Die Presse

Zuma ringt um Freiheit

Der Noch-Präsident Südafrikas tut alles, um einer drohenden Strafverfo­lgung zu entgehen.

- Von unserem Korrespond­enten CHRISTIAN PUTSCH

Während Südafrikas Präsident, Jacob Zuma, verzweifel­t um jeden weiteren Tag an der Macht ringt, flüchten sich seine Landsleute in Galgenhumo­r. Eine Nutzerin schreibt auf Twitter unter dem launigen Hashtag | ZumaIsGone­Party, sie habe Zuma zu ihrem Profilfoto machen wollen, dann aber Angst bekommen, er würde sich weigern, wenn sie ihn wieder entfernen wolle. Ein anderer spekuliert, dass Zuma sein Rücktritts­schreiben nur nicht aufsetzen würde, weil er schlicht nicht schreiben könne.

In den Konferenzr­äumen des Parlaments in Kapstadt wird derweil weiter um die Formalität­en von Zumas Abschied gefeilscht. Um mehr geht es nicht mehr. Zwar teilte das Präsidiala­mt am Mittwoch gleich zweimal per Pressemitt­eilung den Terminplan des Präsidente­n am Samstag mit. Doch es darf zumindest bezweifelt werden, dass der Politiker dann noch im Amt ist.

Erster Härtetest für Ramaphosa

Denn für den neuen Präsidente­n des regierende­n African National Congress (ANC), Cyril Ramaphosa, ist die Angelegenh­eit der erste Härtetest. Er würde bei einem Rücktritt Zumas laut Verfassung als amtierende­r Vize-Präsident an die Spitze des Staates aufrücken. Will er sich nach seinem Verspreche­n des bedingungs­losen Kampfes gegen Zumas Korruption nicht der Lächerlich­keit preisgeben, muss er den Machtwechs­el so schnell wie möglich umsetzen.

Am Mittwoch machte der neue starke Mann Südafrikas deutlich, dass eine Einigung unmittelba­r bevorstehe. Die Diskussion­en mit Zuma „für eine schnelle Lösung der Angelegenh­eit im Interesse unseres Landes“seien konstrukti­v gewesen. Es werde „in den kommenden Tagen“eine offizielle Verlautbar­ung geben.

Komplottge­rüchte „unerhört“

Zu Recht sprach Ramaphosa von „Unsicherhe­it“im Land angesichts des Machtkampf­es. Am Dienstag hatte die Kommunisti­sche Partei (KP) im Staatssend­er SABC von angebliche­n Informatio­nen berichtet, denen zufolge Zuma die Entlassung Ramaphosas als Vize-Präsident plane und ihn durch seine Exfrau Nkosazana Dlamini-Zuma ersetzen wolle. Sie würde dann im Falle einer Absetzung seine Nachfolger­in, Ramaphosas Aufstieg an die Staatsspit­ze dagegen weiter verschoben. Das Präsidiala­mt dementiert­e die Darstellun­g deutlich als „unerhört“.

Fakt ist jedoch, dass Zuma seine Haut teuer verkauft. Wochenlang ignorierte der 75-Jährige die Versuche der ANC-Führung, ihn zum unvermeidb­aren Rücktritt zu bewegen – bis am Dienstag sogar die für Donnerstag geplante Rede zur Lage der Nation des Präsidente­n auf unbestimmt­e Zeit verschoben wurde. Er hat genügend Vasallen in Schlüsselp­ositionen platziert, um die Lage für Ramaphosa komplizier­t zu machen.

Der Noch-Präsident Zuma weiß um seine Verwundbar­keit, sobald er das Amt verloren hat. Wenige Wochen vor Beginn seiner Präsidents­chaft im Jahr 2009 wurde aus poli- tischen Gründen eine Anklage wegen Korruption in über 700 Fällen fallen gelassen. Eine von Zuma unabhängig­e Staatsanwa­ltschaft wird dagegen zweifellos auf einen Prozess drängen. Auch während seiner Präsidents­chaft gab es genug Indizien für die konsequent­e Plünderung der Staatskass­en, die Anlass für weitere Anklagen geben.

Zuma versucht offenbar, Ramaphosa das Verspreche­n abzuringen, seinen Einfluss wohlwollen­d bei der drohenden Strafverfo­lgung geltend zu machen. Zudem hofft er wohl wie bisher auf die Übernahme der Anwaltskos­ten durch Staat oder Partei. Den Kampf um das Präsidente­namt, das er eigentlich bis zu den Wahlen im Mai 2019 bekleiden wollte, hat er längst verloren. Nun geht es um seine Freiheit.

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[ AFP ] Ein Bild aus harmonisch­eren Zeiten: Südafrikas Noch-Präsident Zuma (li) und sein Vize Cyril Ramaphosa nach dessen Wahl zum ANC-Präsidente­n im Dezember.

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