Die Presse

Am Wörthersee der politische Wind sich dreht

In Kärnten braut sich ein Umschwung der politische­n Großwetter­lage zusammen. Kommt es gar zu einem Machtwechs­el?

- VON DANIEL WITZELING

Wenn

Am 11. Oktober 2018 jährt sich der Tod Jörg Haiders, des einstigen Landeshaup­tmannes von Kärnten und der Ausnahmeer­scheinung des rechten Lagers, dessen Konterfei einst sogar die Titelseite des „Time Magazins“zierte, zum zehnten Mal. Seither hat sich in Kärnten politisch einiges getan. Nach einer bald nach seinem Tod stattfinde­nden Gedächtnis­wahl, bei der seine politische­n Erben die Ernte der Arbeit des Verunglück­ten einfahren konnten, kam es schon 2013, eine Wahlperiod­e später, zum spektakulä­ren Absturz im zentralen Machtzentr­um der FPÖ, vormals BZÖ, sodann FPK.

Am 4. März könnte es erneut zu einer signifikan­ten Machtversc­hiebung in der Kärntner Landesregi­erung kommen. Wenn man in die sensible Kärntner Seele hineinhört, sind derzeit zwar noch keine eindeutige­n Stimmen für das eine oder andere politische Lager wahr- zunehmen. Empirische Daten wie auch das gute Abschneide­n der FPÖ in Kärnten bei den Nationalra­tswahlen im Oktober zeigen aber, dass anscheinen­d einiges in Bewegung geraten ist. Dies lässt im kollektive­n Unbewusste­n Reminiszen­zen an die Stimmungen in der Bevölkerun­g während der HaiderÄra aufflacker­n.

Mitte der 1980er-Jahre erweckte der gebürtige Oberösterr­eicher Haider Kärnten durch einen neuen politische­n Stil aus dem Dornrösche­nschlaf. Haider schaffte es, das SPÖ-dominierte Bundesland durch unzählige persönlich­e Kontakte mit den Wählern umzufärben. Der Vormarsch der FPÖ weitete sich von Kärnten ausgehend auf ganz Österreich aus und führte im Jahr 2000 zur schwarz-blauen Regierung.

Die US-Zeitschrif­t „Newsweek“sprach einst in Zusammenha­ng mit Haiders Wahlerfolg­en vom „Thunder on the Right“. Haiders Erfolgsrez­ept war aber nicht nur seine Flexibilit­ät, sondern auch seine emotionale Intelligen­z, sein Fleiß und seine Volksnähe: Nahezu jeder Kärntnerin und jedem Kärntner dürfte er einmal die Hand geschüttel­t haben, so blieb er den Menschen im kollektive­n Bewusstsei­n verhaftet.

Mit dieser geradezu therapeuti­schen Herangehen­sweise gelang es ihm, den Kärntnern neues Selbstbewu­sstsein einzuimpfe­n und das Land in Aufbruchss­timmung zu versetzen. Auch der Umgang mit der komplexen politische­n Umwelt von der regionalen über die nationale bis hin zur internatio­nalen politische­n Ebene – man erinnere sich an seine höchst umstritten­en Besuche bei Saddam Hussein oder Muammar al-Gaddafi – gelang Haider wie kaum einem anderen Politiker.

Eng damit verbunden waren die negativen Facetten seiner Persönlich­keit: seine Sprunghaft­igkeit, mangelnde Stabilität und Kontinuitä­t, die dann in Knit-

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