Willkommen in der Normalität!
Aktienmarkt. Es ist vorbei mit der Ruhe an den Märkten. Wer seine Geldanlage richtig geplant hat, kann dem Drama entspannt zusehen. Wer nicht, sollte seine Fehler jetzt möglichst schnell korrigieren. Nur muss er vorher kurz in sich gehen.
Es ist vorbei mit der Ruhe an den Aktienmärkten. Fehler in der Geldanlage sollte man rasch korrigieren.
Im Nachhinein kann man immer alles erklären. Monatelang hieß es, die US-Wirtschaft sei stabil, und die Kombination aus geringer Teuerung und hohem Wachstum würde den Märkten weitere Höhenflüge bescheren. Und dann kommen wieder einmal positive Zahlen vom Arbeitsmarkt, und plötzlich herrscht weltweit Panik, weil die Inflation ansteigen und die Federal Reserve die Zinsen schneller als geplant erhöhen könnte. Dann haben es eh alle geahnt, aber – machen wir uns nichts vor – wirklich gewusst hat es ein jeder eben erst im Nachhinein.
Viel Neues lernen wir also nicht aus der Tal- und Bergfahrt der vergangenen Woche, außer dass die Aktienmärkte auf kurze Sicht immer ein wenig unberechenbar sind, weil zu viele Faktoren bei der Kursgestaltung eine Rolle spielen. Und dass es unmöglich ist, die Märkte zu timen, also exakt vorherzusagen, wann eine Korrektur kommt.
Der Holzweg
Wer als herkömmlicher Kleinanleger glaubt, mit kurzfristigem Handeln Geld zu verdienen, ist auf dem Holzweg. Freilich: Ab und zu fällt damit die eine oder andere Erfolgsgeschichte für den Stammtisch ab. Langfristig wird der durchschnittliche Investor aber Geld verlieren, wenn er glaubt, mit den großen Fischen konkurrieren und stets Aktien kaufen und verkaufen zu müssen.
Die Ruhe der vergangenen Jahre hat dazu beigetragen, dass diese wichtige Erkenntnis ein wenig verloren gegangen ist. Weil nahezu alle Aktienmärkte unisono gestie- gen sind, hat sich ein Gefühl der Sicherheit eingeschlichen, der Glaube, dass Kapital auch auf kurze Sicht ohne großes Risiko signifikant vermehrt werden kann. Damit ist nun Schluss, das ist seit dem zwischenzeitlichen Absturz der wichtigsten Aktienindizes klar. Die Chance, dass die kommenden Monate etwas unruhig werden, ist groß, und wer dabei nicht unter die Räder kommen will, braucht
einen ordentlichen Plan.
Der Zeithorizont
Das Wichtigste: Sich über seine Ziele und den entsprechenden Zeithorizont im Klaren zu sein. Dabei ist die Anlagedauer wichtiger als jede Vorhersage über die zeitnahe Entwicklung der Märkte. Kein Mensch kann verlässlich sagen, ob gewisse Aktien in sechs Monaten oder einem Jahr höher als heute notieren werden. Mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit lässt sich aber prophezeien, dass man über einen Zeitraum von zwanzig oder dreißig Jahren mit einem Mix aus Aktien gutes Geld verdienen wird. Eine erfolgreiche Angestellte, die 200.000 Euro gespart hat und damit in einem Jahr eine Wohnung kaufen will, muss ihr Kapital völlig anders investieren als ein Student, der mit 20.000 Euro schon heute für die Pension vorsorgen will.
Um bei den genannten Beispielen zu bleiben: Die Angestellte wird in nächster Zeit viele unruhige Nächte haben, wenn sie ihr Erspartes jetzt in Aktien steckt. Dazu sind die Bewertungen zu hoch. Ein festverzinsliches Sparbuch oder ein Mix aus Staats- und Unternehmensanleihen ist wohl eher der richtige Weg. Wichtig dabei: Auf die Kosten achten. Wer zu einer österreichischen Großbank geht und einen Anleihefonds kaufen will, zahlt schnell einmal zwei Prozent Abgabeaufschlag und dazu noch eine Verwaltungsgebühr.
Die Nerven
Anders ist die Situation für den Studenten. Es spricht nichts dagegen, die 20.000 Euro sofort in den Aktienmarkt zu stecken. Der junge Mann darf dann bloß nicht die Nerven verlieren, wenn die Kurse zwischendurch fallen. Einfach abwarten, denn wenn uns die Geschichte der Kapitalmärkte irgendetwas gelehrt hat, dann dass das Geld in 30 Jahren deutlich mehr wert sein wird. Noch wichtiger als für die Angestellte ist es für den Studenten, auf die Kosten seines Investments zu achten. Ein günstiger globaler Indexfonds kostet 0,1 Prozent pro Jahr oder weniger. Ein Aktienfonds bei einer Großbank bis zu ein Prozent jährlich oder mehr, plus ein etwaiger Ausgabeaufschlag. Über Jahrzehnte summiert sich dieser Preisunterschied, wobei der Indexfonds oft genauso gut oder besser abschneidet.
Das kleine Beben an den Aktienmärkten von vergangener Woche ist noch kein Grund zur Panik. Wer falsch investiert hat, weiß das jetzt hoffentlich. Jetzt ist ein guter Zeitpunkt, das Portfolio bei Bedarf umzuschichten. Auf kurze Sicht geht es eben nicht immer nur nach oben. Willkommen in der Normalität.