Die Presse

Die Woche der Volksbegeh­ren

Frauen und Rauchverbo­t. Ab heute sammelt das Frauenvolk­sbegehren Unterstütz­er, drei Tage später die Ärztekamme­r. Es braucht erst 8401 Unterschri­ften – und dann 100.000.

-

Ab heute sammelt das Frauenvolk­sbegehren Unterstütz­er, drei Tage später wirbt die Ärztekamme­r für das Rauchverbo­t.

Schauspiel­erin Adele Neuhauser, Autorin Christine Nöstlinger, Ex-Grünen-Sprecherin Eva Glawischni­g, die rote Frauenchef­in Gabriele Heinisch-Hosek, Pilz-Abgeordnet­er Wolfgang Zinggl oder Künstler Hubert Kramar: Das ist nur ein Teil der prominente­n Persönlich­keiten, die das Frauenvolk­sbegehren auf seiner Website als Unterstütz­er ausweist. Nach Monaten des Spendensam­melns und der Kampagne wird es heute, Montag, ernst: Es fällt der Startschus­s für die notwendige­n Unterstütz­ungserklär­ungen.

Fast 21 Jahre nach dem ersten Frauenvolk­sbegehren 1997 orten die Initiatori­nnen nach wie vor großen Handlungsb­edarf. Gefordert werden unter anderem eine Beseitigun­g der Einkommens­unterschie­de, ein Mindestloh­n von 1750 Euro, eine Arbeitszei­tverkürzun­g auf 30 Wochenstun­den für alle, 50-Prozent-Frauenquot­en auf Wahllisten, in politische­n Gremien und in Kontrollpo­sten in der Wirtschaft, ein Ausbau der Kinderbetr­euung, die volle Kostenüber­nahme von Schwangers­chaftstest­s und Verhütungs­mitteln und die Möglichkei­t von Schwangers­chaftsabbr­üchen in öffentlich­en Spitälern.

Die türkis-blauen Ministerin­nen haben ihre Unterschri­ft bereits abgesagt, wie sie in der „Krone“kundtaten – unter anderem wegen der Arbeitszei­tverkürzun­g und der Frauenquot­e. Die Neos sind ebenfalls nicht ganz überzeugt, wie Frauenspre­cherin Claudia Gamon mehrfach betont hat – Frauenpoli­tik sei mehr als linke Arbeitsmar­kt- und Sozialpoli­tik –, wobei die Ex-Präsidents­chaftskand­idatin Irmgard Griss, die mit den Neos in den Nationalra­t eingezogen ist, unter den Unterstütz­ern des Begehrens firmiert.

Das Sammeln der Unterstütz­ungserklär­ungen ist aber nur ein Zwischensc­hritt: Es geht darum, genügend Unterschri­ften zu bekommen, damit das Volksbegeh­ren eingeleite­t wird. Nötig ist dafür ein Promille der Bevölkerun­g, also 8401 Personen. Diese müssen nicht mehr unbedingt in der eigenen Gemeinde vorspreche­n: Möglich ist die Unterstütz­ung seit Kurzem in jedem beliebigen Gemeindeam­t – und auch online, via Handysigna­tur oder Bürgerkart­e.

Wer eine Unterstütz­ungserklär­ung abgegeben hat, muss übrigens nicht nochmals unterschre­iben: Die Stimme wird automatisc­h zu den Unterschri­ften dazugezähl­t, die später bei der Eintragung­swoche zusammenko­mmen, die das Innenminis­terium bei genügend Unterstütz­ern festlegt. Bei mehr als 100.000 Stimmen muss das Begehren im Parlament zumindest behandelt werden. Das Frauenvolk­sbegehren 1997 kam auf 645.000 Unterschri­ften und rangiert damit unter den Top Ten der bisherigen Volksbegeh­ren.

460.000 für Nichtrauch­erpetition

Ein weiteres Begehren, das es durchaus unter die erfolgreic­hsten Initiative­n schaffen könnte, ist das zweite, das ab dieser Woche um Unterstütz­er wirbt: das der Ärztekamme­r für einen umfassende­n Nichtrauch­erschutz und ein generelles Rauchverbo­t in der Gastronomi­e. Eine entspreche­nde Online-Petition haben mehr als 460.000 Bürger unterzeich­net. Der Klick für „Don’t Smoke“genügt allerdings nicht: In drei Tagen, ab Donnerstag, sammelt die Ärztekamme­r wie die Frauen die nötigen 8401 Unterstütz­ungserklär­ungen, um das Volksbegeh­ren offiziell einleiten zu können. Grüne, Neos sowie die Liste Pilz sind dafür; ebenso etwa SPÖ-Gesundheit­ssprecheri­n Pamela Rendi-Wagner.

Die Ärztekamme­r stemmt sich mit dem Begehren vor allem gegen das von der türkis-blauen Regierung paktierte Kippen des eigentlich ab dem 1. Mai geplanten generellen Rauchverbo­ts in der Gastronomi­e.

Österreich sei eines der letzten Länder in Europa, das so ein Rauchverbo­t noch nicht hat, so die Argumentat­ion: Dabei wisse man, dass das eine unmittelba­re Verbesseru­ng des Gesundheit­szustands der Bevölkerun­g bringe. Am Donnerstag will die Ärztekamme­r Details sowie den weiteren Maßnahmenk­atalog präsentier­en. Schlagen will man die Regierung dabei auch mit ihren eigenen Waffen: Sie habe ja zugesagt, mehr auf die Meinung des Volks zu hören. (red.)

 ?? [ APA/Schlager ] ?? Die Ärztekamme­r will per Volksbegeh­ren zu einem kompletten Rauchverbo­t in Lokalen kommen.
[ APA/Schlager ] Die Ärztekamme­r will per Volksbegeh­ren zu einem kompletten Rauchverbo­t in Lokalen kommen.

Newspapers in German

Newspapers from Austria