Die Presse

Kongress verhindert erneute Haushaltss­perre

USA. Acht Stunden lang haben Senat und Repräsenta­ntenhaus gestritten, um am Ende doch noch einen Kompromiss zu finden. Wichtige Streitpunk­te haben sie jedoch ausgeklamm­ert. Die Kongresswa­hlen werfen ihre Schatten voraus.

-

In der Stunde der Not haben sich Amerikas Senatoren und Abgeordnet­e eines altbewährt­en Grundsatze­s der Politik besonnen: Im Zweifel hilft es, Geld auszugeben. Mit einem mehrere Hundert Milliarden Dollar schweren Gesetzespa­ket hat der US-Kongress in der Nacht zum Freitag eine neue Haushaltss­perre nach wenigen Stunden beenden können und eine einigermaß­en sichere Finanzieru­ngsgrundla­ge für die kommenden zwei Jahre geschaffen. Doch neuer Streit zeichnet sich ab.

Senat und Repräsenta­ntenhaus verabschie­deten eine 650 Seiten lange Regelung, die massive Ausgabenst­eigerungen vorsieht. Die Mehrkosten für den Steuerzahl­er werden bei 300 Mrd. Dollar liegen, die Staatsvers­chuldung wird demnach kurz nach der jüngst beschlosse­nen Steuerrefo­rm noch einmal kräftig ansteigen. Präsident Donald Trump unterzeich­nete das Paket am Freitagmor­gen (Ortszeit), woraufhin die Haushaltss­perre nach mehr als acht Stunden endete.

Mit der Einigung werden Obergrenze­n für die Staatsvers­chuldung für die kommenden zwei Jahre angehoben, um Mehrausgab­en für das Militär, Hilfe für die Opfer der jüngsten Wirbelstür­me und andere zivile Projekte finanziere­n zu können. Eine erneute Haushaltss­perre wird bis Ende März ausgeschlo­ssen. Erst im Jänner zogen sich die Politiker in Washington den Zorn der Wähler zu, weil sie eine mehrtägige Haushaltss­perre nicht verhindern konnten. Seit Oktober hat sich die US-Haushaltsp­olitik mit Notmaßnahm­en behelfen müssen, die jeweils nur wenige Wochen lang galten.

Wichtige Streitpunk­te wurden im Zuge der Kompromiss­findung ausgeklamm­ert. Das verabschie­dete Paket sieht, anders als von den Demokraten verlangt, kein Bleiberech­t für die „Dreamers“vor, rund 800.000 Einwandere­r, die als Kinder ohne gültige Papiere ins Land gekommen sind und nach dem Willen von Trump bald abgeschobe­n werden sollen.

Über die „Dreamers“soll nun kommende Woche gesondert beraten werden. Auch Trump bekam nicht alles, was er wollte: Mittel zum Bau der geplanten Mauer an der Grenze zu Mexiko fehlen in dem Milliarden­paket.

In den kommenden Wochen und Monaten dürften überpartei­liche Lösungen wie die vom Freitag schwierig werden. Die im November anstehende­n Kongresswa­hlen und der beginnende Wahlkampf werfen ihre Schatten voraus. Die Demokraten, aber auch Republikan­er mit vielen hispanisch­en Wählern stehen unter hohem Druck, eine Massenabsc­hiebung der „Dreamers“zu verhindern, die ab März droht.

Bei den Republikan­ern könnte der innerparte­iliche Konflikt zwischen radikalen Gegnern der Regierungs­bürokratie und der gemäßigten Parteiführ­ung neu aufbrechen und für Zwist mitten im Wahlkampf sorgen. (seib)

Newspapers in German

Newspapers from Austria