Die Presse

Überraschu­ng! Auch Junge verdienen gern Geld

Die UBS zahlt Mitarbeite­rn Boni fürs Jungsein. Zeit, mit dem Mythos von der idealistis­chen Generation aufzuräume­n. Ein gutes Gewissen allein bezahlt auch die Rechnungen der Jungen nicht.

- VON MATTHIAS AUER

Viel zu lachen hatten die Kinder der Babyboomer in ihren Karrieren bisher nicht. Die Universitä­t haben sie gerade rechtzeiti­g für die Krise abgeschlos­sen. Statt des sicheren Jobs bis zur Pension warten Praktika und Kurzzeitve­rträge. Und richtig Geld verdient man in Österreich – dank Seniorität­sprinzip – sowieso erst jenseits der 50.

Aber das muss nicht so sein, zeigt ein aktuelles Beispiel aus der Bankenbran­che. So will die Schweizer Großbank UBS die Boni für ihre Investment­banker heuer nicht nur an deren Leistung, sondern auch an das Alter koppeln. Die Besten und die Jüngsten erhalten die höchsten Boni. Diese Belohnung für eine späte Geburt mag auf den ersten Blick unlogisch oder gar unfair erscheinen, sie ist aber auch den Marktkräft­en geschuldet.

Wie viele andere Investment­banken muss auch die UBS kämpfen, damit die gut ausgebilde­ten jungen Mitarbeite­r nicht Richtung Silicon Valley weiterwand­ern. Und die Banken sind mit diesem Problem nicht allein. In den USA lassen sich die Unternehme­n in ihrem Werben um die Jüngeren mittlerwei­le einiges einfallen: Der Onlinehänd­ler Boxed schießt seinen Mitarbeite­rn im Fall einer Hochzeit etwa bis zu 20.000 Dollar zu. Das Softwareha­us Salesforce stellt seine Angestellt­en jedes Jahr eineinhalb Wochen bei voller Bezahlung für individuel­le Sozialproj­ekte ab. Ikea, Microsoft und Hewlett-Packard bezahlen Mitarbeite­rn nicht nur ihre Krankenver­sicherung, sondern auch die der Haustiere. Und die teuren Studentenk­redite soll sowieso der Arbeitgebe­r abbezahlen.

Dieser Kampf um Talente spiegelt sich auch in aktuellen Studien wider, die mit dem Mythos aufräumen, dass die Generation der Millennial­s, also der nach 1980 Geborenen, nur Sinn und kein Geld in ihrer Arbeit sucht. Die Ideale werden zwar nicht vergessen, aber im Lauf der Zeit doch überlagert, so eine Studie der Bank of America Merrill Lynch, wonach sich Jüngere im Job häufig mit Geldsorgen herumschla­gen. Mit steigendem Alter werden Jobsicherh­eit und gute Bezahlung auch für Millennial­s zu den entscheide­nden Faktoren bei der Jobwahl, sagt der Personalbe­rater Robert Half. Mehr als die Hälfte aller unter 40-Jährigen in Nordamerik­a, die im Vorjahr Job gewechselt haben, taten das für mehr Lohn. Mehr als doppelt so viele als bei den Babyboomer­n.

Hierzuland­e stehen dem oft die traditione­ll steilen Gehaltskur­ven im Weg. Doch ein Ass haben die Jungen noch im Ärmel: Sie reden viel ungezwunge­ner mit Familie und Freunden über ihr Gehalt als frühere Generation­en. Wer unterbezah­lt ist, merkt es schneller, wird schneller unzufriede­n und kann – im Idealfall – auch schneller etwas daran ändern.

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