Abgasaffäre: Razzia bei Audi
Affäre. Neue Razzia beim deutschen Autobauer. Auch Audi-Autos in Europa sollen manipuliert worden sein.
18 Staatsanwälte und zahlreiche Kriminalbeamte haben gestern Audi-Räume in Ingolstadt und Neckarsulm sowie eine Privatwohnung in Baden-Württemberg durchsucht. Die Staatsanwaltschaft verdächtigt Audi, in den USA und Europa ab 2009 mindestens 210.000 Dieselautos mit Schummelsoftware verkauft zu haben. Seit einem Jahr ermittelt sie wegen Betrugs und strafbarer Werbung.
Zum dritten Mal binnen weniger Monate muss VW-Tochter Audi wegen einer möglichen Verstrickung in die VW-Dieselaffäre eine Razzia über sich ergehen lassen. Mit 18 Mann rückte die Münchener Staatsanwaltschaft am Dienstag in Geschäftsund Privaträumen des Unternehmens bzw. derer Mitarbeiter an. Erstmals geht es den Ermittlern nicht „nur“um manipulierte Dieselautos, die am amerikanischen Markt gelandet sind, sondern auch um Audi-Fahrzeuge, die auf Europas Straßen unterwegs sind. Die Staatsanwaltschaft München spricht von 210.000 Autos, die nach 2009 in den USA und Europa verkauft wurden.
Audi kooperiere mit den Ermittlern und stelle Daten zur Verfügung, teilte ein Audi-Sprecher mit. Eine Sprecherin der Staatsanwaltschaft sagte, das Unternehmen werde zwar seit dem Morgen komplett durchsucht, habe dabei aber den Status eines unbeteiligten Dritten, der nicht selbst im Verdacht stehe.
2015 musste die Audi-Konzernmutter VW zugeben, die Abgaswerte seiner Dieselfahrzeuge per Software manipuliert zu haben. Die Autos waren auf dem Prüfstand demnach deutlich sauberer als auf der Straße. Audi war im Konzern für die Entwicklung der Drei-Liter-Dieselmotoren zuständig.
Bisher waren allerdings kaum Audi-Mitarbeiter unter den Verdächtigen. Lediglich ein früherer Porsche-Vorstand, der zuvor bei Audi und im Volkswagen-Konzern unterhalb des Vorstands die Motorenentwicklung leitete, sitzt aktuell in Untersuchungshaft. Seit Dienstag ist die Liste der verdächtigen Audi-Mitarbeiter allerdings kräftig angewachsen. Mittlerweile werde gegen 14 Personen aus dem Unternehmen ermittelt, bestätigte die Staatsanwaltschaft München. Frühere oder aktive Vorstandsmitglieder seien allerdings weiterhin nicht betroffen. (red/ag)