Hirscher: „Wie ein Schülerläufer“
Olympia-Kombination. Marcel Hirscher, 28, stellt sich der Herausforderung, wieder eine Abfahrt zu bestreiten. Kommt er unter die Top 30, sei Edelmetall keine Illusion.
Die Winterspiele 2018 beginnen für Marcel Hirscher gleich mit einer richtigen Herausforderung: es nennt sich erstes Abfahrtstraining und dient der Vorbereitung auf die Kombination. „Was den Speedbereich angeht, ist das für mich improvisieren“, sagte der Salzburger in Jeongseon, wo er bereits an zwei Tagen auf der Trainingspiste unterwegs ist.
Der Annaberger, 28, eigentlich lieber in Technikbewerben unterwegs, stelle sich dieser Challenge. Im Super-G habe er „eh ein bisserl Erfahrung“, in der Abfahrt fühle er sich dennoch „wie ein Schülerläufer“. In allen Alters- und NiveauKlassen, von FIS-Rennen bis WM, stehen in seiner Karriere laut FISDatenbank nur 14 Abfahrten zu Buche. Die letzte in der WM-Kombi im Februar 2017 in St. Moritz.
Das Gute sei, dass er vor zwei Jahren schon in Jeongseon gewesen sei, dass er sich an jede Kurve erinnere, nicht auf dem Hang stehe und sich denke, wo er denn gerade sei und eigentlich hinwolle. Er werde also einfach drauflosfahren. „Wenn du bei der Abfahrt auf der Strecke bist, schaut alles gleich aus. Es sind drei große Hügel, die von der Topografie gleich aufgebaut sind. Ich werde mich langsam herantasten, bei den Sprüngen nichts riskieren“, sagt der regierende Slalom- und RTL-Weltmeister. Er wolle nichts riskieren, sein großes Ziel bleibt Gold in einem der Technikbewerbe.
„Nicht damit leben können“
Hirscher bestritt im Rahmen des Weltcups 2016 in Jeongseon beide Abfahrtstrainings (7,33 bzw. 3,98 Sekunden Rückstand) und wurde im Super-G Siebenter. Er wurde 2015 in Vail/Beaver Creek allerdings Kombi-Weltmeister und gewann 2017 die Silbermedaille. Auch bei Olympia sei er genau deshalb am Start. „Ich versuche es. Ich hätte damit nicht leben können, dass ich mich irgendwann einmal, wenn ich dann in meinem Ledersessel sitze und drüber nachdenke, frage, ob ich die Chance nützen hätte sollen oder nicht. Speziell, falls ein Techniker auch noch Gold machen würde“, meinte er verschmitzt lachend. Das Ziel müsse natürlich sein, in der Abfahrt unter die besten 30 zu kommen. Sonst könne er eh gleich zusammenpacken.
Das zu erreichen, sei aber ohnehin schwierig genug. Außer man mache aus der Piste ein Eislaufzentrum. Aber das sei ob der Umstände nicht zu erwarten. „Klar ist es hart, aber es ist nicht eisig. Bei minus zwanzig Grad wird es eher aggressiv, ich habe immer das Gefühl, es ist so wie in Amerika, Vail, Beaver Creek“, sagte der sechsfache Gesamtweltcupsieger.
Es sei zwar viel Wasser drinnen in der Piste, aber das sei gleich wieder verpufft. „Bei der Trockenheit, die wir hier haben. Es ist faszinierend“, sagt der 28-Jährige und zeigt auf die schneelose Landschaft. „Man schaut hier raus, es hat minus zwanzig Grad, aber schaut aus, als ob es doch plus zehn hätte.“