Die Presse

Platter für härtere Strafen

Interview. Der Tiroler Landeshaup­tmann lässt für die Zeit nach der Wahl am 25. Februar alle Koalitions­varianten offen. Vom Bund fordert er Verhandlun­gen zur Abschaffun­g der Notstandsh­ilfe.

- VON DIETMAR NEUWIRTH

Tirols Landeshaup­tmann im Interview vor der Landtagswa­hl.

Die Presse: Landtagswa­hlen finden nicht im luftleeren Raum statt. Verspüren Sie bundespoli­tischen Rückenwind? Günther Platter: Wir haben bei anderen Wahlgängen öfter Gegenwind gehabt, der ist mit Sicherheit nicht da. Sebastian Kurz hat hohe Anerkennun­g, deshalb ist das für die Landtagswa­hl kein Nachteil.

Haben Sie Sebastian Kurz schon zur Wahlparty eingeladen? Sebastian Kurz ist eingeladen, von einer Siegespart­y wurde nicht gesprochen.

Rechnen Sie mit keinem Sieg? Ich wünsche mir ein gutes Ergebnis, und dass wir 40 Prozent erhalten.

Das ist aber extrem unambition­iert, wenn man weiß, dass Sie zuletzt mit 39,4 Prozent das historisch schlechtes­te Ergebnis in Tirol eingefahre­n haben. Auf 40 Prozent in der heutigen Zeit zu kommen, ist eine riesige Herausford­erung. Ich möchte die Chance haben, mit mehreren über eine Koalition zu sprechen. Man braucht einen Regierungs­chef, der eine starke Unterstütz­ung der Bevölkerun­g genießt, um sich bei großen Themen wie zum Beispiel dem Transitpro­blem in Berlin, Brüssel, Wien oder Rom durchzuset­zen. Wir haben eine gute Stimmung, noch keine Stimmen. Es ist keine g’mahte Wiesen.

Auf FPÖ-Seite ist der Start der Regierung im Bund zuweilen holprig verlaufen. Hätten Sie das problemlos­er erwartet? Sebastian Kurz macht das sehr klug. Aufgrund der Tatsache, dass wir einen starken Regierungs­chef haben, werden sehr vernünftig­e Beschlüsse gefasst, wie die Stärkung der Familien und die Reduzierun­g der Steuerlast der Bürger.

Wäre dann nicht in Tirol eine Koalition mit der FPÖ naheliegen­d? Ich lasse mir die Koalitions­varianten offen. Es geht darum, Richtung Vollbeschä­ftigung zu gehen, die Verkehrsfr­age zu lösen, und dass auch der soziale Friede im Land gewährleis­tet bleibt.

Sehen Sie diesen gefährdet? Regierunge­n haben den Auftrag, einen Beitrag zu leisten, das positive Zusammenle­ben zu fördern. Da geht es auch um die Wortwahl, denn Worte können verletzen.

Wenn Sie von der Wortwahl sprechen, dann gibt es eine Partei, die häufig in Kritik stand, die FPÖ. Ist da eine Distanz gegenüber der Partei herauszule­sen? Nein, das kann man aus meinen Worten nicht herauslese­n.

Ihre Zusammenar­beit mit den Grünen scheint gut zu funktionie­ren. Was spricht gegen die Fortsetzun­g? Wir haben viel weitergebr­acht, ohne Streit. Die Koalition mit den Grünen war ein Vertrag auf fünf Jahre. Ich weiß ja nicht, welche Gewichtung die Parteien nach der Wahl haben werden.

Wie stellen Sie sich ein modernes Zusammensp­iel zwischen Bund und Ländern vor? Es braucht einen klaren Föderalism­us, klare Zuständigk­eiten. Das Mischmasch, dass es für eine Materie verschiede­ne Zuständigk­eiten gibt, muss aufhören. Ich bin absolut damit einverstan­den, dass der Jugendschu­tz Bundesmate­rie ist. Es versteht niemand, dass es hier beispielsw­eise Unterschie­de zwischen Kärnten und Osttirol gibt, wie lang ein Jugendlich­er ausgehen darf. Geben Sie Entwarnung, was illegale Grenzübert­ritte am Brenner betrifft? Wir haben die Situation im Griff, aber wir sind wachsam.

Sie rechnen damit, dass das auch im heurigen Sommer noch so bleibt? Das Grenzmanag­ement im grenznahen Bereich funktionie­rt und permanente Kontrollen können innerhalb von 24 Stunden hochgezoge­n werden, wenn die Italiener wieder beginnen durchzuwin­ken. Derzeit ist die Zusammenar­beit aber gut.

War es ein guter politische­r Stil der Bundesregi­erung, die Streichung der Notstandsh­ilfe anzukündig­en, was mehr Kosten für die Mindestsic­herung verursacht, die aber die Bundesländ­er zu tragen haben? Das wird man verhandeln müssen. Da braucht es keine Drohgebärd­en. Da ist ja nichts beschlosse­n.

Sie glauben, dass das nicht kommt? Wir sind ja keine verfeindet­en Lager. Eine solch komplexe Materie, die gravierend­e finanziell­e Auswirkung­en hat, muss auf dem Verhandlun­gsweg gelöst werden. Es wird keinen einseitige­n Beschluss der Bundesregi­erung dazu geben.

War es ein Fehler, vom generellen Rauchverbo­t in der Gastronomi­e abzugehen? Eine Koalition zu bilden heißt, dass man auch auf Wünsche des Partners eingehen muss, sonst bedeutet das Neuwahlen.

Staatssekr­etärin Karoline Edtstadler fordert höhere Strafen für Sexualstra­ftäter. Halten Sie das für sinnvoll? Ja. Es gibt ein Missverhäl­tnis in der Bestrafung von Vermögensd­elikten und Sexualdeli­kten. Bei der letzten Novellieru­ng gab es einen Kompromiss, der nicht weitreiche­nd genug war. Deshalb befürworte ich eine Erhöhung der Strafen bei Sexualdeli­kten und Gewaltdeli­kten gegen Frauen und Kinder.

Berufen Sie sich dabei auch auf die Stimmung der Bevölkerun­g? Das ist mein Empfinden, und es kann durchaus sein, dass die Bevölkerun­g das ähnlich sieht.

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[ Clemens Fabry ] Tirols Landeshaup­tmann, Günther Platter: Wahl ist „keine g’mahte Wiesen“.

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