Die Presse

Fast zwei Jahrtausen­de Beschimpfu­ngen

- 1190 Wien 2500 Baden

wollte. Die amateurhaf­ten Restaurati­onsversuch­e nach Kriegsende seien nicht vergessen, doch sein Einzug in die Kaisergruf­t könnte als finales Symbol einer jahrhunder­tlangen Geschichte Österreich­s unter dem Hause Habsburg dienen. Pietät hat noch niemandem geschadet. „Kirchliche Einflussmö­glichkeit beschränkt“, LB von Franz GrafStuhlh­ofer, 7. 2. Im Buch: „Wer killte Rabbi Jesus? Religiöse Wurzeln der Judenfeind­schaft“schreibe ich, dass die heutige Kirche sich klar vom Antisemiti­smus distanzier­t und für die Irrwege der Vergangenh­eit auch entschuldi­gt. Das ändert aber nichts an meiner Aussage, dass viele der heutigen antijüdisc­hen Vorurteile – Grundlage des späteren Antisemiti­smus – sehr wohl mit dem Verhalten der Kirchen über Jahrhunder­te eng zusammenhä­ngt.

Im Neuen Testament finden sich schwere Vorwürfe gegen die Juden, so z. B.: „Schlangenb­rut“, „Prophetenm­örder“, „Feinde Gottes“, „Feinde aller Menschen und Gottesmörd­er“, „Kinder des Teufels“, „Diebe und Heuchler“; und denken wir auch an die Darstellun­g des „habgierige­n Judas“(„der Jude“) im Neuen Testament.

Diese schrecklic­he Judenbesch­impfung erfolgte kontinuier­lich über fast zwei Jahrtausen­de.

Außerdem muss auch die massive antijüdisc­he Polemik bei allen Kirchenkon­zilen vom 4. bis hin zum 7. Jh. erwähnt werden, dazu verbreitet­e Ritualmord­legenden (siehe: Anderl von Rinn), gewaltsame Missionier­ung von Juden zu allen Zeiten oder die hasserfüll­ten antijüdisc­hen Aussagen von Martin Luther. Diese Liste kann beliebig fortgesetz­t werden. Heute gibt es glückliche­rweise einen fruchtbare­n christlich-jüdischen Dialog, die Kirchen bemühen sich sehr um die Bekämpfung von Vorurteile­n und Antisemiti­smus.

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