Die goldenen Loipenjäger
Biathlon. Die Deutsche Laura Dahlmeier schickt sich an, der Star dieser Winterspiele zu werden. Auch ihre männlichen Kollegen räumen in Pyeongchang reihenweise Medaillen ab.
Die deutschen Biathleten räumen in Pyeongchang reihenweise Medaillen ab.
Vier Rennen, vier Medaillen, davon drei in Gold: Deutschland dominiert die olympischen Biathlonbewerbe. Hauptverantwortlich dafür ist Laura Dahlmeier mit zwei Goldmedaillen, die Garmisch-Partenkirchnerin hat nach dem Sprint (7,5 km) auch die Verfolgung (10 km) gewonnen, und wie schon zwei Tage zuvor erneut in souveräner Manier. Erst 29,4 Sekunden hinter der 24-Jährigen kam die Slowakin Anastasiya Kuzmina ins Ziel, Bronze ging an die Französin Ana¨ıs Bescond. Der Sprecher im erneut kaum gefüllten Stadion feierte Dahlmeier als „deutsche Eisprinzessin“.
Sie ist nun die erste Biathletin überhaupt, die bei Winterspielen sowohl Sprint als auch Verfolgung gewonnen hat. Dieses Kunststück ist bisher nur Rekord-Olympiasieger Ole Einar Bjørndalen gelungen. Wie sich das anfühle? „Gut, unglaublich“, meinte Dahlmeier. Vier Bewerbe wird sie in Pyeongchang noch bestreiten. Doch bei aller Dominanz, die Rennen im bitterkalten und windigen Südkorea gehen ihr nicht so leicht von der Hand wie noch im Vorjahr in Hochfilzen, als sie mit scheinbar spielerischer Leichtigkeit zu fünf WM-Goldmedaillen gelaufen ist. „Meine Finger sind gerade aufgetaut, das waren Schmerzen, schlimmer als in jedem Rennen zuvor“, meinte sie nach der Verfolgung, bei der sie sich trotz allem nur einen einzigen Fehlschuss geleistet hatte. „Ich bin total erschöpft, fahre jetzt ins Quartier und lege mich ins Bett. Übermorgen ist schon das nächste Rennen. Da muss ich jetzt Kraft tanken.“
Ihr Chefcoach, Gerald Hönig, ein routinierter und sonst nicht sonderlich überschwänglicher Mann, hingegen erklärte mit Tränen in den Augen: „Was Laura hier an Biathlon in Perfektion zeigt, habe ich in der Art und Weise noch nicht gesehen.“Die Zollbeamtin vom SC Partenkirchen hat bei Großereignissen nun in dreizehn Rennen in Folge eine Medaille geholt. Auch das ist unerreicht.
Um die deutschen BiathlonFestspiele zu komplettierten, lief Arnd Peiffer, 30, am Sonntag im Sprint der Männer (10 km) zu Gold, tags darauf sorgte Benedikt Doll, 27, der Sprintweltmeister von Hochfilzen, mit Bronze in der Verfolgung (12,5 km) für die vierte deutsche Medaille. Es musste schon der Franzose Martin Fourcade, also der derzeit beste Biathlet der Welt, einen seiner Paradewettkämpfe abliefern, um für den ersten nicht deutschen Sieg dieser Spiele zu sorgen.
Abholbereites Gold
Dass Dahlmeier in Pyeongchang mit einem solchen Feuerwerk loslegt, damit war ob ihrer schwierigen Saisonvorbereitung mit einer hartnäckigen Erkältung nicht zu rechnen. Auch Peiffers Gold kam überraschend. Doch der deutsche Medaillenregen ist längst nicht zu Ende. Mit Denise Herrmann steht noch eine weitere Weltcupsiegerin dieses Winters für das anstehende Einzelrennen (15 km, Mittwoch, 12.05 Uhr) und den Massenstart im Aufgebot, auch Erik Lesser und vor allem Simon Schempp sind jederzeit für Medaillen gut.
Dabei lagen die Hoffnungen der zahlreichen deutschen Fans – Biathlon ist nicht nur nach TVQuoten Wintersport Nummer eins, die Skijäger querfinanzieren auch andere DSV-Sparten – vor allem auf den abschließenden Staffelbewerben. Dort wäre zumindest bei den Frauen alles andere als Gold eine herbe Enttäuschung.
Ein deutscher Rekord aber ist noch ungebrochen: Bisher erfolgreichster deutscher Skijäger bei einem Olympia-Event ist nach wie vor Michael Greis mit drei Goldmedaillen in Turin 2006 (Einzel, Massenstart und Staffel).
Beim Verfolgungstriumph von Fourcade – wie Jean-Claude Killy, Frankreichs bisheriger Rekordmann bei Winterspielen, hält er nun bei drei Goldmedaillen – schoss sich Julian Eberhard, der als Vierter ins Rennen ging, mit drei Fehlern beim ersten Stehendanschlag aus dem Medaillenkampf. In der Runde zuvor hatte sich der Salzburger noch an die Skienden von Fourcade geheftet. Am Ende wurde Eberhard mit insgesamt sechs Strafrunden noch 15., direkt hinter Simon Eder, dem besten Österreicher an diesem Tag (zwei Schießfehler).
Norwegen hadert
Das Gegenteil der überragenden Deutschen sind in Pyeongchang bisher die norwegischen Biathleten. Marte Olsbu holte im Damensprint zwar sensationell Silber, die favorisierten Herren allerdings warten noch auf Edelmetall. Die Nummer eins im Team, Johannes Thingnes Bø (acht Saisonsiege), konnte sich nach seinem enttäuschenden Sprint nicht rehabilitieren, machte vom 31. Platz nur wenig Boden gut und wurde nach sechs Fehlern 21., sein Bruder Tarjei Bø landete auf Platz vier.
Was Laura hier in Perfektion zeigt, habe ich in der Art und Weise noch nicht gesehen. Gerald Hönig, Biathlon-Chefcoach