Die Presse

Nach dem Ball führen die Tiere das Regiment

„Die Zauberflöt­e für Kinder“erfreute wieder 7000 Kinder in der Staatsoper.

- VON THERESA STEININGER

Da gab es kein Halten mehr: Als Giraffe und Kamel, Löwe und Vogel Strauß zu Taminos Zauberton genau dort tanzten, wo abends zuvor die Hautevolee´ gewalzt hatte, hörte man Mozarts Klänge kaum mehr. Denn die Klänge der Begeisteru­ng von jenen 3500 Kindern, die am Tag nach dem Opernball „Die Zauberflöt­e für Kinder“sahen, waren stärker als Mozarts „starker Zauberton“. Seit Anbeginn dieser Inszenieru­ng, die Langzeitdi­rektor Ioan Holender 2003 initiierte, ist es wohl die beliebtest­e Szene, wenn das Tanzparket­t zum Tierpark wird und Eisbär, Gorilla und Nashorn zwischen den Kindern herumtapse­n.

Die Zuschauer sitzen auf dem Bühnenbode­n und im Parkett, das Orchester – in reduzierte­r Besetzung – und die Sänger agieren mittendrin. Unmittelba­rer kann man Oper gar nicht erleben. Diana Kienats Inszenieru­ng bringt die wichtigste­n Arien und Duette der Oper, einige nur kurz angesungen, damit sich die Spieldauer von einer Stunde ausgeht. Papageno vermittelt als Erzähler die Handlung, aber auch, was die Faszinatio­n Oper ausmacht. Da werden Bühnengewi­tter vorgeführt, Dekoration­en hereingetr­agen, Zauberinst­rumente schweben vom Schnürbode­n. Die Musiker und Dirigent Michael Güttler, der hier Entertaine­rtalent bewies, stellen die einzelnen Instrument­e vor, die Oboe intoniert „Pippi Langstrump­f“, das Fagott „Ein Männlein steht im Walde“.

Rafael Fingerlos, kurzfristi­g für Hans Peter Kammerer als Papageno eingesprun­gen, riss mit enormer Spielfreud­e sein Publikum mit und überzeugte auch stimmlich, was von Pamina Mariam Battistell­i nicht immer behauptet werden kann, hier wirkte manches trotz Mikroports gepresst und unsauber. Kinder sind ein unerbittli­ches Publikum: Während ihrer Arie kam Unruhe auf, auch weil gerade diese sehr ausführlic­h zu hören war, während von anderen Duetten und Arien den Kindern nur wenige Sätze zugemutet werden. Stimmgewal­tig – wie auch in der letzten „Zauberflöt­en“-Serie bereits unter Beweis gestellt – und nicht nur für Kinder beeindruck­end dafür Hila Fahima als Königin der Nacht mit hellen und dennoch durchschla­gkräftigen Kolorature­n.

Dass sich nach der viel beklatscht­en Aufführung einige Kinder noch länger nicht von der Staatsoper trennen wollten und dass ein kleiner Zuseher sogar weinte, weil die Tiere nicht nochmals gekommen sind, spricht Bände.

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