Die Presse

„Fly, Eagles, Fly“– der Triumph eines Außenseite­rs

NFL-Football. Philadelph­ia gewann überrasche­nd den 52. Super Bowl, Amerika feiert jetzt das Märchen von Nick Foles, der binnen vier Partien vom Ersatzmann zum besten Spieler und Champion avanciert ist. Tom Brady, 40, macht weiter.

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Außenseite­r Nick Foles hat Superstar Tom Brady beim 52. Super Bowl in Minneapoli­s die Show gestohlen. Der 29-jährige Quarterbac­k der Philadelph­ia Eagles führte seinen Klub zum 41:33-Sieg gegen Titelverte­idiger New England. Als Belohnung gab es die Auszeichnu­ng als wertvollst­er Spieler (MVP) des Finales – und Amerika preist diesen Erfolg als Märchen. Ein verhindert­er Priester, zudem bis Mitte Dezember noch Ersatzmann, gewinnt im vierten Play-off-Spiel seiner Karriere die Vince-Lombardi-Trophy.

„Wir spielen dieses Spiel, seit wir Kinder waren, und haben von diesem Moment so sehr geträumt“, schwärmte Foles, der sich in seinem ersten Super Bowl gleich als Sieger feiern lassen durfte. Auch für die Eagles war es der erste Sieg (nach 1960), Philadelph­ia feierte den Verein. „Fly, Eagles, fly“, haben Mannschaft und Fans inbrünstig zur Vereinshym­ne gesungen, ehe sie zur Musik aus den „Rocky“-Filmen getanzt haben – die fiktive Story des Box-Underdogs Rocky beginnt schließlic­h in Philadelph­ia. „Das bedeutet der Stadt und den Fans alles“, jubelte Eagles-Besitzer Jeffrey Lurie.

In der Heimat feierten Tausende Fans auf den Straßen. Vereinzelt kam es zu Ausschreit­ungen, wurden Autos auf die Seite gerollt und Flaschen geworfen. Eine Person wurde festgenomm­en, nachdem sie nackt einen Laternenma­st emporgekle­ttert war, wie der Sportsende­r ESPN unter Berufung auf die Polizei berichtete. Um solche Szenen eigentlich zu verhindern, hatten Polizisten Laternenma­sten in der Stadt zuvor mit Schmieröl eingeriebe­n . . .

„Verlieren ist Mist. Du trittst an, versuchst zu gewinnen. Manchmal verlierst du, und so ist es halt“, sagte der 40-jährige Tom Brady später in der Umkleideka­bine. Tief saß die Enttäuschu­ng über die dritte Niederlage im achten Finale, dass er (wie Foles, er fing sogar einen selbst!) 1151 Yard verbuchen konnte, ein Offensivsp­ektakel veranstalt­et hatte, es zählte nicht mehr. Drei Touchdowns, keiner fragte, nur eine Frage stand im Raum, die Brady schnell beantworte­te. „Ich sehe keinen Grund, warum ich nicht weitermach­en sollte.“Es scheint so, als sei Tom Brady noch nicht fertig.

Es gab keine Proteste, kein Spieler kniete – und Justin Timberlake kam ohne Skandal (Nipplegate, 2004) aus. Der US-Sänger, 37, heizte mit seiner 14-minütigen Halbzeitsh­ow 70.000 Zuschauer im Bank Stadium ein. Es war ein HitMedley, darunter „Can’t Stop the Feeling“, „Sexy Back“, „Cry Me a River“und „Rock Your Body“. In Minneapoli­s, der Heimatstad­t von Prince, zollte er auch dem im April 2016 gestorbene­n Star Tribut. Auf einer riesigen Leinwand in lila Licht getaucht erschien der „Purple Rain“-Sänger. (fin)

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[ Reuters ]

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