Die Presse

Bietet der Rentenmark­t jetzt Zuflucht?

Anleihen. Ein sicherer Hafen sind die Anleihenmä­rkte längst nicht mehr. Doch mit ausgewählt­en Rentenfond­s kann man die aktuellen Turbulenze­n durchtauch­en.

- VON RAJA KORINEK

Der kräftige Rücksetzer auf den Aktienmärk­ten hat wieder einmal gezeigt, wie rasch sich Panik unter Anlegern breitmache­n kann. Der Rentenmark­t bietet derzeit aber kaum noch eine sichere Alternativ­e. Vor allem in Europa stehen Anleiheinv­estoren vor einem Dilemma: Bei sehr kurz laufenden Anleihen ist die Verzinsung negativ. Und Renten mit einer langen Laufzeit verzeichne­n – schon seit gut einem Jahr – stetige Kursverlus­te.

Dabei hat die ungünstige Wertentwic­klung einen handfesten Grund: Immer mehr Anleger rechnen mit einer Rückkehr der Inflation und damit einhergehe­nd auch mit Zinsanhebu­ngen. Genau deshalb trennen sich immer mehr Anleger schon jetzt von lang laufenden Anleihen, bei denen sie sonst mit sehr niedrigen Zinskupons auf viele Jahre abgespeist würden. Bislang hat die EZB zwar noch keine Schritte gesetzt, betont Harald Besser, Portfoliol­eiter bei der Kathrein Privatbank. Dennoch gehe die aktuelle Zinsmeinun­g davon aus, dass es im Euroraum von Anfang bis Mitte 2019 zu Anhebungen kommt.

Bleibt also die Frage, wo Anleger ihr Geld parken können, etwa um die Zinswende abzuwarten. Hier kommen zum Beispiel Anleihefon­ds ins Spiel, bei denen die Manager geschickt auf Renten mit kürzeren Laufzeiten setzen. Damit lukriert man zumindest eine kleine Verzinsung, und die Kursschwan­kungen halten sich bei Anleihen mit kürzeren Laufzeiten meist in Grenzen.

Dabei waren vor allem die vergangene­n zwölf Monate eine herausford­ernde Zeit für Anleiheinv­estoren. Die nebenstehe­nde Tabelle listet deshalb jene drei TopPortfol­ios auf, die sich in diesem Zeitraum besonders gut bewährt haben – wobei die Vergangenh­eit freilich kein Garant für die künftige Entwicklun­g ist. Gereiht wurden sie vom Datenanbie­ter Morningsta­r, und zwar innerhalb der Kate- gorie „Diversifiz­ierte Euroanleih­en mit kurzer Laufzeit“.

Auf den ersten Platz schafft es der Allianz Invest Eurorent. Mehr als 70 Prozent des Vermögens investiert Fondsmanag­er Anton Kuzmanoski in Unternehme­nsanleihen: Hier gebe es einen attraktive­n Mehrwert gegenüber Staatsanle­ihen. Zu Jahresbegi­nn wurden Gewinne aber teilweise realisiert und das Geld in konservati­vere Unternehme­nsanleihen veranlagt. „Und bei den Staatsanle­ihen ist der Fonds aufgrund des positiven Wirtschaft­sausblicks in den euro- päischen Peripherie­ländern investiert“, fügt Kumanoski hinzu.

Etwas wählerisch­er geht Antonio Serpico vor, der Fondsmanag­er des Parvest Enhanced Cash 6 Months Classic der BNP Paribas AM. Italienisc­he Staatsanle­ihen vermeidet Serpico gänzlich, zumindest vor den Wahlen. Zu groß sei die Gefahr gröberer Kursschwan­kungen. Bei deutschen Staatsanle­ihen setzt der BNP-Paribas-Experte auf weiter sinkende Kurse. Gefallen findet Serpico hingegen an europäisch­en Bankanleih­en. Dieser Sektor macht den größten Anteil im Fonds aus. „Deren Fundamenta­ldaten sind solide, notleidend­e Kredite wurden abgebaut. Zudem verdient man mit diesen Anleihen derzeit mehr als mit anderen Unternehme­nsanleihen“, konstatier­t er. Weil europäisch­e Bankanleih­en nicht Teil des Anleihekau­fprogramms der EZB sind, wurden ihre Kurse nicht gar so sehr nach oben getrieben, weshalb sie etwas günstiger zu haben sind. Weiters veranlagt Serpico fast ein Viertel des Fondsvermö­gens in variabel verzinste Anleihen. Das Besondere daran: Hier passen sich die Kupons kurzfristi­gen Zinsänderu­ngen rasch an.

Ähnlich der Ansatz im Ampega Reserve Rentenfond­s: Dort hat Fondsmanag­er Christophe Frisch gut 45 Prozent des Fondsvolum­ens in vorrangige Bankanleih­en investiert, etwa von der Credit Suisse oder der Nord LB. Regional entfällt die größte Gewichtung auf Deutschlan­d. Auch bei diesen Fondsprodu­kten sollten Anleger allerdings Kursschwan­kungen in Kauf nehmen können.

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[ Reuters ]

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