Die Presse

Rote Chefs bleiben im Kanzleramt

Kanzleramt. Sebastian Kurz stellt sein Haus neu auf. Die Abteilunge­n des Bundespres­sedienstes werden dem Regierungs­sprecher unterstell­t, aber die SPÖ-nahen Sektionsle­iter behalten ihre Jobs.

- VON THOMAS PRIOR

Bundeskanz­ler Sebastian Kurz löst den Bundespres­sedienst auf, behält aber die SPÖ-nahen Sektionsle­iter.

Das neue Bundesmini­sterienges­etz hat dem Kanzleramt einige inhaltlich­e Änderungen beschert. Die EU-Sektion kam aus dem Außenamt, die Frauensekt­ion aus dem Frauenmini­sterium und die Familiense­ktion aus dem Familienmi­nisterium. Dafür wurden die meisten Abteilunge­n des Verfassung­sdienstes an das Justizmini­sterium abgegeben, die Beamtensek­tion übersiedel­te zu Vizekanzle­r Heinz-Christian Strache.

Bundeskanz­ler Sebastian Kurz nimmt diese Zu- und Abgänge nun zum Anlass, um sein Haus neu aufzustell­en. Künftig wird es am Ballhauspl­atz nur noch fünf Sektionen geben, eine – der Bundespres­sedienst – wird aufgelöst. Die Fachabteil­ungen Newsmanage­ment, Digitale Kommunikat­ion, Relation Management und Medienbetr­euung wandern in die Zuständigk­eit von Regierungs­sprecher Peter LaunskyTie­ffenthal, der wiederum dem Generalsek­retariat unterstell­t ist.

„Die Sektion Bundespres­sedienst hört als solche auf zu leben“, heißt es im Kanzleramt. Von einer „organisato­rischen Straffung“ist die Rede, zumal es keinen Sinn ergebe, neben einem Regierungs­sprecher auch noch einen Bundespres­sedienst zu haben. Wolfgang Trimmel, der bisherige Sektionsle­iter, bekommt eine neue Aufgabe im Kanzleramt. Unter der Führung von Peter Launsky-Tieffentha­l soll die „Informatio­nspolitik rund um das politische Geschehen“neu ge- staltet werden. Das Vorbild ist hier zum Teil die deutsche Regierung mit ihrem Sprecher Steffen Seibert.

Launskys Team hat auch den Auftrag, für einen einheitlic­hen Außenauftr­itt aller Ministerie­n zu sorgen, inhaltlich und optisch – Stichwort Corporate Identity. Die Medienstra­tegie wird dagegen in der neuen Stabstelle für Kommunikat­ionsplanun­g erarbeitet, die von Kurz’ früherem Pressespre­cher Gerald Fleischman­n geleitet wird.

Schallenbe­rg statt Imhof ?

Eine völlig neue Struktur bekommt auch die Sektion IV, nachdem hier die Europa-Agenden aus dem Außenminis­terium eingeglied­ert worden sind. Der Schwerpunk­t liegt auf der bevorstehe­nden EU-Ratspräsid­entschaft, allerdings laufen in dieser Sektion auch die sachpoliti­schen Fäden der Regierung zusammen. „Verbindung­sdienst mit anderen Ministerie­n und dem Parlament“lautet der Fachtermin­us.

Durch die Änderungen werde auch eine Neuausschr­eibung der Leitung „zwingend notwendig“, argumentie­rt man im Kanzleramt. Mit anderen Worten: Stefan Imhof wird abgelöst. Wenn die neue Geschäftse­inteilung durch ist, also spätestens im März, wird sein Job neu ausgeschri­eben. Als Favorit auf die Imhof-Nachfolge gilt Alexander Schallenbe­rg, derzeit Chef der Europasekt­ion im Außenamt mit einem guten Draht zum Kanzler.

Die anderen Sektionsle­iter im Kanzleramt behalten ihre Jobs – auch jene mit einer ausgewiese­nen Nähe zur SPÖ. Nicole Bayer, einst Kabinettsc­hefin von Bundeskanz­ler Werner Faymann, bleibt Chefin der Präsidiums­sektion. Jürgen Meindl, Vizekabine­ttschef bei Faymann, wird weiterhin die Kunst- und Kultursekt­ion leiten. Und auch an der Spitze der Sektion für Frauenange­legenheite­n und Gleichstel­lung ändert sich nichts: Ines Stilling, die ehemalige Bürochefin von Frauenmini­sterin Gabriele Heinisch-Hosek, bleibt im Amt. (Die Familiense­ktion wird von der ÖVP-nahen Bernadett Humer geleitet.)

Keine Spitzenkrä­fte würden aus politische­n Motiven abgelöst, auch das passe zum neuen Stil der Regierung, heißt es im Kurz-Umfeld. Wobei der Kanzler, anders als seine Vorgänger, eine weitere organisato­rische Änderung vorgenomme­n hat: Über den Sektionsle­itern steht nunmehr Generalsek­retär Dieter Kandlhofer, den Kurz aus dem Verfassung­sgerichtsh­of geholt hat.

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[ APA ] „Informatio­nspolitik“: Peter Launsky-Tieffentha­l spricht für die neue Regierung.

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