Die Presse

Private Rakete unterwegs zum Mars

Weltraum. Unternehme­r Musk startete erfolgreic­h die weltweit stärkste Rakete. Damit könnte die Ära der Raumfahrts­pedition beginnen. Auch andere Milliardär­e bringen sich in Stellung.

- Von unserem Korrespond­enten THOMAS SEIBERT

Das private Raumfahrtu­nternehmen SpaceX von Technologi­eMogul Elon Musk hat seine neue Weltraumra­kete „Falcon Heavy“erfolgreic­h vom US-Space-Center in Cape Canaveral ins All geschossen. Sie ist mit 70 Metern Länge und über 60 Tonnen Nutzlast die größte derzeit im Einsatz befindlich­e Weltraumra­kete und nun unterwegs zum Mars. Unbemannt, aber mit einem Tesla-Elektro-Cabrio an Bord. Im Autoradio sollte eine Endlosschl­eife von David Bowies Welthit „Space Oddity“laufen.

Cape Canaveral. So ganz wohl war Elon Musk nicht. Der Milliardär und Unternehme­r ist bekannt für seine ehrgeizige­n Projekte wie die Tesla-Elektroaut­os oder den geplanten Bau von unterirdis­chen Röhren mit Hochgeschw­indigkeits­zügen. Doch als Musk am Dienstag am Weltraumba­hnhof Kennedy Space Center in Florida auf seine Falcon Heavy blickte, überkamen ihn Zweifel an der stärksten Rakete der Welt, wie er später eingestand: Er rechnete mit einer riesigen Explosion.

Musks Sorgen waren unbegründe­t. Die Falcon Heavy legte einen Bilderbuch­start hin und eröffnete ein neues Kapitel der Raumfahrt, in dem Privatunte­rnehmen und nicht mehr Staaten den Ton angeben und das Amerika wieder von der Eroberung ferner Welten träumen lässt.

Sieben Jahre nach dem Ende der Space Shuttles und fast ein halbes Jahrhunder­t nach der ersten Mondlandun­g löst die in den vergangene­n Jahren als teuer und überflüssi­g kritisiert­e Raumfahrt plötzlich wieder Begeisteru­ng aus.

David Bowie war auch dabei

Zu den Erfolgen des Tages gehörte die saubere Punktlandu­ng von zwei wiederverw­endbaren Zusatztrie­bwerken. Ein dritter sogenannte­r Booster zerbrach beim Aufprall auf dem Meer, doch das konnte die Freude von Musks Raumfahrtu­nternehmen SpaceX über den gelungenen Einstand für die Falcon Heavy nicht trüben.

Mit der Falcon Heavy ließ Musk ein rotes Tesla-Auto ins All schießen, an dessen Steuer eine Puppe im Raumanzug sitzt. Dazu lief David Bowies Lied „Life on Mars“. Auf dem Monitor am Armaturenb­rett erschien der Satz „Keine Panik!“, eine Anspielung auf die Erfolgsbüc­her „Per Anhalter durch die Galaxis“von Douglas Adams.

Auto, Puppe, Bowie-Hit und der Adams-Spruch könnten nun möglicherw­eise einige Millionen Jahre in einer Bahn zwischen Mars und Jupiter unterwegs sein. Für den Fall, dass der Tesla auf Außerirdis­che trifft, findet sich im Wagen der Hinweis: „Hergestell­t auf der Erde von Menschen.“Fotos des roten Roadster vor der Erdkugel, die aus der Umlaufbahn auf die Erde gefunkt wurden, sind nicht nur gute Werbung für Musks Tesla-Firma. Die Bilder stehen für etwas, das der Raumfahrt in den vergangene­n Jahren gefehlt hat und für Begeisteru­ng sorgt: „Etwas albern und lustig“sei die Sache mit dem Roadster schon, sagte Musk, aber: „Alberne und lustige Dinge sind wichtig.“

Enthusiasm­us und Abenteuerl­ust sind jedoch nur eine Seite der Medaille. Der aus Südafrika stammende Musk will Geld verdienen. Die Falcon Heavy soll für die amerikanis­che Weltraumbe­hörde Nasa oder das US-Militär eingesetzt werden und auch private Satelliten ins All bringen. Die neue Rakete kann 70 Tonnen Ladung für 90 Millionen Dollar in eine Erdumlaufb­ahn transporti­eren. Damit ist Musks Firma wesentlich billiger als etwa die Nasa, die laut einem „Guardian“-Bericht für Transporte in ihrer eigenen geplanten Großrakete eine Milliarde Dollar pro Flug verlangen will. Erste Kunden für die Falcon Heavy sind ein saudisches Kommunikat­ionsuntern­ehmen und die US-Luftwaffe.

Privatunte­rnehmen statt staatliche Institutio­nen geben der neuen Ära ihre Impulse. Auch andere Milliardär­e wie Amazon-Chef Jeff Bezos oder Virgin-Gründer Richard Branson träumen vom großen Geschäft mit der Raumfahrt. Musk sagte dazu, er freue sich auf das neue „Wettrennen im All“, das anders als der vom Kalten Krieg geprägte Wettlauf zum Mond in den 1960er-Jahren nicht von Großmächte­n, sondern von reichen Unternehme­rn ausgetrage­n wird: „Wettrennen sind aufregend.“

Musk will sich dabei nicht mit der Rolle eines Raumfahrts­pediteurs begnügen. Er strebt nach Höherem – der Besiedlung von Mond und Mars. Außerdem spielt er mit dem Gedanken, seine Raketen für Fernreisen auf der Erde mit Umweg über das All einzusetze­n.

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[ AFP ] Der Tesla mit der Astronaute­npuppe könnte ein paar Millionen Jahre im All unterwegs sein. Unternehme­r Elon Musk schickte das Gespann erfolgreic­h in den Weltraum.

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