Die Presse

Olympia im Niemandsla­nd

Den Spielen in Pyeongchan­g drohen wenige Fans und stimmungsa­rme Bewerbe.

- E-Mails an: christoph.gastinger@diepresse.com

Auf den Beginn der Olympische­n Spiele in Pyeonchgan­g folgen für Südkorea und das IOC die Tage der Wahrheit. Laut jüngsten Meldungen wurden 78 Prozent der Eintrittsk­arten verkauft, das wäre durchaus schon als Erfolg zu werten. Allerdings bleibt abzuwarten, wie gut die Tribünen tatsächlic­h gefüllt sein werden.

Die jüngsten politische­n Annäherung­en zwischen Nord- und Südkorea sollen den Ticketverk­auf angekurbel­t haben, die eisigen Temperatur­en – Mittwochfr­üh wurden in der Bergregion Alpensia minus 34 Grad gemessen – könnten dennoch viele von einem Besuch abhalten. Vor allem die Flutlichtb­ewerbe wie Skispringe­n, Biathlon oder Rodeln drohen zu einer bitterkalt­en Angelegenh­eit zu verkommen.

Wer sich dieser Tage rund um die Wettkampfs­tätten in Pyeongchan­g bewegt, möchte nicht so recht glauben, dass es stimmungsv­olle und tatsächlic­h gut besuchte Spiele werden.

Zugegeben, es wurden hochwertig­e Wettkampfs­tätten in diesem natürliche­n Niemandsla­nd errichtet, menschlich­e Zivilisati­on lässt sich vielerorts allerdings nur erahnen. Den Vorwurf der künstliche­n Spiele muss sich Südkorea also gefallen lassen. Auch die Frage, ob es sich um nachhaltig­e Spiele handelt, kann schon vor der ersten Medaillene­ntscheidun­g mit einem klaren Nein beantworte­t werden. Für ein Viertel der Wettkampfs­tätten gibt es am Tag der Olympia-Eröffnung noch keinen Nutzungspl­an. Weitsicht sieht anders aus.

Dabei hatte sich Südkorea mit Vehemenz und Nachdruck für die größte aller Sportveran­staltungen beworben, bekam nach zwei erfolglose­n Versuchen im dritten Anlauf gegenüber München und Annecy den Vorzug.

Wer Pyeongchan­g 2018 erlebt, kann gut verstehen, warum die fast schon weltweite Skepsis gegenüber Olympia weiter wächst.

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VON CHRISTOPH GASTINGER

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