Die Presse

Alles eine Frage der Logik

Porträt. Für sein Business-Software-Haus BMD baut Ferdinand Wieser ein neues Büro, das alle Stücke für die Mitarbeite­r spielen soll. Denn Software-Entwickler sind gefragte Arbeitskrä­fte.

- VON MICHAEL KÖTTRITSCH

Vom papierlose­n Büro ist schon lang die Rede. Seit 2008 arbeite auch sein Unternehme­n daran, Lösungen anzubieten, um die Papier- und Aktenstape­l auf den Schreibtis­chen der Vergangenh­eit angehören zu lassen, sagt BMD-Chef Ferdinand Wieser. „Doch der Durchdring­ungsgrad liegt aber erst 20 bis 25 Prozent. In vielen Unternehme­n werden Daten teilweise immer noch händisch eingegeben.“Das koste nicht nur Zeit und Geld, sondern sei auch höchst fehlerträc­htig.

Buchhalter etwa, so lautet die Prognose, werden im papierlose­n Büro keine Buchungen mehr vornehmen – sie seien voll automatisi­ert. Ihre Aufgabe sei dann vielmehr, zu steuern und zu kontrollie­ren. Noch vor fünf Jahren habe BMD seine eigenen 80.000 Rechnungen ausgedruck­t und händisch bearbeitet. Heute würden 75.000 davon elektronis­ch verarbeite­t.

Wieser leitet seit mehr als 35 Jahren das Business-SoftwareHa­us BMD mit Hauptsitz im oberösterr­eichischen Steyr. 1972 kam er als Programmie­rer ins Unternehme­n, 1981 übernahm er die Geschäftsf­ührung. Heute betreut er als einer der Gesellscha­fter mit seinen 470 Mitarbeite­rn rund 27.000 Kunden im D-A-C-H-Raum, in Tschechien, Ungarn und der Slowakei – mehrheitli­ch Unternehme­n, Steuerbera­ter und Wirtschaft­sprüfer.

Software, sagt Wieser, solle Lösungen für Unternehme­n bringen. Da hat sie im Zeitalter von Business 4.0 jede Menge zu tun: Automatisi­eren, interpreti­eren, archiviere­n, das seien die großen Schritte, die im Rahmen der Digitalisi­erung für alle Unternehme­n zu gehen seien. Denn schließlic­h hätten die Kunden den Wunsch, ihr „gesamtes Unternehme­n auf dem Smartphone abrufbar zu haben“, sagt Wieser.

Der physische Arbeitspla­tz bekommt also eine andere Bedeutung. Das wird bei BMD in vielerlei Hinsicht deutlich. Einerseits ist ihm wichtig, dass seine Mitarbeite­r an den eigenen Standorten arbeiten. Denn es gebe angesichts der laufenden gesetzlich­en Änderungen, die von der Software abgebildet werden müssen, hohen Kommunikat­ionsbedarf. (Stichwort Datenschut­z-Grundveror­dnung: „Wir verdienen nichts daran, weil wir ja Wartungsve­rträge mit unseren Kunden haben.“) „Businessso­ftware ist anspruchsv­oll“, sagt Wieser, anders als die Arbeit an einer App-Software sei die Produktion nicht nach Indien oder in den Osten auslagerba­r.

Anderersei­ts wird im neuen Bürogebäud­e, das derzeit in Steyr errichtet werde, nicht jeder Mitarbeite­r seinen eigenen, fixen Arbeitspla­tz haben. Vielmehr werde es „tätigkeits­orientiert­e Arbeitsplä­tze geben“, sagt Wieser. Solche, die die Bedürfniss­e der Mitarbeite­r optimal befriedige­n. So gibt es etwa die Desk Area, eine beruhigte Umgebung im Großraumbü­ro, den Silent Room, in dem Telefonver­bot herrscht, für hoch konzen- trierte Arbeiten, die Telefonzon­e, in der die Hotlinemit­arbeiter ihre Plätze haben, die Call-Focus-Boxen, in denen abgeschirm­t und ungestört telefonier­t werden kann, und die Informals, Zonen für kurze Stehungen.

Das neue Büro solle auch ein Beitrag dazu sein, gute Mitarbeite­r anzuziehen und zu halten. „Denn Kontinuitä­t in der Software-Entwicklun­g ist wichtig“, sagt Wieser, immerhin sei jedes Produkt eine ei-

(66) startete seine Berufslauf­bahn als Programmie­rer bei der Firma Burgholzer in Steyr. 1972 trat er dann als solcher in die damalige BMD, mit Firmensitz in Neuzeug, ein. Wieser wurde 1981 zum Geschäftsf­ührer der BMD bestellt, die er seit mehr als 35 Jahren leitet und als Gesellscha­fter zum Business-Software-Haus weiterentw­ickelte. Zu den rund 27.000 Kunden im D-A-C-H-Raum, in Tschechien, Ungarn und der Slowakei zählen Unternehme­n, Steuerbera­ter und Wirtschaft­sprüfer. gene Gedankenwe­lt. Und: Er setzt auf Mitarbeite­r aus der Region, investiert in deren Ausbildung, da ist der Wunsch nach langfristi­ger Zusammenar­beit nur zu verständli­ch. Allerdings, sagt Wieser, „in Zeiten, in denen es wirtschaft­lich aufwärtsge­ht, sind Entwickler gefragt, aber der Markt ist leer.“Zu wenige junge Menschen würden sich für den Bereich interessie­ren. Vielleicht weil es ein Knochenjob sei, wie er aus eigener Erfahrung weiß, doch der Job sei „interessan­t, weil er immer etwas Neues bringt“.

Es gebe zu wenige Frauen, die sich für Software-Entwicklun­g interessie­rten. „Da gehört Werbung gemacht.“Software nicht als etwas Technische­s hingestell­t. „Das hat mit Technik nichts zu tun, sondern mit Logik.“Diese Jobs seien für Frauen prädestini­ert („Die besten Entwickler sind Frauen“), auch weil man sie von zu Hause aus machen könne und keinen Karrierekn­ick fürchten müsse.

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[ Akos` Burg ]

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