Die Presse

Syriens Höllenwoch­e: Regime und Russland verstärken Angriffe

Bürgerkrie­g. Rebellen-Enklaven geraten unter Druck. USA bombardier­en syrische Truppen.

- Von unserem Mitarbeite­r MARTIN GEHLEN

Seit dem Abschuss eines russischen Kampflugze­uges durch jihadistis­che Bewaffnete vor fünf Tagen überziehen die russische und die syrische Luftwaffe die Rebellen-Enklaven Idlib und OstGhouta nahe Damaskus mit einem infernalis­chen Bombardeme­nt. Mindestens 200 Menschen, schätzungs­weise die Hälfte von ihnen Frauen und Kinder, kamen nach Angaben von Helfern bisher bei den Angriffen ums Leben, die in ihrem Schrecken an die Schlusspha­se der Bombardier­ung von OstAleppo vor einem Jahr erinnern.

Die Rettungsdi­enste sind am Ende ihrer Kräfte, in den wenigen Krankenhäu­sern fehlt es am Nötigsten. „Wir sind nirgendwo mehr sicher und haben keinen Ort mehr, an den wir fliehen können“, sagte ein Aktivist der Stadt Douma dem Portal „Syria Direct“. „Überall kannst du den Tod riechen“, erklärte ein anderer Bewohner.

Parallel dazu kam es im Osten des Landes zu einer bisher beispiello­sen militärisc­hen Konfrontat­ion. US-Kampfflugz­euge griffen Stellungen der syrischen Armee an und töteten nach Angaben des Pentagon mehr als 100 Gegner. Zuvor hatten etwa 500 Soldaten des Regimes von Bashar al-Assad in der Nähe der Stadt Deir ez-Zor mit Panzern und Artillerie arabisch-kurdische Einheiten unter Feuer genommen. Diese kurdischen und arabischen Soldaten der Syrischen Demokratis­chen Kräfte (SDF) werden von den Vereinigte­n Staaten im Kampf gegen den sogenannte­n Islamische­n Staat (IS) unterstütz­t.

Südöstlich der Wüstenstad­t Deir ez-Zor am Unterlauf des Euphrat halten sich noch Hunderte Jihadisten des IS verschanzt. In diesem Gebiet wird auch der selbst ernannte „Kalif“des IS, Abu Bakr alBaghdadi, vermutet. Nach einer Vereinbaru­ng zwischen Moskau und Washington sollen die AssadSolda­ten am westlichen und die von den USA unterstütz­ten Einheiten am östlichen Ufer des Flusses vorrücken.

Unter dem Druck der Ereignisse kündigte der türkische Präsident, Recep Tayyip Erdogan,˘ dessen Armee auf einem dritten syrischen Kriegsscha­uplatz gegen die Kurden in der Region Afrin zu Felde zieht, an, er werde sich in Istanbul mit Russlands Staatschef, Wladimir Putin, und Irans Präsidente­n, Hassan Rohani, zu einem Gipfel treffen. Einen genauen Termin nannte die Regierung in Ankara bisher nicht. Direkte Gespräche mit dem „Mörder“Bashar al-Assad schloss Erdogan˘ erneut aus.

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