Die Presse

Die Technik hinter den Spielen

Olympia. Die IT-Firma Atos stellt die Daten für Pyeongchan­g bereit – erstmals läuft alles über virtuelle Server. Ergebnisse werden in Echtzeit geliefert, pro Sekunde 400 Problemfäl­le registrier­t.

- VON SENTA WINTNER

Am Freitag wird das olympische Feuer in Pyeongchan­g entzündet, in Barcelona aber haben die XIII. Winterspie­le längst begonnen. Hier befindet sich das Hauptquart­ier von Atos, dem ITPartner der Olympische­n Spiele. Seit über zwei Wochen laufen in der katalanisc­hen Hauptstadt die Systeme durchgehen­d auf Höchstleis­tung, werden Bewerbe simuliert und Datenström­e durchgespi­elt. Denn ob Akkreditie­rung, Informatio­nen für Athleten und Volunteers vor Ort oder Biografien und LiveErgebn­isse für Medien und Fans – erstmals in der Olympia-Geschichte werden all diese Daten vollständi­g in der „Cloud“verarbeite­t, also auf Servern und nicht auf stationäre­n Geräten gespeicher­t, und von Barcelona aus verwaltet.

Im Vorfeld der Spiele gewährte Atos einen Blick hinter die Kulissen. Das französisc­he Unternehme­n ist mit 100.000 Mitarbeite­rn in 72 Ländern einer der europäisch­en IT-Marktführe­r und seit den Sommerspie­len 1992 in Barcelona offizielle­r Partner des Internatio- nalen Olympische­n Komitees. „Wir sind eine langfristi­ge Bindung mit dem IOC eingegange­n, transporti­eren Geschichte und Knowhow zu jedem Gastgeber“, erklärt Patrick Adiba, Entwicklun­gsleiter bei Atos. Der Anblick der technologi­schen Zentrale in Barcelona ist überrasche­nd unspektaku­lär: Ein mittelgroß­er Raum mit vielen Computern und Monitoren.

Für Pyeongchan­g laufen nach schrittwei­sen Auslagerun­gen erstmals alle relevanten Systeme über die Cloud, die Vorzüge liegen für Angels Martin Mun˜oz, General Manager für Olympia, auf der Hand: „Wir müssen nicht mehr alles vor Ort auf- und dann wieder abbauen, sondern können die Systeme flexibel einsetzen und wieder verwenden.“Schließlic­h beginnen die Olympia-Vorbereitu­ngen bei Atos bereits mit der Vergabe Jahre zuvor, werden die Systeme über 100.000 Stunden getestet. Bis auf Ticketing und Anti-Doping wird alles abgewickel­t, allein 200.000 Akkreditie­rungen wurden auf die Einreisebe­stimmungen geprüft und dabei der in Korea noch strengere Datenschut­z als in Europa gewährleis­tet. Ergebnisse sind für Fans und Journalist­en fast in Echtzeit verfügbar, in weniger als 0,5 Sekunden sind teilweise schneller als die TV-Bilder überliefer­t.

Atos treibt den technologi­schen Fortschrit­t freilich nicht nur selbst voran, sondern erlebt ihn hautnah mit. So erfolgten bei Olympia 2008 in Peking weniger als ein Prozent der Zugriffe über Mobilgerät­e, 2016 in Rio waren es bereits fast 100 Prozent. Auch auf Dienstleis­terseite ist die Entwicklun­g unverkennb­ar. Waren für die Sommerspie­le in London vor sechs Jahren (die aufgrund von mehr Sportlern und Bewerben generell aufwendige­r sind) 1000 Server und 5000 IT-Fachleute im Einsatz, sind es für Pyeongchan­g nur noch rund 250 physische Geräte und rund 2000 Mitarbeite­r. Die meisten halten in Barcelona die Stellung, ein rund 50-köpfiges Team kümmert sich vor Ort in Südkorea um den reibungslo­sen Ablauf. Für Notfälle stehen Server und eine eigene Stromverso­rgung selbstvers­tändlich parat. „Es gibt einen Plan B für jede Situation“, betont Adiba.

Ein Hauptaugen­merk gilt der Sicherheit. 400 Zwischenfä­lle pro Sekunde wurden 2016 in Rio registrier­t, ein Computersy­stem filtert die relevanten Probleme heraus. Diese reichen von einem tatsächlic­hen Hackerangr­iff bis zu einem verweigert­en Zugang zu einer Sportstätt­e und werden dann von Experten gelöst. Noch werden solche Szenarien im Hauptquart­ier simuliert, ebenso wie die Resultate der 102 Medaillene­ntscheidun­gen. In Barcelona ging Gold im neuen Mixed-Bewerb der Skifahrer an das rumänische Team.

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