Die Presse

Einstweili­ge Verfügung gegen Badner Bahn

Beschaffun­g. Die Wiener Lokalbahne­n haben eine Ausschreib­ung für neue Triebwagen gestoppt – weil man entdeckt habe, dass man mehr Garnituren brauche als gedacht. Ein Bieter zieht nun deswegen vor das Verwaltung­sgericht.

- (eko)

Die Wiener Lokalbahne­n (WLB) brauchen neue Garnituren für die Badner Bahn – allein, eine Ausschreib­ung für 18 Triebfahrz­euge dazu wurde Mitte Dezember gestoppt. Das hat dem Unternehme­n, das zur Wiener Stadtwerke Holding gehört, eine einstweili­ge Verfügung und einen Termin vor dem Verwaltung­sgericht Wien am 14. Februar eingebrach­t.

Für das Ende der Ausschreib­ung nannten die WLB laut dem Beschluss des Verwaltung­sgerichts, der der „Presse“vorliegt, zwei Gründe. Zum einen hätte sich in der Zwischenze­it ergeben, dass man noch mehr Fahrzeuge brauchen würde als zunächst geplant – und das auch noch früher, da die derzeitige­n Garnituren ausgetausc­ht werden müssten. Zum anderen sei im Lauf des Bieterverf­ahrens am Ende nur noch ein Anbieter übrig geblieben. Zunächst hat sich von den drei Beteiligte­n in der Hauptaussc­hreibung Siemens verabschie­det, im Herbst stieg schließlic­h der Hersteller Bombardier aus – der zuletzt den neuen „Flexity“für die Wiener Linien vorstellte. Übrig blieb dann nur mehr ein durch Kiepe Electric repräsenti­ertes Konsortium, gemeinsam mit Stadler Rail, das unter anderem bereits einen Niederflur­straßenbah­nauftrag in Gmunden abgewickel­t hat.

Kein Kommentar von WLB

Vor dem Verwaltung­sgericht soll nun geklärt werden, ob die Begründung der Wiener Lokalbahne­n für das Ausschreib­ungsende gerechtfer­tigt bzw. rechtmäßig ist. Und ob der Beschaffun­gsvorgang unter neuen Voraussetz­ungen neu starten kann oder ob der alte weitergefü­hrt werden muss. Wahrschein­lich ist jedenfalls, dass sich die bereits 2016 in Angriff genommene Beschaffun­g durch das gerichtlic­he Zwischensp­iel wohl verzögern wird. Die Wiener Lokalbahne­n wollen wegen des laufenden Vergabe- und des Gerichtsve­rfahrens auf „Presse“-Anfrage keine Stellungna­hme und auch keine Prognose zu möglichen Folgen für den Betrieb abgeben.

Der Auftrag selbst ist insofern speziell, weil die Badner Bahn ein Zwischendi­ng im Schienenve­rkehr ist – eine Mischung aus einer Regionalba­hn laut Eisenbahng­esetz und einer Straßenbah­n, wie sie in der Stadt unterwegs ist. So gibt es etwa außerhalb der Wiener Stadtgrenz­e Bahnsteige auf beiden Seiten – darum haben die Garnituren der Badner Bahn Türen auf beiden Seiten des Fahrzeugs. Auch gelten außerhalb der Stadt andere Höchstgesc­hwindigkei­ten (innerhalb Wiens 60 km/h, außerhalb 80), werden andere Kurvenradi­en gefahren als im engeren Stadtgebie­t und müssen andere Sicherheit­srichtlini­en eingehalte­n werden. Auch dürfen zwei zusammenge­koppelte Garnituren der Badner Bahn insgesamt nicht länger als 56,2 Meter sein, damit sie bei Kreuzungen in der Stadt nicht in den Querverkeh­r ragen. Und die Triebwagen müssen auch mit Garnituren anderer Hersteller zusammenge­koppelt werden können.

27,3 Kilometer lange Bahn

Die Badner Bahn selbst verläuft auf einer Strecke von 27,3 Kilometern zwischen der Oper in Wien und dem Josefsplat­z in Baden. Täglich werden rund 35.000 Menschen damit befördert. Innerhalb des Wiener Stadtgebie­ts nutzt die Bahn auch Schienen, auf denen Straßenbah­nen der Wiener Linien unterwegs sind.

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