Die Presse

Trump will eine Parade wie in Paris

USA. Der Präsident hat das Verteidigu­ngsministe­rium mit einer Militärpar­ade beauftragt. Damit will Trump seine Unterstütz­ung für die Streitkräf­te unterstrei­chen. Kritiker meinen, eine solche Schau erinnere an Staaten wie Nordkorea.

- VON JULIA RAABE

Tja, wer hat den größeren Atomknopf? US-Präsident Donald Trump, nicht Kims Diktator Kim Jong-un. Aber wer hat die schönere Militärpar­ade? Frankreich­s Präsidente­n in Paris. US-Präsident Donald Trump hat überhaupt keine. Und so wünscht er sich nun eine Militärpar­ade in Washington. Das Weiße Haus bestätigte, dass der Präsident das Pentagon mit der Planung einer Militärsch­au nach französisc­hem Vorbild beauftragt habe.

Trump wolle, dass das Pentagon Möglichkei­ten für eine Feier vorlege, die es den Amerikaner­n erlaube, ihre Wertschätz­ung für das Militär zu zeigen. Die Washington Post hatte zuerst über Trumps Plan berichtet. Demnach will der Präsident eine große Parade, zu welcher Soldaten durch Washington marschiere­n und auch Panzer durch die US-Hauptstadt rollen.

Der Nationalfe­iertag am 14. Juli ist der Tag, an dem Frankreich seine Größe und Stärke feiert – unter anderem mit einer prächtigen Militärpar­ade auf der Avenue des Champs-Elysees.´ Geschmückt­e Panzerkolo­nnen rollen die berühmte Pariser Straße hinunter, Kampfjets fliegen donnernd über die Allee und ziehen Kondensstr­eifen in den Nationalfa­rben über den Himmel. Soldaten, zu Fuß marschiere­nd oder zu Pferde, salutieren vor der Tribüne des Präsidente­n. Dort saß vergangene­s Jahr nicht nur der neue Staatschef Emmanuel Macron, sondern auch dessen Ehrengast aus den Vereinigte­n Staaten: Donald Trump. Und auf den US-Präsidente­n machte das Spektakel großen Eindruck.

So groß, dass der US-Präsident nun seine eigene Militärpar­ade haben will. Trump, der eine Schwäche für jede Zurschaust­ellung militärisc­her Stärke hat, beauftragt­e das Penta- gon, eine solche Parade zu planen, wie die „Washington Post“am Mittwoch berichtete. „Der Marschbefe­hl lautete: Ich möchte eine Parade wie die in Frankreich“, zitierte das Blatt einen namentlich nicht genannten Anwesenden des entspreche­nden Treffens.

Wie in totalitäre­n Staaten

Anders als in Frankreich sind große Militärpar­aden in den USA nicht üblich. Kritiker der US-Regierung wiesen auch flugs darauf hin, dass solche öffentlich­en Präsentati­onen von Kriegsgerä­t und Armee vor allem in totalitäre­n Staaten praktizier­t würden. So war es in der Sowjetunio­n. Und so ist es auch in dem von Trumps Erzfeind Kim Jong-un regierten Nordkorea, wo jeder Geburtstag und jeder Todestag der Herrscherd­ynastie mit einer pompös inszeniert­en Heeresscha­u begangen wird. „Was für eine absurde Geldversch­wendung“, kritisiert­e etwa der demokratis­che Abgeordnet­e Jim McGovern. „Trump handelt eher wie ein Diktator als ein Präsident.“

Zurückhalt­end äußerten sich zunächst auch Funktionär­e aus dem Pentagon und dem Weißen Haus: Die Pläne für eine Parade seien noch in der „Brainstorm­ing“-Phase. Es gebe noch nichts Substanzie­lles.

Geradezu schwärmeri­sch klang dagegen Trumps Sprecherin­g Sarah Huckabee Sanders, die das Ansinnen des US-Oberbefehl­shabers dann prompt bestätigte. „Präsident Trump ist ein unglaublic­h großer Unterstütz­er der großartige­n amerikanis­chen Soldaten, die jeden Tag ihr Leben riskieren, um die Sicherheit unseres Landes zu gewährleis­ten.“

Wie kolportier­t wird, soll Trumps Parade jene von Macron sogar noch übertreffe­n. Die französisc­he Schau sei „eine der großartigs­ten Paraden“gewesen, die er je gesehen habe, sagte der zu Superlativ­en neigende USPräsiden­t nach seinem Besuch in Paris. Aber: „Wir müssen versuchen, sie zu überbieten.“

Trump hat nie einen Hehl daraus gemacht, dass er Macht viel mit militärisc­her Stärke gleichsetz­t. Während das US-Außenminis­terium – und damit die Diplomatie – vor massiven Budgetkürz­ungen steht und internatio­nale Organisati­onen um die US-Beiträge fürchten, schwebt Trump eine Aufstockun­g des Militärbud­gets um weit mehr als 50 Milliarden US-Dollar vor. Seine Regierung will neue Atomwaffen mit geringer Sprengkraf­t entwickeln, die leichter zum Einsatz kommen können – das richtet sich vorrangig gegen Russland. Und mit Trumps Drohungen gegen Nordkoreas Kim Jong-un sehen viele Experten die Welt so nah an einem Atomkrieg wie seit Jahrzehnte­n nicht mehr.

Spott und Beleidigun­gen

Trumps persönlich­e Beziehung zum US-Militär gilt dagegen als durchwachs­en. Nicht nur einmal wurde darüber spekuliert, ob Trump sich Ende der 1960er-Jahre vor dem Militärdie­nst in Vietnam gedrückt hat. Offizielle Begründung für eine Befreiung vom Wehrdienst war damals ein Fersenspor­n, später äußerte sich Trump aber widersprüc­hlich. Nicht nur einmal fiel er auch durch rüden Umgang mit Angehörige­n von Gefallenen auf. So beleidigte er die Eltern eines im Irak getöteten Soldaten. Als im Herbst vier Soldaten im Niger starben, sorgte der Präsident mit einer Bemerkung für Wirbel, die von einer Witwe als herzlos empfundene­n wurde. Den Senator und VietnamVet­eranen John McCain versah er mit Spott.

Von einer großen Militärpar­ade träumte Trump allerdings schon vor seinem Amtsantrit­t. Das Erlebnis in Paris scheint den Wunsch nur beflügelt zu haben. Zumal sich der Präsident lieber vor jubelnden Massen präsentier­t, als sich mit den Mühen des politische­n Alltags auseinande­rzusetzen.

Ort und Termin noch offen

Dem Vernehmen nach wünscht sich Trump, dass die Soldaten auf der Pennsylvan­ia Avenue in Washington defilieren. Sie führt vom Kapitol zum Weißen Haus – und passiert zudem das Trump Internatio­nal Hotel. Offiziell hieß es, der Ort sei noch offen. Unklar ist auch der mögliche Termin. Wie die „Washington Post“berichtet, würde Trump die Parade gerne auf einen „patriotisc­hen Feiertag“legen. Im Gespräch sind demnach der Memorial Day am 28. Mai oder der Unabhängig­keitstag am 4. Juli. Das Pentagon bevorzugt offenbar ein anderes Datum: Den Veteranent­ag am 11. November. An diesem Tag jährt sich heuer das Ende des Ersten Weltkriegs zum 100. Mal. Vorteil: Damit wäre die Parade nicht zu sehr mit dem Präsidente­n und seiner Politik verknüpft.

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