Harte Suche nach krisenfesten Aktien
Vermögensverteilung. Experten raten, die jüngsten Turbulenzen zur Neubesinnung und zum Umschichten zu nutzen. Doch wie? Das hängt von der Konjunkturerwartung ab.
Da das Börsenjahr turbulent zu werden scheint, raten Experten, jetzt gezielt auf Aktien zu setzen, die am ehesten der Krise trotzen. Bei Columbia Threadneedle setzt man etwa auf Schwellenländer, Rohstoffe und alternative Investments, wie Colin Moore, Globaler Chief Investment Officer bei Columbia Threadneedle, in einem Kommentar schrieb. Die Experten von Fisch Asset Management raten, teilweise von Aktien zu Wandelanleihen umzuschichten, um das Volatilitätsrisiko zu senken.
Normalerweise kann es in Krisenzeiten auch eine gute Idee sein, von zyklischen (also konjunktursensiblen) Werten wie Auto- oder Industrieaktien auf defensive Titel wie Konsumgüter- oder Pharmaaktien umzuschichten. Das Problem dabei ist, dass die jüngsten Turbulenzen nicht erfolgt sind, weil es Anzeichen einer Wirtschaftsschwäche gäbe, sondern gerade weil es dem US-Arbeitsmarkt so gut geht.
Die Meldungen über ein stärkeres Wirtschaftswachstum wür- den jetzt als Zeichen interpretiert, dass die Zentralbanken ihren monetären Stimulus rasch zurückfahren könnten und die Zinsen rasch steigen könnten, stellt Amit Lodha, Portfolio-Manager des 518 Millionen Dollar schweren FidelityFunds-Global-Focus-Fonds, fest.
Dann könnten die Konjunkturaussichten kippen: „Ab einer gewissen Grenze, vermutlich ab drei Prozent Rendite bei zehnjährigen USStaatsanleihen, könnten die steigenden Zinsen die Expansion abwürgen. Damit werden gute Nachrichten über starkes Wirtschaftswachstum zu schlechten Nachrichten“, schreibt Lodha. Zum Vergleich: Seit Jahresbeginn hat sich die Rendite von US-Staatsanleihen von 2,45 auf 2,83 Prozent gesteigert.
Investoren müssten jetzt die positiven Faktoren (globaler Wirtschaftsaufschwung, besseres Umfeld für Unternehmensgewinne, positive Auswirkungen der USSteuerreform) gegen die negativen Faktoren (Verlangsamung des Kre- ditwachstums in China, Zinsanstieg in den USA) abwägen.
Zu welchen Aktien man nun greife, hänge davon ab, was die Erwartung für das Wirtschaftswachstum ist, meint Adam Lessing, Leiter Zentral- und Osteuropa bei Fidelity. Er zeichnet zwei Szenarien.
Szenario eins: Die Investoren glauben, dass die Wirtschaft weiter stark wächst. Dann täten sie paradoxerweise gut daran, Risiko abzubauen, weil dann die Fed die Zinsen rasch erhöhen würde. Aktuelle Marktlieblinge wie Technologieaktien würden dann schwächer gehen, hingegen wären Schwellenländer und Zykliker bevorzugte Anlageklassen in diesem Szenario.
In einem zweiten Szenario erwarten Investoren schlechte Nachrichten und glauben, dass die Wirtschaft langsamer wachsen wird. Unter dieser Annahme sollten sie zukaufen: Defensivere Positionen wie Konsumaktien oder Versorger, aber auch die Technologietitel mit starken Marktanteilen würden wahrscheinlich bevorzugt werden. (b. l.)