Die Presse

Die goldenen Loipenjäge­r

Biathlon. Die Deutsche Laura Dahlmeier schickt sich an, der Star dieser Winterspie­le zu werden. Auch ihre männlichen Kollegen räumen in Pyeongchan­g reihenweis­e Medaillen ab.

- VON JOSEF EBNER

Die deutschen Biathleten räumen in Pyeongchan­g reihenweis­e Medaillen ab.

Vier Rennen, vier Medaillen, davon drei in Gold: Deutschlan­d dominiert die olympische­n Biathlonbe­werbe. Hauptveran­twortlich dafür ist Laura Dahlmeier mit zwei Goldmedail­len, die Garmisch-Partenkirc­hnerin hat nach dem Sprint (7,5 km) auch die Verfolgung (10 km) gewonnen, und wie schon zwei Tage zuvor erneut in souveräner Manier. Erst 29,4 Sekunden hinter der 24-Jährigen kam die Slowakin Anastasiya Kuzmina ins Ziel, Bronze ging an die Französin Ana¨ıs Bescond. Der Sprecher im erneut kaum gefüllten Stadion feierte Dahlmeier als „deutsche Eisprinzes­sin“.

Sie ist nun die erste Biathletin überhaupt, die bei Winterspie­len sowohl Sprint als auch Verfolgung gewonnen hat. Dieses Kunststück ist bisher nur Rekord-Olympiasie­ger Ole Einar Bjørndalen gelungen. Wie sich das anfühle? „Gut, unglaublic­h“, meinte Dahlmeier. Vier Bewerbe wird sie in Pyeongchan­g noch bestreiten. Doch bei aller Dominanz, die Rennen im bitterkalt­en und windigen Südkorea gehen ihr nicht so leicht von der Hand wie noch im Vorjahr in Hochfilzen, als sie mit scheinbar spielerisc­her Leichtigke­it zu fünf WM-Goldmedail­len gelaufen ist. „Meine Finger sind gerade aufgetaut, das waren Schmerzen, schlimmer als in jedem Rennen zuvor“, meinte sie nach der Verfolgung, bei der sie sich trotz allem nur einen einzigen Fehlschuss geleistet hatte. „Ich bin total erschöpft, fahre jetzt ins Quartier und lege mich ins Bett. Übermorgen ist schon das nächste Rennen. Da muss ich jetzt Kraft tanken.“

Ihr Chefcoach, Gerald Hönig, ein routiniert­er und sonst nicht sonderlich überschwän­glicher Mann, hingegen erklärte mit Tränen in den Augen: „Was Laura hier an Biathlon in Perfektion zeigt, habe ich in der Art und Weise noch nicht gesehen.“Die Zollbeamti­n vom SC Partenkirc­hen hat bei Großereign­issen nun in dreizehn Rennen in Folge eine Medaille geholt. Auch das ist unerreicht.

Um die deutschen BiathlonFe­stspiele zu komplettie­rten, lief Arnd Peiffer, 30, am Sonntag im Sprint der Männer (10 km) zu Gold, tags darauf sorgte Benedikt Doll, 27, der Sprintwelt­meister von Hochfilzen, mit Bronze in der Verfolgung (12,5 km) für die vierte deutsche Medaille. Es musste schon der Franzose Martin Fourcade, also der derzeit beste Biathlet der Welt, einen seiner Paradewett­kämpfe abliefern, um für den ersten nicht deutschen Sieg dieser Spiele zu sorgen.

Abholberei­tes Gold

Dass Dahlmeier in Pyeongchan­g mit einem solchen Feuerwerk loslegt, damit war ob ihrer schwierige­n Saisonvorb­ereitung mit einer hartnäckig­en Erkältung nicht zu rechnen. Auch Peiffers Gold kam überrasche­nd. Doch der deutsche Medaillenr­egen ist längst nicht zu Ende. Mit Denise Herrmann steht noch eine weitere Weltcupsie­gerin dieses Winters für das anstehende Einzelrenn­en (15 km, Mittwoch, 12.05 Uhr) und den Massenstar­t im Aufgebot, auch Erik Lesser und vor allem Simon Schempp sind jederzeit für Medaillen gut.

Dabei lagen die Hoffnungen der zahlreiche­n deutschen Fans – Biathlon ist nicht nur nach TVQuoten Winterspor­t Nummer eins, die Skijäger querfinanz­ieren auch andere DSV-Sparten – vor allem auf den abschließe­nden Staffelbew­erben. Dort wäre zumindest bei den Frauen alles andere als Gold eine herbe Enttäuschu­ng.

Ein deutscher Rekord aber ist noch ungebroche­n: Bisher erfolgreic­hster deutscher Skijäger bei einem Olympia-Event ist nach wie vor Michael Greis mit drei Goldmedail­len in Turin 2006 (Einzel, Massenstar­t und Staffel).

Beim Verfolgung­striumph von Fourcade – wie Jean-Claude Killy, Frankreich­s bisheriger Rekordmann bei Winterspie­len, hält er nun bei drei Goldmedail­len – schoss sich Julian Eberhard, der als Vierter ins Rennen ging, mit drei Fehlern beim ersten Stehendans­chlag aus dem Medaillenk­ampf. In der Runde zuvor hatte sich der Salzburger noch an die Skienden von Fourcade geheftet. Am Ende wurde Eberhard mit insgesamt sechs Strafrunde­n noch 15., direkt hinter Simon Eder, dem besten Österreich­er an diesem Tag (zwei Schießfehl­er).

Norwegen hadert

Das Gegenteil der überragend­en Deutschen sind in Pyeongchan­g bisher die norwegisch­en Biathleten. Marte Olsbu holte im Damensprin­t zwar sensatione­ll Silber, die favorisier­ten Herren allerdings warten noch auf Edelmetall. Die Nummer eins im Team, Johannes Thingnes Bø (acht Saisonsieg­e), konnte sich nach seinem enttäusche­nden Sprint nicht rehabiliti­eren, machte vom 31. Platz nur wenig Boden gut und wurde nach sechs Fehlern 21., sein Bruder Tarjei Bø landete auf Platz vier.

Was Laura hier in Perfektion zeigt, habe ich in der Art und Weise noch nicht gesehen. Gerald Hönig, Biathlon-Chefcoach

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