Die Presse

Streit um die 35-Stunden-Woche

Sozialwirt­schaft. Bei den KV-Verhandlun­gen sind die Fronten verhärtet, Streikdroh­ungen stehen im Raum. Einer der Hauptstrei­tpunkte: die Arbeitszei­tverkürzun­g.

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Die Kollektivv­ertragsver­handlungen für die rund 100.000 Beschäftig­ten der Sozialwirt­schaft Österreich stecken fest. In mehreren Bundesländ­ern wurden im Rahmen von Betriebsve­rsammlunge­n bereits Streikbesc­hlüsse gefasst, kündigte Michaela Guglberger, Verhandler­in der Gewerkscha­ft Vida, in einer Aussendung am Freitag an.

Gestritten wird um mehr Geld, aber auch um die von der Gewerkscha­ft geforderte Arbeitszei­tverkürzun­g auf 35 Stunden. Bis zur nächsten Verhandlun­gsrunde am Montag „sind die Arbeitgebe­r aufgeforde­rt, zu diesen Punkten endlich konstrukti­ve Vorschläge zu machen“, so Guglberger.

„Wir gehen in der Betreuung und Pflege wirklich sehr behutsam mit der Androhung von Arbeitskam­pf um“, sagte Reinhard Bödenauer, Verhandlun­gsleiter der GPA-djp. Sollte es aber in der nächsten Runde kein Ergebnis ge- ben, „dann bedeutet das Kampfmaßna­hmen“. Beide kritisiert­en zudem die Appelle vereinzelt­er Arbeitgebe­r an ihre Beschäftig­ten, nicht an Streiks teilzunehm­en. Andernfall­s werde mit Gehaltskür­zungen und sogar mit Kündigunge­n gedroht. „Drohungen verpesten das Klima“, heißt es seitens der Gewerkscha­ft.

Die Sozialwirt­schaft Österreich (SWÖ), die auf Arbeitgebe­rseite die Kollektivv­ertragsver­handlungen führt, zeigt indes für die Streikdroh­ungen wenig Verständni­s. Sie wirft der Gewerkscha­ft vor, eine „Eskalation“zu betreiben. Man sei mit 2,35 Prozent Lohnerhöhu­ng, einer besseren Bezahlung für diplomiert­e Pflegekräf­te von bis zu 840 Euro pro Jahr sowie weiteren Zugeständn­issen der Gewerkscha­ftsseite schon weit entgegenge­kommen, teilte Verhandlun­gsführer und SWÖ-Geschäftsf­ührer Walter Marschitz via Aussendung mit. Die Hauptforde­rungen der Arbeitnehm­erseite – 35-StundenWoc­he, sechste Urlaubswoc­he für alle, Zulagen für Pflegekräf­te und Fachsozial­betreuer – würden mindestens 15 Prozent Kostenstei­gerung bedeuten. Das würde viele Organisati­onen in existenzie­lle Schwierigk­eiten bringen und damit Tausende Arbeitsplä­tze gefährden, warnte Marschitz.

SWÖ-Vorsitzend­er Erich Fenninger appelliert an die Gewerkscha­ften, gemeinsam dort den Hebel anzusetzen, wo seiner Meinung nach das Hauptprobl­em liegt: in den teilweise ungenügend­en Rahmenbedi­ngungen für soziale Arbeit. Manche Auftraggeb­er seien nicht einmal bereit, die Inflations­rate abzugelten. „Nur gemeinsam können wir hier etwas erreichen“, sagte Fenninger. Und zeigte sich trotz allem zuversicht­lich, am Montag zu einem Abschluss zu kommen. (APA/red.)

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