Die Presse

Heimatmini­ster unter Bajuwaren

- Reaktionen an: thomas.vieregge@diepresse.com

P asst scho.“So lakonisch und mit lausbübisc­hem Grinsen – um nicht zu sagen: mit diebischer Freude – quittierte Horst Seehofer das Ergebnis der Koalitions­verhandlun­gen in Berlin. Nicht jeder wird es verstanden haben in einer Stadt, in der ein Wort geflügelt ist: „Was nicht passt, wird passend gemacht.“Oder schlicht: „Passt.“Das Nachwort „scho“verrät Hintersinn – und auch Hinterfotz­igkeit.

Fehlte nur das „Prost“, um den Koalitions­vertrag mit einem Schluck Weißbier und einer Brotzeit – samt Brezn und Weißwurst – zu besiegeln, wie dies Usus ist an der Isar. In Berlin werden Angela Merkel und Andrea Nahles bald wieder viel mehr vom CSU-Chef sehen, als ihnen lieb ist. Als Innen- und als Heimatmini­ster, das lässt sich, ohne das Orakel von Ingolstadt zu präjudizie­ren, sagen, wird er den Horstdampf in allen Gassen und auf allen Volksfeste­n geben.

Noch aber ist es nicht so weit. Erst kehrt er zu seinen Bajuwaren zurück. Am Aschermitt­woch wird er in Passau – „Passt auch“– beim alljährlic­hen Hochfest der CSU alles sagen, was es aus bayerische­r Sicht zur GroKo zu sagen gibt. Noch ein wenig Geduld also, bis die Pointensch­leuderer am Wort sind. Der politische Aschermitt­woch ging übrigens aus einem Viehmarkt hervor, bei der Handschlag­qualität galt und „Passt scho“als Zustimmung dafür, was man – der Mann – jenseits des großen Teichs einen Deal nennt. (vier)

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