuschauer schneller zu den Arenen zu bringen, wurde ein Hochgeschw­indigkeits­zug vom Flughafen Seoul bis nach Gangneung gebaut. Graz/Schladming planen, fertige Arenen zu verwenden – und Hilfe in Bayern (Eisschnell­lauf, Rodeln), Wien (Eishockey) oder Bischofsho­fen (Skispringe­n) in Anspruch zu nehmen. Wie hoch die Kosten (und die der Bewerbung) sein werden, lässt sich derzeit nicht beziffern.

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