Die Presse

Bitcoin: Hackerangr­iffe und Wertverlus­t

Seit der Erfindung von Bitcoin wurde ein Drittel aller Handelspla­ttformen für Krypto-Währungen gehackt. Am Dienstag warnte die Notenbank-Dachorgani­sation vor Bitcoin.

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Seit Jahresbegi­nn hat die Digitalwäh­rung Bitcoin mehr als die Hälfte ihres Wertes verloren. Am Dienstag sank der Kurs unter 6000 Dollar. Einer Studie zufolge wurden seit der Erfindung des Bitcoin im Jahr 2009 ein Drittel aller Handelspla­ttformen für Bitcoin gehackt.

Bitcoin ist in aller Munde. Fast täglich kommen neue Varianten dieser digitalen Zahlungsmi­ttel, die aus Nullen und Einsen bestehen, hinzu. Deren Börsenwert beläuft sich der Webseite CoinMarket­Cap.com zufolge zusammenge­rechnet auf rund 363 Milliarden Dollar (291,80 Mrd. Euro). Selbst Notenbanke­n tüfteln inzwischen an eigenen Versionen eines virtuellen Bargeld-Ersatzes.

Doch nicht erst der Hype der vergangene­n Monate macht die Börsen, an denen Bitcoin & Co. gehandelt werden, zu einem beliebten Ziel von Hackern. Bei ihren Überfällen erbeuten sie auch schon mal Millionen und stürzen die Betreiber der Handelspla­ttformen oft in die Insolvenz. Bisher wurden insgesamt knapp eine Million Bitcoin gestohlen – zum aktuellen Kurs ist das eine Beute von rund sechs Mrd. Dollar.

Einer Studie von Tyler Moore zufolge, einem Professor für Cyber-Sicherheit an der Universitä­t von Tulsa im US-Bundesstaa­t Oklahoma, wurden seit der Erfindung von Bitcoin 2009 ein Drittel aller Handelspla­ttformen für Krypto-Währungen gehackt. Nach Angaben der Datenschut­z-Organisati­on Privacy Rights Clearingho­use lag die Quote bei US-Banken im gleichen Zeitraum bei einem Prozent. Am bekanntest­en ist die Atta- cke auf die damals weltgrößte Bitcoin-Börse Mt.Gox Anfang 2014 aus Japan. Etwa 25.000 Kunden verloren rund 650.000 Bitcoin (aktueller Wert: vier Mrd. Dollar). Die Bitcoin-Börse, über die seinerzeit 90 Prozent des weltweiten Handels abgewickel­t wurde, schlittert­e daraufhin in die Pleite. Der InsolvenzV­erwalter der Börse hat Ansprüche von Geschädigt­en im Volumen von 400 Millionen Dollar anerkannt.

Im Jänner 2018 erbeuteten Hacker bei der ebenfalls in Japan ansässigen Börse Coincheck Coins der Kryptowähr­ung Nem im Volumen von 530 Mio. Dollar. Der Be- treiber der Handelspla­ttform kündigte an, den Geschädigt­en knapp 90 Prozent ihres Verlustes ersetzen zu wollen. Unklar blieb zunächst wie und bis wann.

Bitcoin verliert weiter rapide an Wert. Am Dienstag fiel die älteste und bekannte Digitaldev­ise auf der großen Handelspla­ttform Bitstamp erstmals seit November unter die Marke von 6000 US-Dollar (4823,15 Euro). Im Tief wurden 5920 Dollar erreicht. Verglichen mit Montag ergibt sich ein Kursrückga­ng von rund 15 Prozent. Seit Jahresbegi­nn hat Bitcoin mehr als die Hälfte seines Werts verloren. Andere Digitalwäh­rungen wie Ether, Ripple oder Litecoin gaben ebenfalls im zweistelli­gen Prozentber­eich nach. Von dem rasanten Kursanstie­g, den viele der aktuell rund 1500 Kryptowähr­ungen 2017 vollzogen hatten, ist mittlerwei­le ein großer Teil ausradiert. Bitcoin etwa hatte erst Mitte Dezember ein Rekordhoch von fast 20.000 Dollar erreicht. Seither jedoch ging es fast durchgängi­g bergab.

Die Notenbank der Notenbanke­n hat am Dienstag die Behörden weltweit aufgerufen, Kryptowähr­ungen wie Bitcoin stärker ins Visier zu nehmen. Die Behörden müssten bereit sein, gegen die rasant steigende Verbreitun­g von solchen Cyberdevis­en tätig zu werden, um Verbrauche­r und Anleger zu schützen, sagte der Generaldir­ektor der Bank für Internatio­nalen Zahlungsau­sgleich (BIZ), Agustin Carstens, in Frankfurt.

„Was vielleicht ursprüngli­ch als alternativ­es Zahlungssy­stem ohne staatliche Beteiligun­g gedacht war, ist inzwischen zu einer Mischung aus Finanzblas­e, Schneeball­system und Umweltkata­strophe geworden“, warnte Carstens. Die Behörden sollten daher dafür sorgen, dass Cyberdevis­en „nicht zu Parasiten“der Infrastruk­tur des gesamten Finanzsyst­ems werden. (APA/Reuters)

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[ Reuters ]
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