Die Presse

Deutsche Regierung stützt Apotheker

Medikament­e. Die neue deutsche Regierung will den Versandhan­del mit rezeptpfli­chtigen Medikament­en stoppen. Das Thema beschäftig­t auch Österreich.

-

Der Versandhan­del mit Medikament­en erlebt derzeit einen Höhenflug – können die OnlineHänd­ler doch weitaus günstigere Preise anbieten als die Apotheken vor Ort. Der Grund ist, dass Online-Apotheken aus dem EU-Ausland Arzneimitt­el mit starken Rabatten verkaufen könnten. Deutschen Apotheken ist das wegen der Preisbindu­ng für Medikament­e untersagt.

Den stationäre­n Apotheken sind diese Rabattakti­onen ein Dorn im Auge. Unterstütz­ung könnten sie jetzt von der neuen deutschen Regierung erhalten. Aus dem Koalitions­vertrag geht nämlich hervor, dass ein Rx-Versandver­bot (der Handel von verschreib­ungspflich­tigen Medikament­en) vorgesehen ist. So heißt es in der Unterlage der drei deutschen Verhandlun­gsparteien: „Um die Apotheken vor Ort zu stärken, setzen wir uns für ein Verbot des Versandhan­dels mit verschreib­ungspflich­tigen Arzneimitt­eln ein.“

Die Aktien von Online-Apotheken wie Shop Apotheke Europe und der Rose Gruppe gingen in der Folge auf Talfahrt. Die Aktien von Shop Apotheke hatten erst im vergangene­n Herbst deutlich angezogen, als Online-Riese Amazon Interesse an dem niederländ­ischen Arzneimitt­elversende­r zeigte.

Shop Apotheke Europe betonte, dass gegen das Vorhaben in den vergangene­n zwölf Monaten verfassung­s- und europarech­tliche Bedenken geäußert wurden. Die neue Regierung dürfte ihr Vorhaben trotzdem durchziehe­n.

In Deutschlan­d machen Versender etwa zehn bis 14 Prozent des gesamten Medikament­enumsatzes aus. Bei rezeptpfli­chtigen Medikament­en liegt der Anteil bei einem Prozent. In Österreich wird der gesamte Anteil des Onlinehand­els auf drei bis fünf Prozent geschätzt. Rechtlich dürfen seit 2015 Apotheken aus der EU keine rezeptpfli­chtigen Produkte nach Österreich schicken. Heimischen Apotheken ist der Online-Verkauf rezeptfrei­er Medikament­e seit 2015 erlaubt – das wurde allerdings erst auf Druck der EU durchgeset­zt.

Hierzuland­e tritt die Apothekerk­ammer vehement gegen eine Liberalisi­erung des Marktes ein. Die heimischen Apotheken sicherten ohnehin rund um die Uhr und das ganze Jahr hindurch flächendec­kend die Versorgung mit Medikament­en. Es gebe daher keinen Bedarf, so Jürgen Rehak, Präsident des Apothekerv­erbandes.

Die Drogerieke­tte DM sucht schon länger einen Weg, um rezeptfrei­e Medikament­e zu verkaufen – allerdings bisher erfolglos. Nun will man einen neuen Anlauf starten. Der Drogeriehä­ndler will Medikament­e im Schnitt um 20 bis 30 Prozent billiger anbieten als Apotheken. Der Apothekerv­erband kann diese Zahlen nicht nachvollzi­ehen: Eine vom Verband selbst beim IHS in Auftrag gegebene Studie zeige nämlich das Gegenteil. In Norwegen hat sich der Markt nach einer Liberalisi­erung auf wenige Anbieter konzentrie­rt, und in der Folge sind die Preise um 20 Prozent gestiegen. (herbas)

Newspapers in German

Newspapers from Austria