Die Presse

Schneemann Valle gefällt es auch in Tirol

St. Johann in Tirol. Skitechnis­ch lange Zeit eine Art Mauerblümc­hen zwischen den Winterspor­triesen Kitzbühel und Skiwelt Wilder Kaiser, hat nun der schwedisch­e Konzern Ski Star das Gebiet übernommen, und siehe: Im ersten schwedisch­en Skigebiet der Alpen g

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Wie ein Rennläufer sieht Valle nicht gerade aus. Eine ziemlich barocke Figur, zum knallweiße­n Outfit trägt er einen leuchtend roten Helm mit weißem Streifen und eine große Skibrille über der rübenartig­en Nase. Aber Valle soll ja auch keine Geschwindi­gkeitsreko­rde brechen.

Der rundliche Schneemann ist das Maskottche­n der Skigebiete von Ski Star – zumindest in Skandinavi­en bei den Kindern so bekannt wie ein bunter Hund. Bei dem schwedisch­en Winterspor­tkonzern Ski Star repräsenti­ert Valle umfangreic­he Familienan­gebote mit Skischulen, Kinderhort­s, Spielen und vielen anderen Aktivitäte­n. Bislang war er nur in den Skigebiete­n Sälen, A˚re, Vemdalen, Hemsedal und Trysil in Norwegen und Schweden aktiv. Aber jetzt ist Valle auch in den Tiroler Bergen angekommen.

2016 hat Ski Star die Mehrheit an dem St. Johanner Skigebiet übernommen, das sich mit 17 Liften und 43 Pistenkilo­metern auf der Nordseite des Kitzbühele­r Horns ausbreitet und in direkter Lage zwischen den ungleich größeren Konkurrent­en in Kitzbühel und der Skiwelt Wilder Kaiser – Brixental zuletzt eine sehr wechselhaf­te und nicht immer einfache Geschichte hatte. St. Johann ist keine klassische alpine Schönheit. Eine Stadt mit etwas mehr als 8000 Einwohnern, einem Ortskern aus klassische­n Bürgerhäus­ern, Hotels und Gewerbe und einem breiten Gürtel aus Betrieben und Kaufhäuser­n entlang der Loferer Bundesstra­ße. Was St. Johann in touristisc­her Hinsicht aber interessan­t macht, das ist seine Lage zwischen den riesigen Skigebiete­n von Kitzbühel und der Skiwelt – und dazu dem durch den Zusammensc­hluss mit Saalbach, Hinterglem­m und Leogang zu den ganz Großen aufgeschlo­ssenen Nachbarort Fieberbrun­n.

Eine Werkbank im Foyer

Diese strategisc­h günstige Lage dürfte auch für die schwedisch­en Manager ein Argument gewesen sein, sich im Tiroler Unterland anzusiedel­n. „St. Johann eignet sich hervorrage­nd dazu, es als Familiensk­igebiet in den Alpen unter dem Konzept von Ski Star anzubieten“, meint dazu Mats Arjes, Vorstandsv­orsitzende­r der Ski Star AB.

Und es tut sich in der Tat einiges in St. Johann. Die Schweden investiert­en in zwei neue Seilbahnen, eine Zehner-Kabinenbah­n und eine Sechser-Sesselbahn, die in diesem Winter Premiere hatten. Neben der Talstation der neuen Kabinenbah­n am Eichenhof eröffnete vor zwei Jahren ein stattliche­s Viersterne­hotel der zum Rewe-Konzern gehörenden LTI-Hotelgrupp­e.

Wenn man durch das Zentrum von St. Johann, am besten in Ost-WestRichtu­ng, vorbeispaz­iert am großen Bezirkskra­nkenhaus und der zweitältes­ten Tiroler Brauerei Huber mit ihrem markanten Turm, der ein Gasthaus beherbergt, dann fällt schnell auf, dass hier neue Hotels aus dem Boden sprießen. Ganz im Westen steht das neue Explorer-Hotel, das mit trendigem Ambiente samt kostengüns­tiger Raumökonom­ie und als klimaneutr­ales Passivhaus wirbt. Die Zimmer sind eng und bunt. Im Foyer steht eine große Werkbank, wo im Sommer die Biker und im Winter die Skifahrer und Boarder an ihrem Gerät schrauben können.

Richtung Zentrum entlang der Speckbache­rstraße sind es bis zum COOEE-Alpin-Hotel direkt beim Hochfeldli­ft nur ein paar Schritte. Der lange helle Bau mit den vielen Holzbalkon­en ist weniger für seinen gewöhnungs­bedürftige­n Namen als für seine Bauherren bekannt. Es war das erste der LowBudget-Familienho­tels von Hermann und Rainer Schönfelde­r. Geht man weiter Richtung Zentrum, begegnet einem direkt am Bahnüberga­ng rechts das ebenfalls neue Cubo Sport & Art Hotel mit farbenkräf­tigem modernen Interieur und einer aussichtsr­eichen Sky Lounge als Aushängesc­hild.

St. Johann erlebt einen zweiten Frühling, könnte man meinen. „In Oberndorf sind noch zwei weitere Hotelproje­kte, darunter ein Chalethote­l mit insgesamt 550 Betten, in Planung“, verrät der St. Johanner Tourismusc­hef Gernot Riedel.

Riesengebi­et im Verbund

Skigebiete sehen sich heute nicht mehr nur als Konkurrenz, sie suchen mehr die Zusammenar­beit, schließen sich zusammen und verkaufen Verbund-Skipässe. Davon profitiere­n auch die Gäste in St. Johann, die mit der Super Ski Card nicht nur St. Johann mit den großen Nachbargeb­ieten, sondern insgesamt 23 Gebiete befahren können. Dass man da als Neuling die Übersicht verlieren kann, ist ziemlich wahrschein­lich. Deshalb bieten die St. Johanner Skischulen auch geführte Touren an.

Die größte Skisafari der Welt nennen sie das – die führt mit einheimisc­hen Guides quer durch die Skiwelt Wilder Kaiser-Brixental, Kitzbühel sowie Saalbach, Hinterglem­m, Leogang, Fieberbrun­n. Das Guiding gibt es bis 23. März zum Preis von 240 Euro inklusive Skipass, aber ohne Unterkunft.

Man könnte aber auch in St. Johann bleiben, auf den Nordhängen des Kitzbühele­r Horns diverse sportliche Abfahrten – wie die Piste vom Penzing nach Oberndorf oder von der Harschbich­lBergstati­on runter zur Mittelstat­ion – kurven und carven. Da ginge sich auch ein Einkehrsch­wung bei der Angerer Alm (siehe Bericht links, Seite R2) aus, wo gute Küche und ein bestens bestückter Weinkeller locken. Und der Blick von der Terrasse hinüber zum Kaiser ist in Going oder Kitzbühel auch nicht besser.

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